laut.de-Biographie
Voivod
Der Voivod Korgull - eine Art Computerwesen - erblickt 1982 das Licht dieses Planeten. Ursprünglich eine Idee von Drummer 'Away' (Michel Langevin), der sich sehr für Science Fiction interessiert, entwickelt sich der Voivod über die Jahre nicht nur zum Namensgeber, sondern auch zum Thema mehrerer CDs der Kanadier sowie einiger Comics.
Gemeinsam mit Basser 'Blacky' (Jean-Yves Thériault) und Gitarrist 'Piggy' (Denis D'Amour) covert 'Away' in Jonquière, Québec, Songs von Motörhead, Judas Priest und Venom. Mit Sänger 'Snake' (Denis Bélanger) beginnen sie, eigene Songs zu schreiben.
1984 bietet ihnen Brian Slagel (Chef und Gründer von Metal Blade) an, auf dem fünften Metal Massacre-Sampler ein paar Songs unterzubringen. Im selben Jahr erscheint das Debüt "War And Pain". Von einer Großtat kann hier noch nicht gesprochen werden, da keiner der Jungs sein Instrument sonderlich gut beherrscht. Dennoch haben sie im Frühjahr 2005 schon ihren ersten Gig außerhalb von Kanada, zusammen mit dem Cro-Mags und Venom.
Schon mit dem zweiten Album "Rrröööaaarrr" kommen sie bei Noise Records unter und verleihen ihren Songs mehr Struktur, auch wenn sie sich dem Punk nach wie vor nahe fühlen. In den USA geht es bald darauf mit Celtic Frost und Running Wild auf Tour, ehe sie mit Possessed und Deathrow durch Europa zuckeln.
Im Anschluss an die Tour nehmen Voivod "Killing Technology" in Berlin auf und zeigen, dass sie bei anständigem Sound ein ansprechendes musikalisches Niveau erreichen - und prägen den Begriff Cyberpunk. Noise nutzt die Gelegenheit und schickt sie mit den Labelkollegen Kreator erneut auf Tour durch Nordamerika und Deutschland. Eigentlich wollen sie anschließend auch mit Megadeth noch auf dem 'Christmas On Earth'-Festival in Leeds spielen, doch der Zoll konfisziert das komplette Equipment.
Schon ein Jahr später zeigt "Dimension Hatröss" die Entwicklung der Band weg von Noise-Attacken hin zu mehr Melodie - ohne, dass dabei die Härte verloren geht. Nach wie vor sind die Science Fiction-Themen in den Texten präsent. Drummer 'Away', der die Cover gestaltet, hat sie zu einem Markenzeichen gemacht. Die unkonventionelle Herangehensweise an ihre Musik zeigt immer deutlicher, wie außergewöhnlich die Band aus Kanada eigentlich ist. Jedoch müssen sie ihr Tour rund um die Welt abbrechen, als bei 'Piggy' ein Tumor im Gehirn diagnostiziert wird.
Dieser lehnt eine OP allerdings ab, als er erfährt, dass diese sein Fähigkeit Gitarre zu spielen, beinträchtigen könnten. Stattdessen touren sie mit Vio-Lence, der ehemaligen Band von Machine Heads Robb Flynn, durch die USA und bringen, zum letzten Mal im Jahresrhythmus, "Nothingface" (1989) heraus. Das Album erscheint über das Major-Label MCA und deutet an, dass die Songs um einiges eingängiger werden. Hinzukommt eine Vorliebe für Pink Floyd, denn Voivod covern deren Song "Astronomy Domine".
Gemeinsam mit Soundgarden und Faith No More geht es dann quer durch die USA, bevor sie als Opener von Rush durch Kanada touren. Mit "Angel Rat" (dem letzten Album mit 'Blacky' der die Band im Anschluss an die Veröffentlichung verlässt) zeigen sie sich von einer noch eingängigeren, sanfteren Seite. Mit Pierre St.Jain am Bass schließen sie sich mit Damn The Machine und Clutch für eine gemeinsame US-Tour zusammen.
Da zu dieser Zeit aus Seattle der Grunge große Wellen schlägt, geht das geniale Album leider etwas unter, und auch das darauf folgende "The Outer Limits" trägt zur Popularität der Band wenig bei. Ob es daran, liegt, dass 'Snake' Voivod daraufhin verlässt, ist nicht bekannt, jedoch stehen 'Away' und 'Piggy' jetzt ohne festen Basser und Sänger da. Ersatz finden sie in Eric Forrest, der nicht nur den Gesang, sondern auch den Bass übernimmt. Somit fungiert die Band fortan als Trio.
"Negatron" führt die Kanadier zurück zu den Wurzeln, denn der Thrash-Anteil der Musik steigt wieder immens an und die Platte strahlt eine Kälte und Aggression aus, von der sich manch Industrial-Band eine Scheibe abschneiden kann. Diesen Weg setzen sie auf "Phobos" fort. Auf der anschließenden Tour durch Deutschland verletzt sich Eric bei einem Autounfall so schwer, dass er in ein künstliches Koma versetzt werden muss.
Es dauert mehrere Monate, bis sich der Sänger von den Verletzungen am Rückgrat erholt. Die drei Jahre später erscheinende Live-CD "Voivod - Lives" offenbart vom Sound her einige Mängel, deutet jedoch an, wie genial diese Band noch immer ist. Ein Jahr zuvor erscheint noch "Kronik", eine Art Best-Of Scheibe. 2001 mehren sich die Gerüchte, dass 'Snake' zur Band zurück kehren werde, und tatsächlich wird Eric gefeuert. Denis Belanger übernimmt wieder den Platz am Mikro.
