laut.de-Kritik

Die CD zur Songwriter-Show auf KiKA.

Review von

Sarah Hübers aus Bocholt ist die "Songwriterin des Jahres 2021". Zumindest in der Welt von KiKA, dem Kinderkanal von ARD und ZDF. Für ihre Leistung im "Songwriting-Wettbewerb für Kinder und Jugendliche" nahm die junge Dame, die, so wird kolportiert, schon im Kindergarten "Rockstar" werden wollte, 5.000 Euro Talentförderung mit.

In einem Telefon- und Online-Voting setzte sich die 15-Jährige, der Revolverhelds Johannes Strate als Pate zur Seite stand, gegen sieben weitere Finalist*innen durch. In den Runden zuvor hatte über das Weiterkommen eine Jury, in persona Mia.-Sängerin Mieze, Angelo Kelly, Tonbandgerät-Frontmann Ole Specht und Lotte, über das Weiterkommen entschieden.

Moderiert wird die Show, die 2008 zum ersten Mal auf Sendung ging, seit Jahren von Johanna Klum und Bürger Lars Dietrich. Weitere Songwriting-Paten der 13. Staffel waren Tom Gaebel, Ilse DeLange, Kayef, Topic, Milow, Mathea und Nils Landgren. Das Namedropping zeigt: Von der Aufstellung her muss sich die KiKA-Show vor vergleichbaren TV-Formaten nicht verstecken.

Gilt das nun auch für die selbstkomponierten Beiträge, an denen die Teilnehmer*innen mit ihren Coaches intensiv feilten, und liegt Sarah tatsächlich weiter vorne als die Konkurrenz? Natürlich wird stilistisch nur geboten, was den Hörgewohnheiten in Charts und TV entspricht. Ein bisschen Club, ein bisschen Deutschrap, Poprock, Deutschpop, eine Ballade, gerne akustisch angelegt. Musikalisch etwas aus der Reihe tanzt maximal bewährt 'Exotisches', namentlich Jazz und Swing.

Die grundsympathische Hübers dürfte den Wettbewerb besonders auch aufgrund ihrer sehr sicheren und hervorragenden Stimme verdient gewonnen haben. Denn die Poprock-Komposition "Leise Worte Werden Laut" spielt in keiner deutlich anderen Liga als die übrigen Titel der CD. Sophie (der Jazzpop "Let Me Dream" mit Coach Nils Landgren), Lola Meisters (die stilistisch verwandte Ballade "What If" feat. Milow) oder Greta Best ("Towards The Moonlight" mit Ilse DeLange) liefern im Prinzip auf ähnlichem Niveau ab, hätten aber vielleicht doch besser auf Deutsch getextet.

Die mit positiver Message ausgestattete, vergleichsweise minimal arrangierte Femalerap-Nummer "Ich Will" von Fine (feat. Mathea) kommt angenehm bassig und entfaltet einen harmonischen Refrain. Im Clubpop-Kontext bleibt auch Leon Kurz ("Wir Schweigen" mit Kayef). Lion Lauer feat. Tom Gaebel bietet dagegen überschwänglich luftigen Orchester-Swing ("Fallschirm"). "Perfekt Sein" bleibt gerade textlich eine typische Deutschpop-Ballade, wächst im Refrain aber fast zu forsch an. Trotzdem, hätte Lars Schmidt (mit Topic) den Wettbewerb gewonnen, hätte sich auch keiner gewundert.

Die Platte beschließen vier Songs, die es nicht ins Finale geschafft haben. Lucas Löffelmanns Rocksong "Leben Mit Einschränkungen" könnte von Songs wie Belinda Carlisles "Heaven Is A Place On Earth" inspiriert sein, "Forevermore (Malik Skylson) kommt bei aller Melodiösität im Rhythmusbereich etwas sperrig daher. Die zehnjährige Summer Solley könnte gesanglich auch Lena als Vorbild nennen: "Get Up Now" stellt für eine Zehnjährige aber definitiv eine krasse Leistung dar. Der Club-Pop-Hop "All Day Ans All Night" von Ivan und David beschließt die CD.

Für die Beteiligten ist "Dein Song" eine tolle Sache. Musikalische Relevanz steht logischerweise an zweiter Stelle. So oder so gebietet es sich, angesichts des Altersdurchschnitts (zehn bis 18) vor allen Teilnehmer*innen den Hut zu ziehen.

Trackliste

  1. 1. Ich Will
  2. 2. Perfekt Sein
  3. 3. Let Me Dream
  4. 4. Leise Worte Werden Laut
  5. 5. Towards The Moonlight
  6. 6. Wir Schweigen
  7. 7. Fallschirm
  8. 8. What If
  9. 9. Leben mit Einschränkungen
  10. 10. Forevermore
  11. 11. Get Up Now
  12. 12. All Day And All Night

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