laut.de-Kritik
Der Ritter des Materialismus auf gnadenlosem Luxus-Kreuzzug.
Review von Johannes JimenoUfo geht es zurzeit sehr gut: Ein Haufen Geld, mehrere Porsche, endlich ein passende Partnerin, einen Sohn, eigene Fashionbrand, Einladungen zu diversen Fashionshows weltweit und weitreichende Beziehungen zu US-amerikanischen Rap-Kollegen. Kein Wunder liebt er sein Leben und nennt sein mittlerweile zwölftes Album passend "Love My Life". Der Berliner hat via Social Media jedoch zu Protokoll gegeben, dass dies sein schwierigstes gewesen sei, unter anderem aufgrund des überraschenden Ablebens Lil Keeds. Bekommt der Hörer von Ufos Unwägbarkeiten überhaupt etwas mit?
Bevor wir uns dem Inhalt widmen, schauen wir zunächst auf die Produzentenriege. Mit The Cratez, Jimmy Torrio, Sonus030 und OZ dröhnt "Love My Life" bedrohlich, sinister und unmittelbar. Wertige Trap-Beats und ein kohärentes Soundbild sind die Folge. Man kann es geschmeidig am Stück hören. "Privacy" überrascht sogar mit einem schnelleren, unruhigen Beat. Das einzige Manko bildet der nur mediokre Pop-Trap "Tokyo", das ironischerweise kurz vor Schluss mit einem Beat-Switch aufwartet, der es in sich hat, mit polternden Bässen und schönen Synthies. Da fragt man sich, warum nicht der ganze Song auf diesem Beat geschrieben wurde.
Bleiben wir auf der Habenseite und konstatieren das Gelungene. Ufuk umgibt sich vornehmlich mit Rappern aus Atlanta oder deren Umfeld und die liefern auch solide ab. Besonders der Auftakt gelingt hervorragend: "Momma" überzeugt mit wabernden dunklen Bässen und dichter Atmosphäre. Ufo spittet bissig und gewährt sogar einen Blick durchs Schlüsselloch zu seiner Trauer, wenn er über seine Mutter spricht. Offset ergänzt dabei routiniert. Dem tut es Gunna gleich beim anschließenden "Brodies" mit stimmigem Vibe und verschrobener Melodie. Im späteren Highlight "Get The Fuck Out" glänzt ein schräger Lil Gotit auf einem extrem simplen, aber maximal effektiven Banger. In ähnlichem Fahrwasser schwimmt "No Reply" als böse ballernder Club-Hit mit sirenenhaften Synthies.
Doch wie auch schon auf dem Vorgänger "Destroy All Copies" analysiert, ergötzt sich der Berliner seiner Statussymbole ohne Reflektion und Introspektion. Er schwingt sich auf sein elegantes Ross, nennen wir es Maximum deliciae, holt sein aus purem Gold gegossenes Schwert und mutiert mit Diamonds von Van Cleef & Arpels zum gleißenden Ritter des Materialismus, der auf gnadenlosem Luxus-Kreuzzug galoppiert. Er spießt alles vom Boden auf und klatscht es ans Revers seiner Rüstung, denn zu mehr ist er nicht fähig. Alles in seinem Leben verkommt zur Darbietung des Reichtums. Er hält nicht mal mehr vor der Familie inne, sondern posiert mit seinem unverpixelten Sohn auf Magazinen und Videos. Einige seiner treuen Gefolgsleute finden dies pietätlos, doch offenbart sich hierin die erbarmungslose Konsequenz. Nichts bleibt heilig, denn der Paladin des Prunks unterjocht, was seinem Zwecke dienlich ist.
Als Beispiele seien auch Städte wie Tokio oder Zürich genannt, die nur deswegen als Songtitel herhalten, weil sie auf lyrischer Ebene mit Exotik oder Opulenz assoziiert werden, aber nicht ihretwegen selbst. Bei "Mauritius" gibt er sich wenigstens musikalische Mühe mit einem Bossa Nova angehauchten Südseebeat, verliert sich jedoch in unfreiwillig lustigen Lines wie "So viel Water, ja, zum Glück kann ich schwimm'n / Zu viel Bodyguards, oh, denn wir sind rich" oder "Noch mehr Water als ein Schiff / Meine Diamonds sind Blue".
Bei "Chief Keef" könnte man annehmen, es ginge um besagten Rapper, doch es handelt sich lediglich um ein Liebeslied über seine Partnerin, die halt nun mal gerne Chief Keef hört oder auch "Future, während wir die Zukunft planen". Immerhin gerät der andere Lovesong "Nur Sie Darf" etwas besser, bei dem Ufo in gewohnt larmoyantem Ton darüber spricht, dass nur sie ihm wehtun und seinen Ferrari fahren darf.
Ebenfalls zu bloßem Namedropping verdammt: die eigentlich grandiose 070 Shake, die auf dem Titeltrack das knappe Outro singt. Die Künstlerperson Anne Imhof porträtiert diese absurde Zurschaustellung mit ihrem Lachen ganz am Schluss des Songs am besten, wird sie nur deswegen als Feature aufgeführt.