Der gechasste Eric gründet daraufhin seine eigene Band E-Force. Da Voivod jetzt noch ein geeigneter Bassist fehlt, ist die Überraschung perfekt, als plötzlich die Meldung durch die Medien geht, dass Jason Newsted (Ex-Metallica, Ex-Flotsam And Jetsam) nicht nur das Album produzieren will und als Tourbasser am Start ist, sondern unter dem Pseudonym Jasonic fest bei Voivod einsteigt.
Ihren ersten gemeinsamen Gig spielen sie am 30. Dezember 2001 in Montreal, zocken dabei aber ausschließlich Coverversionen von den Sex Pistols. "Voivod" ist wieder eine Scheibe, die sich zwar leichter erschließt als "Phobos" oder "Negatron", aber auch mehrere Durchläufe braucht, um voll aufzugehen. Kurz gesagt, wieder eine geniale Platte, die zudem textlich die Geschichte des Voivods beendet. Da Newsted kurzzeitig auch bei Ozzy Osbourne einsteigt, steht er manchmal abends gleich zweimal auf der Bühne, denn Voivod begleiten die Ozzfest Tour.
'Away' arbeite mittlerweile an einem Buch, das seine Zeichnungen beinhaltet und gastiert auch auf der "The Pre-Fix For Death"-Scheibe des Rappers MC Necro. Zusammen mit 'Piggy' arbeitet er auch mit der Band Aut'Chose zusammen und ist sogar auf deren 2005er Album zu hören. Wundert man sich am 24. August noch über die Meldung, dass Piggy schwer erkrankt sei, und wünscht dem Gitarristen alles Gute, muss man mit Entsetzen lesen, dass der Mann drei Tage später bereits an Darmkrebs verstorben ist. Er wurde 45 Jahre alt.
Über die Art und Weise, wie 'Away' daraufhin das Erbe der Band verwaltet, lässt sich streiten, denn die erste DVD "D-V-O-D-1" ist nur etwas für absolute Die Hard-Fans. Auf der Homepage kündigt er aber schon die nächsten DVD-Veröffentlichungen an. Da 'Piggy' wenige Stunden vor seinem Tod seinen Bandmitglieder den Zugang zu seinem Rechner gewährte, finden diese dort zahlreiche Aufnahmen für ein neues Album, das sie im September 2005 zu Ende bringen.
Ende Juli erscheint "Katorz" über Nuclear Blast Records und ist ein weiteres Highlight der Bandgeschichte. Wie und ob sich diese fortsetzen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt, auch wenn anscheinend noch genügend Songs für vier weitere Alben auf der Festplatte des verstorbenen Gitarristen ruhen. Um seinem Andenken gerecht zu werden, gehen sie 2008 sogar auf Tour und spielen mit dem ehemaligen Basser Jean-Yves 'Blacky' Theriault und dem Martyr-Gitarristen Dan Mongrain alte Klassiker der Voivod-Geschichte.
Tatsächlich greifen sie noch für ein zweites Album auf die Gitarrenspuren des vestorbenen Gitarristen zurück und nehmen einmal mehr mit Jason Newsted das Album "Infini" auf. Auch im Anschluss an dieses Album werden ein paar Livedates folgen, u.a. auf dem Bang Your Head und dem Summer Breeze und wieder sollen Blacky und Dan die Saiten-Instrumente bedienen.
Diese Besetzung bewährt sich über einige Jahre und so scheint die Band mehr und mehr an alte Stärken anknüpfen zu können. So ist auch das 2013 erscheinende "Target Earth", welches erstmals mit komplett neuem Material glänzt, ein erstklassiges Album. 2014 verlässt dann Blacky die Band aus persönlichen Gründen. An seine Stelle tritt Dominic 'Rocky' Laroche.
2016 veröffentlichen Voivod die "Post Society"-EP. 2018 kommt mit "The Wake" ein weiteres Studioalbum auf den Markt, das laut Langevin Songs enthält, die man als "wirklich lang und progressiv" beschreiben kann. 2019 stehen die Kanadier beim Montreaux Jazz Festival gemeinsam mit einer fünfköpfigen Bläsersektion auf der Bühne. Aus dieser Arbeit geht die EP "The End Of Dormancy" hervor, die 2020 erscheint. Im selben Jahr kommt auch mit "Lost Machine" ein Livealbum auf den Markt, auf dem das Augenmerk auf aktuelle oder weniger häufig gespielte Stücke liegt. 2021 starten Voivod eine Crowdfunding-Kampagne, um eine Band-Dokumentation namens "We Are Connected" zu realisieren.
Der nächste Longplayer "Synchro Anarchy" erscheint 2022 und kombiniert extravagante Riffs mit teilweise angefressenen Vocals. Im selben Jahr bündelt die Band die Alben von "Rrröööaaarrr" bis "Dimension Hatröss" zusammen mit massig Bonusmaterial zu "Forgotten In Space". 2023 veröffentlicht die Formation mit "Morgöth Tales" eine Werkschau, die neun Neueinspielungen nicht so offensichtlicher Stücke aus dem unfangreichen Backkatalog sowie einen neuen Song enthält. So lässt sich die Entwicklung vom rohen Thrash der Anfangstage zu komplexen Riffs und ausgeklügeltem Songwriting hervorragend nachverfolgen.
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