laut.de-Biographie
Zhu
Wer steckt hinter Zhu? Als in 2014 auf großstädtischen Wänden und Bushaltestellen das Logo des Dance/Vocal House-Acts auftaucht, macht sich erst einmal ein großes Fragezeichen breit. Ein stilisiertes "Z", ein auf futuristisch gebürstetes Outkast-Medley sowie die Single "Faded", mehr gibt es bis in den Mai hinein zunächst nicht.
Klar also, dass hinter der cleveren Werbekampagne kein Modelabel, sondern ein Künstler steckt. Peu à peu sickert durch, dass Zhu aus Los Angeles kommt, auch wenn sein Name eher auf das Reich der Mitte verweist. Der Produzent selbst sagt dazu lakonisch: "Musik ist gesichtslos. Lasst meine Musik meine Geschichte erzählen."
Interessante Randnotiz: Noch Ende 2013 existierten Zhu-Facebook-Seite, ein Twitter-Account sowie eine Last.fm-Präsenz. All diese Informationsquellen wurden gelöscht und ohne konkretere Hinweise Anfang 2014 wieder online gestellt.
Diese Geheimniskrämerei geht, wie zuvor schon bei SBTRKT oder Deadmau5, auf. Die "The Nightday"-EP, erschienen bei Warner, erreicht mehrere Millionen YouTube-Clicks. Neben der clublastigen ersten Single "Faded" (Platz eins in den australischen Singlecharts) enthält sie etwa das Elektro-R&B-Stück "Cocaine Model", bevor "The One" mit Shlohmo-artigen, runtergepitchten Vocals dann wieder auf die Tanzfläche lädt. Außerdem macht der Amerikaner als Remixer von Lana del Rey und London Grammar dies- wie jenseits des Atlantiks von sich reden.
Superstars wie Diplo und Skrillex feiern ihn als eine der ersten: "Gunna be big!", äußerst sich Skrillex euphorisiert. Das englische BBC Radio 1 sowie das australische Triple J ziehen mit Lobpreisungen des Mr. X nach.
Unterdessen greift der Guardian gleich zu blumigen Metaphern: "Zhu schafft den Durchbruch als Rose unter Dornengewächsen." Nach so viel Hype wenig erstaunlich: Die EP klettert bis auf Platz drei der US-Dancecharts und erobert auch hierzulande Spitzenplätze.
Den passend erratischen Stempel für seine Musik hat der Beatbastler derweil natürlich auch schon parat: Ganz im spitzfindigen Sinne der Emoticon-Kultur dient ihm ein Smiley als Platzhalter. 2015 veröffentlicht er seine zweite EP "Genesis Series", die mit vielen Gästen gespickt ist, u.a. AlunaGeorge, A-Trak, Keznamdi, Gallant und Daniel Johns.
Das Debütalbum "Generationwhy" erscheint 2016 mit Skrillex als Feature-Gast. The Guardian findet durchaus gefallen daran und beschreibt es als eine "bisweilen betörende Mischung aus Mid-Tempo-Elektronik-Pop." Der Erfolg lässt bei Steven Zhu nicht ab und er performt beim Ultra Music Festival 2017 in Miami, zudem produziert er drei Remixes von renommierten Künstlern: "Andromeda" von Gorillaz, "Bad and Boujee" von Migos, and "Feel It Still" by Portugal. The Man.
Es ist auch das Jahr, in dem er seine dritte EP "Stardustexhalemarrakechdreams" auf den Markt bringt. Dort gibt er sich experimentierfreudig und verwebt marrokanische Melodien in seinen Songs. Ein Jahr später
verwendet Apple für die Werbespots zum iPhone XS und XS Max den Song "Chasing Marrakech" daraus.
Im April 2018 lanciert er seine vierte EP "Ringos Desert Pt. 1", die im September in seinem zweiten Studioalbum "Ringos Desert" mündet. Darauf kollaboriert er mit u.a. JOY., Majid Jordan und Tame Impala. Das Electro-Magazin Dancing Astronaut ist hin und weg von der Scheibe: "Jeder Song ist bis zur absoluten Perfektion ausgefeilt, jedem Sound wird ein eigener Raum gewidmet, um wie moderne Kunst in einer Ausstellung zu existieren. In die Songs ist eine freche Dosis westlicher Klänge eingearbeitet, die das gesamte Album würzt."
Ein Jahr später bringt Zhu den Club-Hit "Came For The Low" mit Partywithray heraus, in dessen Musikvideo der Präsidentschaftskandidat der Vereinigten Staaten von Amerika für 2020, Andrew Yang, zu sehen ist. Der Song ist auch Teil der dritten Episode der Marvel-Serie "The Falcon And The Winter Soldier" auf Disney+ Anfang 2021. Die Club-Szene, in der der Track gespielt wird, wird zum Meme sterilisiert, da Daniel Brühl in seiner Rolle des Russen Helmut Zemo ein paar steife Dance-Moves auspackt.
2020 ist für den Mann mit chinesischem Ursprung ein aufregendes Jahr. Er darf für das extravagante Livestream-Medium Cercle ein DJ-Set spielen, als Location dient das Skigebiet "Hakuba Iwatake" im japanischen Nagano. Zudem kommt seine neue Merchandise-Kollektion heraus, und im September veranstaltet er seine erste Fashionshow unter dem Namen "I Admit It Experience", bei dem die Models seine selbst designten Kleider tragen. Den passenden Song "I Admit It" steuert er natürlich direkt bei zusammen mit Shootingstar 24kGoldn.
Im April 2021 erscheint auf dem Label Astralwerks, bei dem auch namhafte Künstler wie Duke Dumont, Empire of the Sun, Jean-Michel Jarre oder Marshmello unter Vertrag sind, Zhus dritte LP "Dreamland 2021".
Zhu steht für eleganten, opaken Deep House mit Falsett-artigen Vocals, der sich anschmiegt und sowohl im Club als auch in einer noblen Cocktail Lounge funktioniert. Mit verdammt lässigen E-Gitarren-Einspielern, Piano-Klängen und unverkennbaren Synthies verziert er seine in Dunkelblau gehaltenen Tracks und sticht aus der Masse hervor.
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