laut.de-Kritik

Space-Rave der Güteklasse 1A.

Review von

Tomas Barfod scheint nicht unter Langeweile zu leiden. Im Gegenteil, ist er doch ein viel beschäftigter Mensch: Platten auflegen, Platten produzieren und nebenbei noch Schlagzeug spielen bei WhoMadeWho. Die ja bekanntermaßen mit ihrem selbst betitelten Debütalbum 2005 nicht nur in gewissen Szenekreisen für Jubel, Trubel, Heiterkeit gesorgt haben. Und auch dem kleinen Plattenlabel Gomma wohl den verdienten kommerziellen Erfolg bescherten.

Barfod selbst steht als Tomboy im Hause Gomma sozusagen für die verlässliche Abteilung steiler Clubtrack und schiebt nach diversen 12inch-Vinylsingles nun sein erstes, lang ersehntes Album "Seriøs" nach. Vom Titel sollte man sich nicht täuschen lassen, Tomboy präsentiert den Inhalt seines Debüts in einer aufgeräumten Art und Weise. Für seine Verhältnisse zeigt er sich vergleichsweise zurückhaltend.

Zunächst jedenfalls. Gelegentlich machen dann skurrile bzw. krumm geratene Zwischentöne, wie etwa an Drohnen gemahnende Tieftonquerschläger sich bemerkbar. Gerade in diesen Momenten kommt Tomboys Talent zum Tragen, Schräges mit Schönem gekonnt zu verbinden. Einnehmende Melodien und Harmonien im Verbund mit dezenten Popreferenzen bilden mit seinen m Club gestählten rohen Electrosounds wirre wie anziehende Hooklines heraus, die es einem schwer machen, zu widerstehen.

So auch das Eröffnungsstück "Swan", das mit einem reizvollen Basslauf aufwartet. Der einerseits niemand ungerührt stehen lassen dürfte und den pomadigen Gesang von Mia von Matt in den Schatten stellt. Der andererseits verdächtig an WhoMadeWho gemahnt. Kein Wunder, war doch Barfods WMW-Kumpel Jeppe Kjellberg an der Entstehung dieses Tracks beteiligt. Nicht großartig anders als in seiner Band spielt auch bei Tomboy das Genre Disco zweifellos eine gewisse Rolle, wenngleich der gute Tomboy sich darüber hinaus ebenso gerne anderer Stilblüten aus dem Fundus elektronischer Musik bedient.

Denn das Album weist eine beachtenswerte stilistische Bandbreite auf, die von Electro-Funk mit fein gezwirbelten Acidlines, über Boogiesounds und Ravezitaten, hin zu Elektronika, Cosmic-Disco sowie Italo-Plaste reicht. Und immer hat der Tomboy einem geschmeidigen Groove zur Hand. Ob Breakbeat, Boing-Bum-Tchak oder Four-to-the-Floor. Neben einem handgemachten analogen Charme bietet "Seriøs" eine gelungene Mischung aus Heim- und Clubunterhaltung.

Dank gewitzt ineinander gemischter, in Tempo und Intensität variierender 14 Stücke, die nach einem eher betulichen Beginn sich mehr und mehr steigern. Zwischendurch noch ein paar eingestreute Breaks für die nötige Abwechslung, dann endet "Seriøs" mittels "I K. Guitar" in einem Space-Rave der Güteklasse 1A, einem alles wegblasenden Klimax. Langweilen sollen andere.

Trackliste

  1. 1. Swan
  2. 2. Murky Jerky
  3. 3. Hi's And Low's
  4. 4. Baffioso
  5. 5. Flameingo
  6. 6. Ist So Hot
  7. 7. Synchronize
  8. 8. Finale I/O
  9. 9. Maggie & Samira
  10. 10. The Møvies
  11. 11. Æblegrød
  12. 12. Something
  13. 13. Zåmiang
  14. 14. I K. Guitar

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