laut.de-Kritik
Ein bisschen mehr Respekt für Oma, bitte!
Review von Valerie TimmEs gibt zwei berühmte Tanzfilme der 80-Jahre, die man kennen muss. Der eine heißt "Flashdance" (1983), der andere "Dirty Dancing" (1987). Welcher Song aus diesen Filmen eignet sich nun am besten als Coverversion und funktioniert 2006 genau so wie in den 80ern? Nachdem "What A Feeling" aus "Flashdance" von Irene Cara schon diverse Male gecovert wurde, bleiben nicht mehr sonderlich viele Songs zur Selektion übrig. Vielleicht noch Michael Sembellos "She's a Maniac", das zu verspäteten Ehren durch Alexander (Klaws) Superstar bei seiner Performance bei Bohlens "Deutschland sucht den Superstar" kam? "Dirty Dancing" hätte dann noch drei Hits anzubieten: "(I've Had) The Time Of My Life", "Hungry Eyes" und "She's Like The Wind".
Mit der Entscheidung der Vibekingz and Maliqs, sich an einem Remake zu Patrick Swayzes und Wendy Frasers "She's Like The Wind" zu versuchen, gelingt ihnen der Sommerhit 2006. Eine richtige Entscheidung demnach? Was den kommerziellen Erfolg angeht, sicherlich. Doch Kommerz birgt auch immer die Gefahr des One-Hit-Wonders. Also liefern die Vibekingz gleich ihr erstes Album nach. Doch neben dem nächsten Hit "This Letter (P.S. I Still Luv U)", der ganz aus der Feder Maliqs und DJ Statics stammt, liegt auch schon die nächste Coverversion in der Pipeline. Diesmal ist es "I Can't Dance" von Genesis (1991). Auch das hört sich im 2006er-Hip Hop-Gewand von Schmusekater Maliq eigentlich ganz geil an. Der nächste Singlehit vielleicht? Wüsste man es nicht besser, könnte man doch glatt meinen, hier singt Michael Jackson in seinen besten Jugendzeiten.
Auch wenn in "Back In The Days" ein Majorshoutout an alle Größen des Hip Hop wie Tupac, Biggie, Dr. Dre, R. Kelly, Snoop Dogg, Michael und Janet Jackson sowie an LL Cool J ergeht, macht das den Kohl noch nicht fett. Selbst das Skit vom legendären Snoog D O Double G, bei dem man sich fragt, damn, wo zum Teufel habt ihr das her, beeindruckt mich nicht. Na ja, ein klein wenig vielleicht schon.
Doch dann gibt es wieder andere Stellen, auf die ich so gar nicht neidisch bin, bei denen ich einfach nur denke, dass die Vibekingz ihr Album dahin gerotzt haben, um ihren vielen Fans nach dem Megaerfolg von "She's Like The Wind" schnellstmöglichst einen weiteren Happen vorzuwerfen bzw. um einfach weiter auf der Erfolgswelle reiten zu können? Auch Maliqs Erfolg in den Staaten, wo sein Song "Nasty" in New Yorker Clubs und im Radio rauf und runter gedudelt wird, gibt dieser Interpretation natürlich noch mehr Oberwasser.
Denn die Vibekingz sind schon zu Beginn ihrer Karriere auf internationale Erfolge getrimmt und lehren uns, dass die Weltsprache neben Esperanto immer noch englisch ist. Das Booklet ist eigentlich komplett englisch, selbst die Danksagungen, obwohl die beiden Haupt-DJs DJ S.T.A.T.I.C. und DJ Size, die das Vibekingz-Kollektiv zur Zeit nach außen repräsentieren, aus Hamburg und Berlin stammen. Ganz amüsant liest es sich dann, wenn sie "Oma und Opa" danken. Für MEINE Oma hätte ich zumindest noch 'ne deutsche Danksagungsversion gedruckt!
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