laut.de-Kritik
Grönemeyers Schweiz-Connection trägt Früchte ...
Review von Kai KoppDer Name Herbert Grönemeyer ist definitiv ein verkaufsförderndes Argument. Noch nie hat er sich zu einer Kooperation hinreißen lassen. Nun dürfen wir Mister "Mensch" erstmalig als Gastsänger erleben. Geschafft hat das die Basler Formation The World Quintett, die bisher unter dem Namen Kol Simcha agierte. Der Text des Herbert-Features klingt so melo-drama-traurig als sei er aus Herrn Grönemeyers ureigener Feder. Tatsächlich verfasste ihn jedoch Selma Meerbaum-Eisinger, die mit 18 Jahren im SS-Arbeitslager starb.
"Menschen sind zu traurig, um sich noch zu hassen" und "nimmts der Mond mit Scheinen nicht genau" sind Zeilen, die ihm auf den Leib geschrieben scheinen. "Von Anfang an konnte ich mir nur Herbert Grönemeyer vorstellen, von dem ich überzeugt war, dass er die nötige Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Authentizität mitbringt. Ich habe ihm also unsere CDs und die Texte geschickt. Er war so begeistert, dass er sofort zusagte".
Die Musik des World Quintett unter dem Licht dieses Gastspiels zu betrachten wird ihr jedoch nicht gerecht. Kol (Stimme) Simcha (Freude) präsentieren mit "The World Quintett" bereits ihr siebtes Album. Nachdem sie 1986 als Duo, das für jüdische Hochzeitsgesellschaften aufspielte, ihre Karriere begannen, vermehrten sie sich im Laufe der Jahre zum Quintett. Die 'Stimme der Freude' fabuliert dabei in einer musikalischen Sprache, die sich aus osteuropäischen Traditionen, Jazz, klassischer Musik und Klezmer nährt.
Die stilistische Eigenständigkeit, die sich Kol Simcha im Lauf der Jahre erwarben, machte für das nun vorliegende Album eine Namensänderung notwendig. Die Basiszutaten für den einmaligen Klang bleiben jedoch unverändert. Das Album überzeugt durch den vollendeten Fusionsprozess, den das World Quintett ausgelassen feiert.
Eine musikalische Blüte voll homöostatischer Schönheit: mal werben dabei die symphonischen Anteile (aufgenommen mit den London Mozart Players) um hörwillige Bienen, mal reizt der Polka-Fun-Faktor zum ekstatischen Hummelflug. "Was heutzutage als Klezmer gilt, langweilt mich. Ich besitze keine einzige Klezmer-CD" gibt David Klein, der Schlagzeuger der Band, selbstbewusst zum besten. "Wir spielen auch keinen traditionellen Klezmer, sondern haben unseren ganz persönlichen Stil geschaffen". Stimmt!
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