laut.de-Kritik
Will it be okay? Nearly Every Single Thing.
Review von Lena BayerWie viel positive Energie kann ein Mensch eigentlich in sich tragen? So viel wie Will Joseph Cook wohl nur selten. Umso schöner, dass der Brite all seine Positivität in ein Album gepackt hat und dies nun mit der Welt teilt. Auch wenn der "Sweet Dreamer" (2017) bereits 2020 "Something To Feel Good About" droppte, fühlt sich "Every Single Thing" noch besser an. Nur vereinzelt wills nicht.
"All the Books I don’t read / Lay in my room" - typisch Mittzwanziger, "Jealous of attention / I give to you" - funny Dude. Der verspielte Opener "Little Miss" kommt mit einem ironisch-kitschigen Einstieg daher, wodurch Wills Sehnsucht fast untergeht: "Little miss every single thing about you / I feel so weird without ya". Moment mal, "Every Single Thing", da war doch was. Wer auch immer die besungene Little Miss ist, sie scheint dazu beigetragen zu haben, dass es dieses Album gibt. Ebenso wie Cooks Nintendo Switch, von der er sich für den Sound der Nummer inspirieren ließ.
Weil das eben so schön war, perfektionieren "Kisses in the dark" die Stimmung. Wären die nicht "Like stitches in my heart", könnte das Knutschen noch angenehmer sein. Egal, "Kisses" versprüht absolut gute Laune und bleibt direkt im Ohr, was vor allem an dem "Woo-hoo-hoo" und "You-hoo-hoo", aber genauso an der einprägsamen Line "Roll me up like sushi" liegt.
Soll "Gummy" eine Hommage an Haribo sein? Wohl eher eine Liebeserklärung an die Freundin, denn die ist "sweet just like a gummibear". Soundmäßig sweet wie Gummibärchen, hört sich der Track ansonsten ähnlich wie die Vorgänger an, wobei der zweistimmige Gesang heraussticht.
Genauso süß klingt der Tik Tok-Hit "Be Around Me" zusammen mit Chloe Moriondo. Hier ahmen die beiden das aufregende, leicht peinliche erste Kennenlernen zweier Teenies nach. Fast so aufregend wie das erste Kennenlernen auch hier wieder der verspielte Sound.
Der Indie-Retro-Song "BOP" sticht mit seinen vorpeitschenden Gitarren und Drums hervor. Darin erzählt Will wieder eine Kennenlerngeschichte: "New girl, her name is Ariel", die Meerjungfrau? Wenn sie "at a party" war, ja. Auf alle Fälle scheint der Brite "nervous". Völlig normal, zu der Erkenntnis kommt er selbst: "First move is the worst of it / Then everything comes alphabetic" und endet mit der Bitte: "Take me Tonight".
"Easy Undone" handelt selbstverständlich von der Liebe, kommt insgesamt zurückhaltend daher, ähnelt vom Sound an einige Vorgängern und sticht nicht sehr heraus. Done. Also lieber etwas Herumblödeln – "Goofin' Around" vibet ganz gut beim Rumgoofen.
Dann schlägt Will Joseph Cook mit "Today, It's Raining" etwas ruhigere, melancholische und fast schon baladige Töne an. Beim regnerischen Tag bleibt er zunächst auf seine Stimme beschränkt und singt voller Sehnsucht über seine Freundin, die im Krankenhaus liegt und die er nicht besuchen kann. Wobei der Track nach der Hälfte umschlägt: der Gitarrenanschlag wird schneller, lauter und weniger melancholisch. Doch all in all nicht allzu spektakulär.
"We Met On The Internet" - klar, die Jugend von heute halt. Klischee hin oder her, in dem Song erzählt der Singer/Songwriter nun mal wie sich junge Menschen heutzutage kennenlernen: "You were someone I met on the internet / Now tonight, you are real / What a rush, what a feel / Take you out on a date". Nach knapp 1:40 endet die kürzeste Albumnummer mit: "Hanging with you is different to everything", die mit ihrer musikalischen Zurückhaltung so different wirkt und gerne noch länger gehen könnte.
Bei "The Feels" scheinen die Gefühle (endgültig) mit Cook durchgegangen zu sein. Hier beweist der Sänger, wie extrem er in den Höhen gehen kann. Das ist okay, wobei das sehr verspielte Instrumental und der gefühlt geautotunte Hintergrundgesang stören.
Um "4AM" geht man schlafen, doch Lines wie "If I were a bug / You’d understand" und "If I were a stone / You’d make me round" halten dich wach. Und wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo die Wandlung her. In dem Fall explodiert die Nummer nach gut 1:20 in markanten Gitarrenriffs. Mit dem Schlafen wird wohl nix mehr, also wieso nicht eine Runde ans Lagerfeuer setzen. Dort endet die aufregende (Album-)Reise der Liebe mit ihren meist leichten und positiven Höhenflügen und den vereinzelten Abstechern in gähnende, sentimentale Gebirge, "Guaranteed".
3 Kommentare mit einer Antwort
Bitte um ein tl;dr: Wird Josef nun kochen?
Ja, jedes einzelne Gericht
Find's schön dass Darwin Deez immer noch Musik macht.
Der britische Fynn Kliemann