laut.de-Kritik
Feinste Dub-Remixes auf polnischen Folk.
Review von Robin BrodtAuf einem Sampler zusammengefasste Remixes von traditionellem Liedmaterial aus dem osteuropäischen Raum sind spätestens seit Shantel schwer angesagt. Ein sinnvolles Kriterium bei der Bewertung solcher Alben ist, ob sie neben der gelungenen elektronischen Umsetzung auch Lust darauf machen, den Originalzusammenhang kennenzulernen.
Bei mir jedenfalls wecken schon die ersten Tracks das Interesse, auch in sonstige Studioalben der polnischen Folkband reinzuschnuppern. Das mag zum guten Teil daran liegen, wie radikal die DJs das vorliegende Material auseinandernehmen.
Dass es in gute Hände gegeben wurde, beweisen die alten Hasen wie Transglobal Underground oder Perch von Zion Train mit größtenteils völlig neu geschaffenen Soundböden aus Dub. Sorgsam eingeflochten sind darin Chorusgesänge, Sprachsamples, Melodiebögen von Streichinstrumenten, Harfen und mehr. Die zahlreichen DJs sorgen dabei unter dem Vorzeichen von Dub + Reggae für eine angenehme Vielfalt.
So bietet Lutan Fyah in "Let's play, musicians! / Spiritual revival" seine spirituelle Erneuerung im Sinne des Rastafarianismus so selbstverständlich neben einem Refrain aus polnischem Folk-Gesang samt Dudelsack an, dass man meinen könnte, das wäre eine gewöhnliche musikalische Kombination! Wem dieser Track zu rootslastig oder ideologisch ist, sei verwiesen auf die zahlreichen elektronischeren Nummern, die von der weiten Spielbreite des Dub profitieren.
Nun hab ich fast ein bisschen Angst, dass die Originale nicht meinen Erwartungen entsprechen und ich den Offbeat schmerzlich vermissen werde ...
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