laut.de-Kritik

All you need is Kippen, Kaffee und ein Schnäpsken.

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Auf seinem neuen Album lädt Scott McCaughey bereits zum siebten Mal Indierock-Größen zum Kaffeekränzchen ein. Der versierte Gitarrist, der die Stadt Seattle in den Achtzigern mit den Young Fresh Fellows um ein Stück Musikgeschichte bereichte und seit elf Jahren als Studio- und Tourmusiker bei R.E.M. fiedelt, widmet sich mit großer Begeisterung seinem Bandprojekt The Minus 5.

Auf dem "The Gun Album" betitelten Werk packt der Songwriter einiges an Prominenz mit ins Boot, darunter R.E.M.-Mitbegründer Peter Buck und der vielbeschäftigte Schlagzeuger Bill Rieflin (Ministry, The Blackouts, Revolting Cocks). Auch Wilco und zwei Teile der Decemberists schnappte sich der Altrocker für seine ureigene Mischung.

Beginnend bei "Rifle Called Goodbye" scheint die vielgeliebte Band aus Sgt. Peppers Lonely Hearts Club aus den Lautsprechern zu flöten. Besonders das Klavier eifert seinen großen Geschwistern "A Day In The Life" und "Maxwell's Silver Hammer" hinterher. Mit einem Ruck reißt "Aw Shit Man" den Hörer nicht nur von den Füßen, sondern auch zurück in die Gegenwart. Ein kurzes Vergnügen - sowohl Tempo und loses Mundwerk lassen mutmaßen, dass The Minus 5 bei den Proben der Strokes durchs Schlüsselloch geäugelt haben.

Country-Rock schreit "Out There On The Maroon" und macht trotzdem nicht davor Halt, sich gehörig bei "Pretty Woman" zu bedienen. In "My Life AA Creep" lugt das Klavier nochmals zwischen den Klanggardinen hervor, "With A Gun" verpackt den leicht gewalttätigen Text in ein freundliches und wenig kratzendes Gitarrengewand und "Cemetary Row" wirkt fast schon besinnlich. Der nächste Song "Twilight Distillery" scheint für den Soundtrack gecastet worden zu sein, um an einem sonnigen Tag mit dem Cable Car die Hügellandschaft San Francisos rauf und runter zu fahren. Überhaupt schmecken viele Stücke auf dem Minus 5-Album nach alten amerikanischen Hippie-Räucherstäbchen, einem Burger in der Rollschuhdisko oder dem aufgewirbelten Wüstensand des Westens.

Eine typische Musikerbinsenweisheit verrät "Cigs Coffee Booze" - ganz nach dem Motto "All you need is Kippen, Kaffee und ein Schnäpsken". Wegen der nölenden Gitarren und dem eher waagerechten Spannungsbogen will "Leftover Life" nicht ganz gefallen, dafür spielt "Hotel Senator" mit interessanten Effekten. Eine weniger romantische Drohung enthält "Bought A Rope". Wenn die eigene Freundin einen verlassen will, warum sie dann nicht einfach irgendwo festbinden? Oder sich doch selbst an ihrem Baumhaus erhängen?

Ein paar Takte später schleicht sich das vorwitzige Klavier klammheimlich in "All Worn Out" und mit der scheinbar in die falsche Zeit hineingeborenen Rocknummer "Original Luke" verklingen die letzten Töne. Insgesamt klingt bis auf die strokeske Nummer zwei alles so, als hätten sich The Minus 5 einmal querfeldein durch die Rockgeschichte der 60er und 70er gepflügt. An der Qualität und dem hohen Grad an eigener Färbung wird allerdings deutlich, dass McCaughey nicht klaut, sondern zitiert. Vielleicht eine Hommage an die große, alte Wurlitzer vom nächstgelegenen Second-Hand-Laden? Allerdings ohne deren große Hits. Schade.

Trackliste

  1. 1. Rifle Called Goodbye
  2. 2. Aw Shit Man
  3. 3. Out There On The Maroon
  4. 4. My Life AA Creep
  5. 5. With A Gun
  6. 6. Cemetary Row
  7. 7. Twilight Distillery
  8. 8. Cigs Coffee Booze
  9. 9. Leftover Life
  10. 10. Hotel Senator
  11. 11. Bought A Rope
  12. 12. All Worn Out
  13. 13. Original Luke

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