Porträt

laut.de-Biographie

The Who

Sie waren die jungen Wilden der sechziger Jahre. "Hope I die before I get old" war Pete Townshends sehnlichster Wunsch. Die britische Band The Who, die Mitte der Sechziger mit "My Generation" bekannt und später mit den Rockopern "Tommy" und "Quadrophenia" so richtig schön reich geworden ist, gilt nach wie vor als eine der einflussreichsten Bands der Musikgeschichte. Trotz des Drogentods zweier Mitglieder und der Streitereien der beiden Querköppe Roger Daltrey (Gesang) und Townshend (Gitarre, Gesang), füllen sie bei ihren gelegentlichen Tourneen nach wie vor die größten Hallen und Stadien.

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1961 gründet Daltrey in London The Detours und findet in den nächsten zwölf Monaten seine Mitstreiter in Townshend und John Entwistle (Bass). Die Detours bleiben jedoch erfolglos, was sich erst ändert, als sich die Band 1964 wegen einer gleichnamigen Konkurrenzkapelle in "The Who" umbenennt und kurz darauf Drummer Keith Moon hinzu stößt. Bereits das erste Album erntet positive Resonanz beim jungen Beat-Publikum. Auf ausgedehnten Clubtouren spielen The Who ihr "My Generation" mit zerstörerischer Wut und einer solchen Überzeugungskraft, dass der Song tatsächlich zu einer Art Hymne mutiert.

1966 und 1967 tritt die Band insgesamt knapp zwanzig Mal in Deutschland auf. Die wahre Zahl der Konzerte (u.a. in Herford, Siegen und Ravensburg!) lässt sich schwer deuten, da damals viele Gigs lediglich in der Presse angekündigt wurden. Als überliefert gilt der Auftritt in Köln vom November '66 mit den Lords, als die Band nach fünf Songs wie üblich die Bühne zerstörte.

Der Durchbruch gelingt The Who, als sie 1969 ihre gerade fertig gestellte Rockoper "Tommy" in Woodstock präsentieren dürfen. Von da an zählen sie zu den ganz Großen, in einer Liga mit den Stones oder den Beatles spielend, nur ehrlicher. Ein Jahr darauf entsteht das Album "Live At Leeds", das bis heute als ein Meilenstein der Rockgeschichte gilt. Mit der Veröffentlichung von "Quadrophenia" (1973) beginnt das Glück, sich zu wenden. Das vierspurig aufgenommene Werk klingt in Stereo nicht sonderlich überzeugend und die Versuche der Band, den Sound live mit Backing Tapes zu retten, enden im Chaos. Auch die bejubelte Verfilmung von "Tommy" im folgenden Jahr mit Gaststars wie Elton John, Tina Turner und Jack Nicholson bringen zwar Ruhm, aber kein Glück. Fortan wird Daltrey, der im Film eine Art jungen Messias spielt, zu Townshends Ärger zum Liebling der Massen.

1978 stirbt Keith Moon, der mit seinem außergewöhnlich vielseitigen Schlagzeugspiel viel zum Erfolg von The Who beigetragen hat, an einer Überdosis an Schlafmitteln. Entgegen weitläufigen Prognosen, dies sei das Ende der Band, engagieren Daltrey und Townshend den befreundeten Kenney Jones, Ex-Drummer der Small Faces. Ein vollwertiger Ersatz ist Jones jedoch nicht, und auch sonst bleibt das Unglück The Who hart auf den Fersen. 1979 trampeln wild gewordene Fans, die einen guten Platz erobern wollen, bei einem Konzert in Cincinnati elf Menschen zu Tode. In der Folge verfällt Townshend immer mehr dem Alkohol. 1983 wird schließlich das offizielle Ende der Band bekannt gegeben.

Das gilt lediglich für ihre Studiotätigkeit, denn bereits 1985 treten The Who bei Live Aid auf. 1989 gehen sie mit mehreren Gästen, darunter Elton John und Billy Idol, auf große "Tommy"-Tour. 1996/7 folgt dann "Quadrophenia" als multimediales Spektakel. Am Schlagzeug sitzt mittlerweile Ringos Sohn Zak Starkey. Auch 1999 können sich Daltrey, Townshend und Entwistle erneut für eine kleine Wohltätigkeitstour zusammen raufen und sogar von einem neuen Album ist die Rede. In der Realität passiert dennoch nichts bis 2001, als ein Tribute Album mit prominenter Gästeliste erscheint.

Völlig überraschend stirbt Bassist Enwistle im Juni 2002 in seinem Hotelzimmer in Las Vegas. Die Todesursache ist Herzversagen, doch werden in seinem Blut auch Spuren an Kokain festgestellt. Am folgenden Tag hätte eine dreimonatige US-Tour beginnen sollen, die Townshend und Daltrey zunächst absagen, wenige Tage später mit Ersatzmann Pino Palladino (Tears For Fears, Eric Clapton, Elton John) aber doch noch durchziehen.

Eine weitere schwere Zeit beginnt für Townshend 2003, als ihn Scotland Yard beschuldigt, kinderpornographisches Material gegen Bezahlung aus dem Internet herunter geladen zu haben. Townshend, der sich stark für den Schutz und die Rechte von Kindern einsetzt, bestreitet vehement ein sexuelles Interesse und gibt Recherche-Arbeit als Grund an. Die Unterstützung durch prominente Bekannte ist groß, schließlich glaubt ihm auch die Polizei und stellt das Verfahren mit einer Verwarnung ein.

Erleichtert machen sich Townsend und Daltrey wieder an die Arbeit. Das erste Ergebnis erscheint 2004: Neben der x-ten Best Of "Then And Now" und einer "Singles Box" veröffentlichen sie nach über 20 Jahren wieder zwei neuen Songs ("Real Good Looking Boy" und die Entwistle-Hommage "Old Red Wine"). 2006 folgt mit "Endless Wire" ihr erstes Studioalbum seit 1982.

Der kommerzielle Erfolg hält sich in Grenzen, doch haben sie bewiesen, dass sie es noch können. Bei den regelmäßigen Touren steht natürlich eher die Vergangenheit im Mittelpunkt, ebenso bei den Rückblicken auf CD und DVD, darunter das üppige "Amazing Journey: The Story Of The Who" (2007) und "Quadrophenia Live" (2014).

Zum 50. Jubiläum erscheint 2014 eine neue Best Of mit dem Titel "The Who Hits 50!". Neben neu abgemischtem alten Material erhält es auch das neue Stück "Be Lucky", das als Vorbote für ein neues Studioalbum gilt. Das geplante Veröffentlichungsjahr 2016 endet jedoch ohne weitere Neuigkeiten. Erst 2019 erscheint "Who". Das erste Studioalbum seit 13 Jahren wird von Fans und Musikpresse freundlich aufgenommen, die zum Album geplante Tour kann allerdings wegen der Corona-Pandemie zunächst nicht stattfinden.

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Berlin, Waldbühne, 2023 Roger Daltrey und Pete Townshend mit dem Filmorchester Babelsberg.

Roger Daltrey und Pete Townshend mit dem Filmorchester Babelsberg., Berlin, Waldbühne, 2023 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Daltrey und Pete Townshend mit dem Filmorchester Babelsberg., Berlin, Waldbühne, 2023 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Daltrey und Pete Townshend mit dem Filmorchester Babelsberg., Berlin, Waldbühne, 2023 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Daltrey und Pete Townshend mit dem Filmorchester Babelsberg., Berlin, Waldbühne, 2023 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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