"Ich glaub', das Album wird mein bestes" - Mit Verlaub, leider nein. Ufo361 kommt immer noch nicht an "Rich Rich" heran, dafür fehlen Abwechslung und persönliche Einblicke. Dabei versucht er auf "Zurich" sogar vergeblich, einen der süßlich-hellen Momente ("Bad Girls, Good Vibes") genannten Albums heraufzubeschwören. Ich gönne ihm von Herzen jeglichen Erfolg, doch würde ich mir wünschen, er spräche nicht ständig nur noch darüber oder instrumentalisiere alles und jeden dafür. Unter dem Helm des Ritters muss doch ein wenig Menschlichkeit zu finden sein, oder?
8 Kommentare mit 9 Antworten
Ja, reicht dann jetzt auch mit diesem Ufuk...
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Männer die über Schmuck und Fashion rappen sind und bleiben peinlich.
Worüber rappen echte "Männer" denn?
Nookies
Über money und biatches...
über Muttis ficken
Ich finde, dass richtige Männer offene Kommunikation als Bestandteil ihrer Raps machen sollten. Ihre Ängste gestehen oder der Frau ihre Liebe frühzeitig gestehen, sodass beide Seiten wissen was Sache ist. Das neue Album von den Amigos ist hierfür ein hervorragendes Beispiel, wie sowas auch im Alltag umgesetzt werden und gelingen kann.
Echte Männer rappen über Einkommenssteuererklärung und Soja-Latte-Macchiato.
Männer rappen in den Arm
Männer geben Geborgenheit durchs Rappen
Männer rappen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit durchs Rappen
Oh Männer rappen so verletzlich
Männer rappen auf dieser Welt einfach unersetzlich
Männer kaufen Frauen durchs Rappen
Männer stehen ständig unter Strom durchs Rappen
Männer baggern wie blöde durchs Rappen
Männer lügen am Telefon durchs Rappen
Oh Männer rappen allzeit bereit
Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit und durchs Rappen
Männer haben's schwer, nehmen′s leicht,
Außen hart und innen ganz weich durchs Rappen
Werd'n als Kind schon auf Rapper geeicht
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Männer haben Muskeln durchs Rappen
Männer sind furchtbar stark durchs Rappen
Männer können alles durchs Rappen
Männer kriegen 'nen Herzinfarkt durchs Rappen
Oh Männer sind einsame Rapper,
Müssen durch jede Wand rappen,
Müssen immer weiter
Männer haben′s schwer, nehmen′s leicht,
Außen hart und innen ganz weich durchs Rappen
Werd'n als Kind schon auf Rapper geeicht
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Männer führen Kriege durchs Rappen
Männer sind schon als Baby blau durchs Rappen
Männer rauchen Pfeife durchs Rappen
Männer sind furchtbar schlau durchs Rappen
Männer bauen Raketen durchs Rappen
Männer machen alles ganz genau durchs Rappen
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Männer kriegen keine Kinder durchs Rappen
Männer kriegen dünnes Haar durchs Rappen
Männer sind auch Menschen durchs Rappen
Männer sind etwas sonderbar durchs Rappen
Männer sind so verletzlich durchs Rappen
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich.
Männer haben′s schwer, nehmen's leicht,
Außen hart und innen ganz weich durchs Rappen
Werd′n als Kind schon auf Rapper geeicht
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Wann ist ein Mann ein Rapper?
Wann ist ein Mann ein Rapper?
https://www.youtube.com/watch?v=ifiHZFxCVV4
Titeltrack sehr geil, prayer auch. No reply slapt. Insgesamt etwas hinter dem letzten Album.
Meiner Meinung nach sein bestes Album seit RichRich. Ufo steht nunmal für protzigen Materialismus und hat hin und wieder deepe songs. Keine Ahnung warum man das immer wieder so hervor heben muss als ob es was neues wäre. Seit wann steht Trap denn für lyrische Meisterwerke?
Highlight Tracks: Momma, gtfo, No Reply Und Mautilus.
Ein kurzes knackiges Album ohne Skips mit top tier production.
Trap amis rappen zu 90% auch nur über materialische Scheiße, Gewalt und Drugs und da interessiert es auch keinen. Johannes jetzt mal unter uns, guckt dir dein Deutschlehrer bei deinen Reviews über die Schulter oder warum formulierst du die einfachsten Sätze so pseudo intellektuell? Ist echt over the top und wirkt auch eher weniger intelligent. ????
Ich höre generell kein Deutschrap sondern bin ausschließlich in USA & UK unterwegs, am meisten im Trap und Drill Bereich und kein Ufo361 Fanboy… Wie auch immer, Ufo ist der einzige deutsche Rapper, der meiner Meinung, diese Ami Schiene ins deutsche Rapgame geholt hat und nach wie vor erfolgreich darauf fährt. Er flowt wie ein Amirapper ,auf Lean und Xanax im Trapstyle, nur auf deutsch und das relativ gut. Die Vorbilder sind und bleiben auch in der USA, aber das er so connected ist und es schafft immer wieder Features mit namenhaften Rappern aus der USA macht, spricht für seinen Erfolg und Know How im Game.
Momma & Brodies sind meine Favoriten. 3,5/5 würde ich großzügiger Weiße geben.