laut.de-Kritik
Lebensbejahend. Poppig. Eine bessere Garbage-Platte.
Review von Andrea VetterHätte mir jemand vor vier Jahren erzählt, Shirley Manson ließe sich eine Frisur wie einst David Bowie Anfang der 80er verpassen, dafür klänge aber die neue Theatre of Tragedy jetzt wie eine bessere Garbage-Platte, ich hätte ihn garantiert für völlig unzurechnungsfähig gehalten. Aber die Realität hat auch hier die bizarrsten Phantasien eingeholt, und das ist, bis auf die Frisur, eigentlich auch gut so. "Assembly" fräst sich jedenfalls mit sympathischem und vielschichtigem Pop-Appeal sofort in die Ohren des Hörers.
Nach dem radikalen Schnitt mit "Musique" trauen sich die Norweger jetzt, mehr mit der Technik zu spielen und die Musik abzurunden. Im Gegensatz zu der doch eher sperrigen "Musique"-Scheibe, auf der trotz aller Elektronik Düsternis die Stimmung prägte, ist "Assembly" geradezu verschmitzt und lebensbejahend. Das neue Album ist auf jeden Fall deutlich straighter und noch einen Schritt weiter weg vom frickligen Metal. Der Charme von "Assembly" ist zu einem guten Teil sicher auch ein Verdienst des Gothic-Erfolgsproduzenten Hiili Hiilesmaa. Diese poppigere und zielgerichtetere Art, Musik zu machen, dürfte bei Theatre of Tragedy-Fans garantiert auf erstaunte Reaktionen treffen.
Bei den ersten Tönen erinnert man sich noch an "Musique", der andere Charakter wird aber bald klar. Gleich bei "Automatic Lover" muss man sich wieder einmal über Liv Christine wundern, deren Stimme schneidend oder warm, düster und offen klingen kann, und sich hier aseptisch und sexy anhört. "Universal Race" wartet mit einem absoluten Ohrwurm-Refrain auf. Der Sound des Albums wummert und klingelt und verschlägt einem mit tausenden Loops und Bings immer wieder den Atem. Geradezu experimentell gibt sich der "Liquid Man". Eindringlich, dicht und gut ist er definitiv einer der Top-Songs des Albums.
Negativ fällt ins Gewicht, dass das Album nach den ersten Songs nicht mehr viele Überraschungen bietet. Es ist wie mit einer Wundertüte: Man ist gespannt, was diesmal wohl drin ist, staunt, freut sich, und hakt die Sache dann ab.
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