laut.de-Kritik
Neue Maßstäbe aus Bristol - dieses Mal ohne "Fuck You"-Botschaft.
Review von Arne BruggerNach seinem letzten Album "Juxtapose" war Tricky für eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Nach langer und dann doch überwundener Krankheit meldet sich der Meister mit dem, wie er selber sagt, eher am Mainstream orientierten "Blowback" zurück, ohne aber seinen Style zwischen Hip Hop, Soul, Ragga und Dancehall zu vernachlässigen. Nach den düsteren Scheiben mit "Fuck you"-Message sollte nun ein fröhlicheres Album folgen.
Die Features des Albums sind nicht ohne: Cyndi Lauper, die 80er Pop Lady, zwei Arbeiten mit den Red Hot Chili Peppers, der Jamaicaner Hawkman, mit dem sich Tricky in seiner Wahlheimat NYC die Zeit vertreibt, Ambersunshower, die mit der Hip Hop-Combo Groove Garden bekannt geworden ist und sich nun dem Soul gewidmet hat, Ed Kowalczyk von der Gruppe Live und Alanis Morissette haben an Trickys neuer Scheibe mitgewirkt und zu ihrer Vielseitigkeit beigetragen.
Bei einem Album, das nur Hammerstücke enthält, fällt es schwer, die besten oder wichtigsten heraus zu greifen. Der Megahammer des Albums aber ist "Over Me" mit Hawkman und Ambersunshower. Düster wabbernde Flächen, die sich von links nach rechts schleichen. Schnelle tiefe Raggamuffins von Hawkman und zuckersüße Soulvocals von Amber. Erinnert ein wenig an die guten alten Tricky-Stücke, wirkt aber schon wesentlich freundlicher. Die beiden Stücke mit den Peppers glänzen mit viel Funk, Gitarrenriffs und den Raps von Tricky. Killer.
"Wonder Woman" hört sich erst wie ein altes Peppers-Stück vom Anfang der 90er an, bekommt dann durch Trickys Kratzstimme einen düsteren Touch. In "You Don't Wanna" verwendet der Meister ein schönes Sample von "Sweet Dreams" des Eurythmics-Duos. Der Soundfetzen läuft bei Tricky überaus langsam, was die Melodie noch melancholischer macht. Über die grandiose Melodie lässt er wieder Amber singen. Ein 'echtes' Cover ist dagegen Trickys Version des Nivana-Hits "Something In The Way" vom "Nevermind"-Album. Hawkman ist auch bei diesem Stück dabei, aber diesmal nicht mit Raggamuffins. Er singt ganz konventionell. Der verstorbene Kurt Cobain wäre stolz auf diesen Megaburner gewesen, der eine richtig düstere Stimmung gut rüber bringt.
Alles in allem hat das Album gewaltiges Potential. Und es wird - wie alle Tricky-Alben - Maßstäbe in der Verbindung von elektronischer mit live gespielter Musik setzen.
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