laut.de-Kritik
Auf dem schmalen Grat zwischen Thug-Gepose und politischer Militanz.
Review von Stefan JohannesbergMan mag vielleicht noch keine Raps vom Queensbridge Emcee Tragedy Khadafi gehört haben, allenfalls vom 96er CNN-Klassiker "The War Report", obwohl er bereits 1990 mit "Intelligent Hoodlum" sein Debut veröffentlichte. Denn Tragedy war es, der das Projekt mit Capone und Noreaga damals ins Leben gerufen und die beiden Hustler ins Rapbiz gebracht hat. Leider kam es danach zum Beef zwischen Tragedy und Noreaga, da Letzterer den ganzen Ruhm absahnte und sich dann auch noch als Ghetto Superstar aufspielte. Tragedy ließ sich jedoch nicht entmutigen und blieb mit den folgenden Maxis dem Hardcore-Hip Hop treu. Nun legt er mit "Against All Odds" endlich sein drittes Album vor, das ihm hoffentlich den Durchbruch bescheren wird.
Die Erwartungen sind hoch, denn die Platte muss sich Vergleiche mit dem "War Report" und Capone-N-Noreagas Comebackscheibe "The Reunion" gefallen und an ihnen messen lassen. Nach intensiver Beschäftigung fällt auf, dass hier kein Klassiker à la "War Report" vorliegt. Diese Tatsache ist aber leicht und locker zu verschmerzen, denn "Against All Odds" ist ein überdurchschnittliches Eastcoast-Rapalbum geworden. In punkto Geschlossenheit und Underground-Attitude kann es auch das enttäuschende "The Reunion" hinter sich lassen. Der aufmerksame Hörer findet zudem noch einen Reim, in dem Tragedy seinen Stellenwert in NY deutlich macht. "I'm Queensbride Finest, Fuck Your Whole Allstar-Lineup", ist eine deutliche Botschaft an Nas, Noreaga und deren gleichnamige Projekts.
Tragedy wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Thug-Gepose, politischer Militanz und Underground. So bietet sich dem geneigten Hörer ein musikalisches Schlachtfeld aus dramatischen Klassik-Samples und trockenen Beats. Als Anspieltipps sind das pathetisch-melancholische "They Force My Hand", das poppige "2-5 Radio", sowie das straighte "Lift Ya Glass" zu nennen. Der Track mit dem Wu-Mastermind RZA und Harlems Cam’ron musste leider auf Grund von labeltechnischen Problemen vom Album genommen werden.
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