laut.de-Kritik

Hier funkelt alles entsetzlich träge vor sich hin.

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Um den Eindruck zu gewinnen, Reggaeton sei das gehypteste Ding der Stunde, genügt ein flüchtiges Durchzappen durch die sogenannten Musiksender samt zugehöriger Klingeltonwerbung: "Gasolina" wohin man schaut, und das schon seit Wochen. Das Phänomen ist allerdings kein ganz neues: Tony Touch, als Tony Toca eine Galionsfigur der Latin-Szene, produzierte bereits vor beinahe zehn Jahren das erste Reggaeton-Album. Mit seiner Compilation "The Reggaetony Album" zeigt er nun einen Querschnitt durch den aktuellen Stand der Dinge.

Wenn das allerdings die Crème des Reggaeton sein soll, dann vielen Dank. Diese Platte ist so langweilig, dass sie Fäden zieht. "Die aufregende Musik ist ein Stilmix aus Reggae, Dancehall, abwechslungsreichen Latin-Rhythmen und meist spanischem Rap", weiß vivaelreggaeton.com zum Thema. Der Reggae versteckt sich bei Reggaetony Touch hauptsächlich im (zugegebenermaßen klasse gewählten) Albumtitel. Lediglich "Tu Eres" lässt einen Hauch des typischen Offbeat-Grooves durchscheinen, ansonsten bietet Tony Touch nichts, das in dieser Schublade auch nur entfernt etwas zu suchen hätte.

OK, das ein oder andere Stück gibt sich relativ ragga-lastig, so beispielsweise "Tranquilla", "Saca La Semilla" (mit der Königin des Reggaeton, Ivy Queen) oder der mit ansatzweise funkigen Bläsern aufgepeppte Tune "My Playground". Um eine echte Daseinsberechtigung in der Dancehall zu erlangen, sind die Tracks jedoch entweder - wie die genannten - zu lahm und kommen nie richtig in Fahrt, oder aber die Rhythmen sind derartig eintönig und werden in einer Weise stur durchgehalten, dass ich mich frage, wozu zum Teufel ich mir drei- bis vierminütige Tracks anhören soll, wenn nach 30 Sekunden schon längst alles geboten wurde. "Abwechslungsreich"? Kann ich nicht finden.

Tja, und die spanischen Raps ... Ja, die sind vorhanden. Zum Teil auch wirklich nicht übel - dass Cypress Hills B-Real englische wie spanische Rhymes in die Welt setzen kann und dabei gut aussieht, gehört nicht wirklich zu den neuen Erkenntnissen: In "Play That Song" stellt er das einmal mehr unter Beweis. Dabei unterstützen ihn die sehr schönen, klaren Stimmen von Nina Sky und spanisch anmutende Gitarrensamples.

"Te Gusta" gibt sich wesentlich finsterer; Nore, Gemstarr und Big Mato wechseln sich am Mikrofon ab und schaffen einen Hauch Spannung, zumal hier zum ersten Mal das Instrumental mehr hergibt, als nur einen relativ stupiden Rhythmus. Ebenso bietet "Tu Sabes Quienes Somos" einen vielschichtigen Unterbau anstelle eines weiteren primitiven Beats; beide Tracks versöhnen mich ein wenig. Auch die von DJ Premier produzierte Nummer "Gangsta Gangsta" ist schräg genug, um interessant zu sein. Lisa M verpasst "Toca-Me-La" mit energischen Vocals einen gewissen Drive.

Symptomatisch für das Problem des "Reggaetony Albums": "Back Up". Böse klingende MCs werden durch einen vollkommen öden musikalischen Hintergrund in einer Weise ausgebremst, dass es eine Schande ist. "Mucho bling-bling"? Mag sein, aber wenn alles entsetzlich träge vor sich hinfunkelt, will keine richtige Partystimmung aufkommen. Schade drum.

Trackliste

  1. 1. Pa' Que Tu Lo Sepa
  2. 2. Play That Song
  3. 3. Asi
  4. 4. Sofrito Mama
  5. 5. Tranquilla
  6. 6. Te Gusta
  7. 7. Tu Sabes Quienes Somos
  8. 8. My Playground
  9. 9. Gangsta Gangsta
  10. 10. Saca La Semilla
  11. 11. Tu Eres
  12. 12. Back Up
  13. 13. Power 105.1 Skit
  14. 14. Here I Come
  15. 15. Toca-me-la
  16. 16. Pa' Eso Bebe
  17. 17. Como Suena (Remix)
  18. 18. Play That Song (Remix By DJ Sonik)

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