laut.de-Kritik
Nonstop Powerpop!
Review von Alexander CordasPünktlich zum Sommer serviert The Stereo-Mastermind Jamie Woolford mit "Rewind & Record" seinen nunmehr dritten Versuch, Rivers Cuomo die Hornbrille von der Nase zu stibitzen, und sich in die Herzen der unzähligen Weezer-Fans zu spielen. Die Marschroute ist klar abgesteckt: Nonstop Powerpop! Das heißt also Rolläden hoch, Fenster auf, raus mit der Frühjahrsmüdigkeit, rein mit der Sonne und auf ins Geschrammel.
Nach dem ersten Durchgang scheint alles perfekt. Der Sound ist fett wie der durchschnittliche Bierbauch auf Mallorca, die Gitarren braten besser als jeder handelsübliche Grill, die Melodien sind gefällig und bringen so die Sonne ins Wohnzimmer, ohne einen Sonnenbrand zu verursachen, und die Lieder sind abwechslungsreich wie Badehosen am Strand.
"Don't Say Uncle" lässt mit seiner omnipräsenten Klavier-Nichtmelodie die Mundwinkel spontan nach oben kriechen, "Too Little, Too Late" überzeugt durch minimale, elektronische Instrumentierung und grandiosen Melodien. An den ebenso minimalistischen Track "Vice Versa Inquisition" wurde das trip-hoppige Outro "No Name #2" gepappt, "Have I Paid My Debt To MPLS?" erinnert gegen Ende mit seinem mehrstimmigen Gesang an die schöneren Momente von Jimmy Eat World. Der Schlusstrack "Two-Week Notice" besteht lediglich aus Stimme und Akustikgitarre, vergleichbar mit "Butterfly" von Weezers Album "Pinkerton". Der Ohrwurm "Stop Breathing" wird auf meinen Sommer-Mixtapes wohl einen der vorderen Plätze einnehmen.
Leider bröckelt nach einiger Zeit die glänzende Sonnenmilchfassade. Das Problem an dieser Sonnenbank für zu Hause: Man wird auch nach mehrfacher Bestrahlung einfach nicht richtig braun. Was nützt der schönste Bikini, wenn der Mensch, der drin steckt, nicht gut ausschaut?! Abwechslung hin, Sound her, "Rewind & Record" bietet für ein Popalbum nun mal zu wenige richtige Hits, um hundertprozentig zu überzeugen. Übrig bleibt ein zwar durchaus okayes Album, dessen Überfliegerqualitäten aber nicht mal nach Castrop-Rauxel reichen. Wer auf der Suche nach einer Alternative zu Weezer ist, sollte hier trotzdem mal ein Ohr riskieren.
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