laut.de-Kritik
Feiert das "Broke"-Jubiläum, klingt aber anders.
Review von Eberhard DoblerSeit dem zehnten Studioalbum "Forever!" (2016) ist Fronter MCUD das einzig verbliebene (hed) P.E.-Originalmitglied. Jene Scheibe markierte, positioniert zwischen Korn, Hardcore und Reggae, insofern einen Wendepunkt. "Stampede" trieb dies im letzten Jahr noch weiter auf die Spitze und fügte ausgeprägte Autotune- sowie noch mehr programmierte Passagen hinzu: (hed) P.E. hatten ihren Sound modernisiert wie noch nie im Laufe der 25-jährigen Karriere.
2020 steht nun das 20-jährige Jubiläum des bandinternen Meilensteins "Broke" an. Die neue Platte "Class Of 2020" nehme darauf sowohl inhaltlich (der G-Punk der Anfangsjahre) wie formal (das Albumcover) Bezug. Stimmt man letzterem zu, drängen sich soundtechnische Bezüge angesichts des geradlinigen, im Bandkontext unauffälligen Openers "First Blood" aber nicht gerade auf.
Schon eher meint man den speziellen Rapmetal von "Broke" auf "Watch It Burn" mit seinen tiefer gestimmten Gitarren herauszuhören (trotz des damals noch nicht vorhandenen melodiösen Reggaerock-Einschlags). Noch deutlicher kommt dies bei "No Days Off" zum Tragen. Dennoch nimmt man besagte neue Ära stets mehr wahr als das Geburtstagskind. Davon abgesehen integrierten die Kalifornier bereits ab den Nullerjahren zunehmend Hardcore und später Reggae. Ein Punkrock-Song wie "Ole Time Sake" mit Ska-Bläsern und Klavier hat mit "Broke" wenig zu tun.
Das gilt auch für die beiden Nummern, die vielleicht anderes vermuten lassen: "Last Call" mit dem Ende 2013 ausgestiegenen DJ Product liefert wieder Reggaerock. Das melancholische "Greedy Girl" featuret ebenfalls ein Mitglied aus Anfangstagen: Gitarrist Chizad verließ die Band schon 2002. Beide gehörten zum Original-Line-Up, beide Songs lassen die Stimmung von damals aber nicht aufleben.
Noch mehr aus dem Rahmen fällt aus dieser Perspektive der eingängige Celtic-Rock "Nothing Last 4ever (The Ballad of C19)", auf dem Jared die Pandemie verarbeitet und auf ihr Ende hofft. Corona stoppte natürlich auch (hed) P.E.s Tourpläne und löste die Aufnahmen zur neuen Platte erst aus. Die Produktion bleibt gleichwohl etwas hinter den beiden letzten Alben zurück, die satter wirken.
Trotzdem macht der streckenweise etwas heisere Bandchef Jared mit seinen abwechslunsgreichen Vocals zwischen Gebrüll, Klargesang bis hin zu Toasting noch immer den Unterschied. Zumal das schräge "We The People" und der Abschlusstrack "Overdue", der einzige mit Autotune, zeigen, dass (hed) P.E. nach wie vor eine eigene Nische besetzen - sicher ein Grund für ihr langes Überleben. Und so bleibt die Haupterkenntnis der Jubiläumsplatte: Für die Liveband (hed) Planet Earth dürfte der Weg noch länger nicht zu Ende sein.
3 Kommentare
yngwie haben mich die "reggae"passagen vor 20 jahren weniger gestört bzw wären mir (unangenehm) aufgefallen
These: Das Bemerkenswerteste, was es über diese Band zu sagen gibt, ist, dass sie vor 20 Jahren auf der 'Broke' mit 'Pac Bell' einen Titel hatten, der dem heutigen Trap-Sound erstaunlich nahe kommt.
Nach drei insgesamt sehr enttäuschenden Scheiben (mit je 1-2 wirklich geilen Hits) liefern hed wieder etwas durchaus brauchbares ab. Ich ranke die Scheibe im Bandcanon auf 7 von 12 Alben. Watch it burn, No days off und We the people reissen die ansonsten auch gut hörbare Scheibe (abgesehen von "Last call") wirklich ein gutes Stück nach oben.
Ich sage 10 von 15 Punkten. Oder 3,5 von 5.