laut.de-Kritik
Soundtrack zum Ringelreihen mit Schweinchen Pupsi.
Review von Yan VogelEin Riff im Sechser-Metrum türmt sich auf. Nein, es handelt sich nicht um die letzte Innovation aus dem Hause AC/DC, sondern um Third Eye Blind, den Mittneunziger-Heroen des aalglatt produzierten und zuckersüß verpackten Mainstream-Rock. Als College-Rock-Hörer würden mir die Ohren schlackern und die Beine schlottern.
Legt man hingegen die Messlatte etwas höher und vergleicht die Band mit den Monsters-of-Rock'n'Roll-Groove-Riffs, dann bleibt die Schose haften wie eine Schnecke, die sich in einem Tornado verirrt hat. Nämlich gar nicht.
"About To Break" etwa klingt wie eine Mischung aus "Knocking on Heavens Door" und Tom Morello-Gequietsche. Die Dave Grohl/Foo Fighters-Hommage "Sharp Knife" wirkt zumindest ein wenig länger nach. Doch auch das wirkt anbiedernd, da man sich mit Lorbeeren schmückt, die man nicht selbst zu einem Kranz geflochten hat.
Die ehemaligen American-Pie-Soundtrack-Anwärter tönen erwachsener, aber zugleich auch berechenbar. In Stimmigkeit und Effizienz sind die Produktion und das das Sternbild des großen Bären zitierende Artwork nicht zu überbieten. Spannungsbögen sucht man vergebens, im Gegensatz zu den üblichen Songwriting-Standards.
Die an Sprechgesang angelehnten Passagen von Sänger Stephan Jenkins klingen akzeptabel. Die meisten Refrain-Melodien tragen jedoch den Song nicht. "Don't Believe A Word", in der Strophe mit einem luftigen, treibenden Groove ausgestattet, klingt mit seinem eingeschobenen AC/DC-für-Arme-Part wie der Songtitel schon vermuten lässt: Glaube nichts, bevor du nicht ein Ohr riskiert hast.
Sowieso gerinnt das Hören dieser CD zu einem munteren Zitateraten: Man vernimmt das angesprochene Classic-Rock-Recycling, das obligatorische Kuschel-Feeling, ein paar dezente Synthesizer-Peinlichkeiten, Lagerfeuer-Romantik und eine College-Atmosphäre, die in grell erleuchtendes und bunt blinkendes Licht getaucht ist.
Der vollharmonisch einlullende Sound des US-Quartetts klingt wie das Pfeifen im Wald. "Let's start a riot", singt Jenkins im Opener und liefert zuzüglich des untermalenden Format-Rocks NICHT den Soundtrack zum kollektiven Ausrasten, sondern zum Ringelreihen mit Prinzessin Lillifee und Schweinchen Pupsi.
2 Kommentare
Das Album ist doch seit Lichtjahren schon draussen?
Ist leider wirklich so schwach wie beschrieben, "Blue" hab ich damals ohne Ende gefeiert, aber das hier ist kein Vergleich dazu.
pffff......also ich kann das nicht bestätigen! ich mags! nicht der superburner - aber ich fand z.b. blue belanglos und out of the vein bis zu lied 5 GENIAL. das teil ist dazwischen!