laut.de-Biographie
Verderver
"Verderver ist das widerspenstige Chaos, das festgefahrene Grenzen verwüstet. Auferstanden, um die lädierte Menschheit zu infizieren und ihre fehlgeleitete Doppelmoral auszulöschen." Seit Februar 2016 tragen vier apokalyptische Reiter aus Cottbus diese Botschaft mit ihrer Musik in die Welt hinaus. Was in den nächsten Jahren zu einem konzeptstarken Kunstprojekt heranreift, startet jedoch einigermaßen ungeplant.
Zwar denken Igrim (Vocals), Glönn (Gitarre), Toni (Bass) und Vollvincent (Gitarre) schon vorher über ein gemeinsames Projekt nach, doch erst das unverhoffte Angebot der Grindcore-Ikonen Waco Jesus, sie auf ihrer "Scum Grind IV Life" Tour zu begleiten, bringt Schwung in die Sache. Innerhalb von drei Wochen müssen Bandname, Musik, Texte und Präsentation her. Einige Songs existieren zum Glück schon, und so erwacht pünktlich zu Tourbeginn der Verderver zum Leben – mitsamt durchdachtem Ganzkörper-Corpsepaint.
Das Vorhaben, Grenzen zu überschreiten, setzten die Musiker konsequent um. Als Dance Death Metal bezeichnen sie selbst ihren Stil, sind aber doch viel mehr als das. In der ersten Single "Gebrauchswert", die im November des Gründungsjahres erscheint, prallt technischer, progressiver Death Metal auf Core-Shouts, elektronische Spielereien, viel im Chaos vergrabenen Groove und oberflächlich dadaistische, im Kern jedoch leicht gesellschaftskritische Textzeilen. Würden Cattle Decapitation Knorkator und Enter Shikari ausweiden, verspeisen und blutig wieder ausscheiden klänge das wohl ähnlich.
Bei Konzerten im Vorprogramm von The Algorithm, Max & Igor Cavalera und Igorrr sowie beim Euroblast Festival schärfen Verderver in den folgenden Jahren ihr Profil und werkeln parallel am Debütalbum. Noch bevor dieses erscheint, überschreiten Verderver eine weitere Grenze: die zur Filmwelt. Bei der Cottbusser Filmschau 2018 ergattert die Band für ihr aufwendiges Musikvideo zum Song "Artfremd" den Publikumspreis. "Das war bei weitem das härteste und energiezehrendste künstlerische Projekt, an dem wir bislang gearbeitet haben", resümiert Vollvincent, der den Clip unter Glönns Regie filmt und schneidet. "In mindestens vier Nächten war ich verdammt sicher, dass wir das niemals realisieren würden."
Der DIY-Ansatz Verdervers funktioniert auch beim Release ihres Debütalbums "Weltunter" Anfang 2020. Zusammen mit der befreundeten Band Arroganz gründen sie dafür das Label SickPeopleDie. Als Gastsänger gewinnen sie Nikita Kamprand von Der Weg Einer Freiheit, der französische IDM-Djent-Vorreiter Rémi Gallego a.k.a. The Algorithm mischt und mastert die Scheibe.
Thematisch erweitern Verderver auf "Weltunter" ihre über die Jahre auch in ihrem optischen Auftreten immer weiter perfektionierte Metapher, das Schwarz-Weiß-Denken der Gesellschaft sarkastisch zu kommentieren. "Verderver hält den Spiegel vor und spricht unverblümt aus, was mit tiefschwarzem Humor zum Lachen oder als selbst Betroffener eben einfach zum Heulen sein kann. Nicht jeder doppelte Boden der zwiespältigen Texte stößt sofort auf, aber wenn – dann tut es genau da weh, wo es das vielleicht soll", erklären sie und brüllen: "Mit verhungernden Kindern finanzieren wir uns're Kunst!"
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