laut.de-Kritik
Wenn Bloodbath im Thrash-Schuppen Marduk spielen.
Review von Manuel BergerAuf gewisse Weise ist Witcherys "In His Infernal Majesty's Service" das 2016er-Äquivalent zu Bloodbaths "Grand Morbid Funeral". Beide spielen ohne Experimente den Old School-Stiefel, so ganz ernst nehmen kann man die ganze Evil-Hamperei nicht. So ganz tun sie das selbst auch nicht. Gerade deshalb hauen sie völlig zwanglos einen Riffkoloss nach dem anderen raus. Kleiner Zusatz: Witchery klingen natürlich nicht wie Bloodbath. Eher wie Bloodbath im räudigen Thrash-Schuppen, denen jemand sagt: "Spielt Marduk."
So kommen dann eben auch Songtitel wie "Lavey-athan" raus. Allein dafür muss man die Schweden schon liebhaben, die jüngst mit Emperor Magus Caligula und Martin Axenrot gleich zwei prominente Abgänge zu verzeichnen hatten. Das ist dann auch schon die zweite Sache, für denen den Burschen eine Herzigung gebührt.
Der neue Mann am Mikro integriert sich, als habe er nie etwas anderes gemacht, und egal, welch hohe Meinung ich vom nun geschiedenen Opeth-Drummer auch haben mag: Besser als sein Nachfolger Chris Barkensjö hätte Axe es auch nicht machen können. Was Barkensjö hier abzieht, nötigt Einiges an Respekt ab. Egal, ob Blastbeats, Doublebass-Salven, rhythmusfixierte Groove-Pattern oder unermüdliche Tom-Rotationen – nailed it. Nominiert den bitte für irgendwas.
Trotzdem liegen dem Ganzen als Kern natürlich die Gitarren zugrunde. Sperenzchen dürfen gerne draußen bleiben. Herrlich roh bestellen die Äxte das massiv angeschwärzte Thrash-Feld. Nichts anbrennen lassen, wäre hier ein Fehler, stattdessen setzten Jensen und Rikard Rimfält lieber gleich das ganze Anwesen in Feuer und Flamme.
Zugegeben, manchmal schaltet man ein bisschen auf Durchzug, Parts wie das Tremologalopp in "The Burning Of Salem" oder das zugehörige Hammering-Riff sorgen jedoch oft genug für offene Ohren. Der Spoken-Word-Teil im selben Song hätte zwar nicht unbedingt sein müssen, kommt dank begleitendem Handgelenkstraining aber trotzdem geil.
"Zoroast" verkörpert eine gelungene Schnittstelle zwischen Black Metal und Punk, merkwürdig griffiger Refrain inklusive. Hin und wieder darf es dann doch ein bisschen melodisch zugehen: Sowohl "Escape From Dunwich Valley" als auch "Feed The Gun" warten mit tasty Solo auf. In ersterem kommt zudem eine Orgel zum Einsatz. Bei "Nosferatu" liefert die Wah-Wah-Tapping-Eskapade die perfekte Vorlage für Angus Norder, sich anschließend so richtig schön die Lunge rauszukotzen.
Ein Song, der inmitten all des Voranpreschens mit langsamerem Tempo gegensteuert, hätte "In His Infernal Majesty's Service" vielleicht noch gut getan. Zwar schielt die Band gelegentlich in diese Richtung, etwa mit "In Warm Blood", so richtig traut sie sich dann aber doch nicht. So muss sich das Album in gewisser Hinsicht den Vorwurf der Einseitigkeit gefallen lassen. Diese eine Seite allerdings beherrschen Witchery in all ihren Facetten.
3 Kommentare
liest sich ja ganz interessant, hat da schon mal ein mitforist gegengehört ?
Ich hab n bisschen angst das zu fragen.... Aber welche marduk? Bis zu opus nokturne bzw heaven shall burn (je nach dem wen man fragt) waren marduk in erster Linie für ihre geilen, genialen und einprägsamen Melodien bekannt. Dieses stumpfsinnige und eher langweilige und redundante nur noch geknüppel kam erst später. Wo ich dann auch aufgehört habe. Wobei ich das Lied serpent sermon und das 16horsepower cover mochte
Jawoll! Witchery sind back!