laut.de-Biographie
Tin Hat
Die Band gründet sich 1997 in San Francisco als Tin Hat Trio. Bis 2004 veröffentlichen unter diesem Namen Platten, ehe Rob Burger das Trio verlässt. Die verbliebenen Gründungsmitglieder Carla Kihlstedt und Marc Orton musizieren seitdem mit wechselnden Gastmusikern als Tin Hat.
Nach wie vor überrascht und irritiert die Band mit vorwiegend instrumentalen Stücken, die eine eindeutige stilistische Kategorisierung nicht zulassen. Neben Folk und Jazz finden auch klassische und weltmusikalische Einflüsse Eingang in das Werk der Amerikaner. Der stilistischen Offenheit steht dabei eine melancholische Grundstimmung gegenüber, die das musikalische Schaffen der klassisch ausgebildeten Künstlern prägt.
Kihlstedt macht ihren Abschluss als klassische Violinistin am Oberlin Conservatory in Ohio und wächst bald zu einer hervorragenden Musikern heran, sowohl in der Klassik als auch in der Improvisation. Sie spielt mit Künstlern wie John Zorn und Roscoe Mitchell und macht Studioaufnahmen mit Eugene Chadbourne, The Grassy Knoll und Tom Waits. Außerdem kann sie auf Kollaborationen mit Philipp Glass, der Band Charming Hostess und dem Choreographen Joe Reiter zurückblicken.
Mark Orton beginnt als Kind Gitarre zu spielen und studiert schließlich Komposition am Peabody Conservatory (Maryland) und der Hart School of Music (Connecticut). Als ausgebildeter Aufnahme- und Tontechniker arbeitet er mit Bill Frisell, John Zorn und The Lounge Lizards und ist für zwei Jahre zuständig für den Sound der Knitting Factory, einem Club in Hollywood. Orton spielt Banjo, Laute, Dobro und Lap Steel-Gitarre, die elektrische Gitarre spielt er in seiner anderen Band, den Old Joe Clarks aus San Francisco. Für den Film "Just Noticable Difference" von Beverly Wachtel steuert er den Soundtrack bei.
Rob Burger studiert klassisches Piano am Juilliard Conservatory in New York und setzt sich an der University of Massachusetts gemeinsam mit Archie Shepp, Max Roach und Yusuf Lateef mit Improvisations-Stilen auseinander. Er erweitert schließlich sein Spektrum und perfektioniert sein Spiel auf der Hammond-Orgel, dem Keyboard und dem Akkordeon. Er tourt mit Bill Frisell, Don Byron und Joey Baron und hat mit Künstlern wie Tipsy und Mix Master Mike zusammengearbeitet. Zudem ist er Mitglied des Oranj Symphonette.
Als Tin Hat Trio veröffentlichen sie ihr Debüt-Album "Memory Is An Elephant" 1999 auf Angel Records. Im Frühjahr 2000 folgt der zweite Longplayer "Helium", an dem Tom Waits und Mike Patton mitwirken. 2002 erscheint das ambitionierte "The Rodeo Eroded", auf dem als Gastmusiker Phish-Drummer Jon Fishman sowie Willie Nelson zu hören sind. 2004 kommt schließlich noch "Book Of Silk" auf den Markt, ehe Rob Burger das Trio verlässt.
"We knew we had huge shoes to fill, and that we'd miss Rob greatly. He and I grew up together, and we both known Carla since she was a teenager", äußert sich Orton zu dessen Weggang. Aufgrund der musikalischen Intimität und der emotionalen Verbindung, die aus der langjährigen Freundschaft entstanden ist, fügt Kihlstedt hinzu: "There's nothing that could possibly replace that history".
Daraufhin versuchen Orton und Kihlstedt erst gar nicht, Burger gleichwertig zu ersetzen. Stattdessen nehmen die beiden dies als Gelegenheit wahr, den musikalischen Horizont ihrer Kompositionen zu erweitern. Man streicht das Wort "Trio" aus dem Bandnamen und integriert drei neue Musiker und Komponisten in die Band, die nun als Tin Hat firmiert und im Januar 2007 das Album "The Sad Machinery Of Spring" veröffentlicht. Die neuen Mitglieder sind Ara Anderson(u.a. Trompete, Horn, Klavier), Ben Goldberg (Klarinette) und Zeena Parkins (Harfe).
Diese neue Konstellation sorgt für Vielseitigkeit, das Album beinhaltet Kompositionen von allen fünf Bandmitgliedern. Carla Kihlstedt begrüßt diese Veränderung: "I've been a fan of Ben's writing and playing for at least ten years, and though the tunes he wrote for this record fit seemlessly into the Tin Hat 'sound', I can absolutely recognize them as his. And this is true of Ara and Zeena as well".
Für "The Sad Machinery Of Spring" nennt die Band den polnisch-jüdischen Künstler und Schriftsteller Bruno Schulz (1892-1942) als große Inspirationsquelle. Dessen imaginatives und spontanes Schreiben in seinen bekanntesten Werken (u.a. "Die Zimtläden und alle anderen Erzählungen", "Sanatorium zur Todesanzeige") machen diesen zu einem der bedeutendsten Prosaisten des 20. Jahrhunderts. Tin Hat versucht musikalisch umzusetzen, was er literarisch geschaffen hat.
"The Sad Machinery Of Spring" wird dem schriftstellerischen Werk Schulz' in der Tat gerecht. Manchmal eindringlich oder sprunghaft, pastoral oder verstörend, dissonant oder melodisch, das Werk stellt eine eigenwillige, der Vorstellungskraft entsprungene musikalische Landschaft dar.
Auf die Frage, was Tin Hat gewesen sind und zukünftig sein werden, antwortet Kihlstedt: "There have always been contradictory/complimentary aspects to Tin Hat, which is what makes it interesting for me both as a writer and as a player; there are aspects that touch on folk traditions, aspects that give a nod to more contempory classical music, aspects that are inherently filmic ... These same things exist in the band today, but the balance between them is always shifting."
Noch keine Kommentare