laut.de-Kritik
Die DJ-Skills des Orlando Higginbottoms.
Review von Daniel StraubAls der Brite Orlando Higginbottom im vergangenen Jahr sein Debüt "Trouble" veröffentlicht, ist nicht nur laut.de-Kollege Hannes Wesselkämper voll des Lobes. Von iTunes und DJ Mag erhält es die Auszeichnung #1 Electronic Album Of The Year zugesprochen. Etliche andere Institutionen wie die BBC und NME haben das Album ebenfalls ziemlich weit vorne in ihren Jahrespolls. Auf "Get Lost VI" stellt Higginbottom nun seine DJ-Skills unter Beweis.
Die Einladung dazu erhielt er von seinem Kumpel Damian Lazarus. Der ist seit Jahren eine treibende Kraft der Londoner House- und Technoszene und fährt auf seinem Label Crosstown Rebels eine bemerkenswerte Linie. Im Vereinigten Königreich weitgehend unbekannte Acts wie Acid Pauli sind hier genauso zu hören, wie Seth Troxler, Maceo Plex, Jamie Jones und seit kurzem auch Mathew Jonson. Diese Liste illustrer Namen komplettiert nun Totally Enormous Extinct Dinosaurs.
Wie in der 'Get Lost'-Reihe üblich konnte sich der junge Brite aus dem vornehmen Studienort Oxford über zwei komplette CDs ausleben. Jeweils 16 Tracks hat er für jedes Set zusammengetragen und setzt den Schwerpunkt auf aktuellen Techhouse und gelegentliche Ausflüge in etwas experimentellere Gefilde. Alles in allem streut er Letztere aber sehr dezent, so dass der Clubcharakter auf "Get Lost VI" bei TEED den Listening-Aspekt eindeutig überwiegt.
Für den stehen auf der ersten CD nicht zuletzt Namen wie Alter Ego-Mann Roman Flügel und der US-Amerikaner Dave Aju. Wobei es gerade die immer etwas schrägen, mit einer DIY-Attitude programmierten Sounds des Mannes aus San Francisco sind, die Orlando Higginbottoms eigene Philosophie beim DJing und die Auswahl seiner Tracks für "Get Lost VI" am besten auf den Punkt bringen. Entsprechend groß ist die Bandbreite der Stücke, die vom LFO-Klassiker "Track 4" über House von Art Departments Kenny Glasgow bis zu den komplexen Klangräumen von Gold Panda reicht.
Der zweite Teil richtet den Fokus verstärkt auf das Genre Electro. Den Mix eröffnet TEED mit dem obskuren, 1981 veröffentlichten Stück "Auf Engelsflügeln" von Deutsche Wertarbeit, der damals auf dem Krautrock-Label Sky Records erschien. Es geht weiter mit Detroits Underground Resistance und Richard H Kirk (Ex-Cabaret Voltaire), bevor der Mix mit Tiga, DJ Bone und Jamie Jones schließlich wieder stärker in den Club zurückfindet.
Nach dem geschmeidigen Mix von Acid Pauli vor kurzem, zeigt Damian Lazarus mit dem Set von TEED, dass er auch weiterhin nicht gewillt ist, sich auf seinem Label zu wiederholen. Das macht jetzt schon neugierig auf "Get Lost VII".
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