Porträt

laut.de-Biographie

Pete Rock

Peter Philipps' Künstlername geht gut und gerne als Synonym für Boom-Bap durch. Viele Rap-Heads nennen, nach den größten Hip Hop-Produzenten aller Zeiten gefragt, neben Premier, Dilla und RZA den Namen Pete Rock.

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Als Sohn jamaikanischer Einwanderer erblickt Pete am 21. Juni 1970 in der Bronx das Licht der Welt. Er ist das sechste von sieben Kindern. Der Vater, passionierter DJ mit einer riesigen Plattensammlung, sorgt für die musikalische Früherziehung.

Kein Wunder, dass der Spross viele Talente entwickelt: Pete soll sich als Rapper, DJ, vor allem aber als Produzent einen Namen machen. Er trägt mit seiner Sample-verliebten Arbeitsweise wesentlich dazu bei, neben Soul und Funk auch Jazz im Hip Hop zu etablieren.

Als Pete sieben Jahre alt ist, zieht seine Familie nach Mount Vernom um. Hier lernt er auf der Schule CL Smooth kennen, mit dem er sich zu einem klassischen DJ-MC-Gespann formiert.

Ihren Beginn nimmt Pete Rocks Geschichte aber eigentlich beim New Yorker Radio-Sender WBLS und der Show "In Control With Marley Marl", bei der er seit 1987 als DJ agiert. Hier darf der 17-Jährige einem Altmeister seines Fachs über die Schulter blicken und sich über die weitläufige Plattensammlung des Vaters hinaus beeinflussen lassen.

Gerade volljährig, will er zwei Jahre später selbst produzieren und verschreibt sich fortan dem Beatbasteln. In CL Smooth hat er auch gleich einen tauglichen MC zu Hand. Die gemeinsamen Gehversuche bleiben nicht unentdeckt: Elektra bietet dem Duo Anfang der Neunziger einen Vertrag an.

Im Juni 1991 erscheint ihr Debüt "All Souled Out", eine EP mit zwar lediglich sechs Tracks, die jedoch Eindruck hinterlassen. Pete Rocks Melange aus jazzigen Samples und straighten Drums unterlegen CL Smooths Raps, die genau so klingen, wie sein Name verspricht. Kritiker sind begeistert, die Plattenfirma weniger: Zwar fallen gute Worte, die Verkäufe jedoch bleiben aus.

Ein Jahr später erscheint das erste Album "Mecca And The Soul Brother". Die Reaktion kommt uns bereits vertraut vor: positive Stimmen von überall, die Geldbeutel bleiben aber weitestgehend zu. Vorerst: Die Single "They Reminisce Over You (T.R.O.Y.)" mausert sich dann doch zu einer Hymne, die im Laufe der Jahre Anklang bei einem Massenpublikum findet. Das liegt in erster Linie am unverschämt musikalischen Beat von Pete Rock, dem CL Smooths bedächtige Zeilen die Krone aufsetzen.

In New York, dessen Rap sich zu der Zeit in der goldenen Blütephase befindet, etablieren sich Pete Rock & CL Smooth als jüngste Vertreter der legendären Rapper-Produzenten-Duos. Ihre Vorgänger: Eric B. & Rakim und Gang Starr (DJ Premier & Guru). 1994 folgt "The Main Ingredient", auf dem sich Pete und CL noch konzentrierter ihren Vorstellungen von Rap hingeben. Mit großem Erfolg, auf den jedoch ein kleiner Schock folgt: Relativ unerwartet gibt das Duo bekannt, fortan getrennte Wege zu gehen.

CL Smooth trifft der Split heftiger als Pete Rock. Letzterer hat sich bereits als talentierter Produzent etabliert, vertonte schon Songs für Run DMC und den Nas-Klassiker "Illmatic". Remixe für The Notorious B.I.G., Public Enemy und Jeru The Damaja avancieren außerdem recht schnell zu Klassikern. Loud Records greift sich Pete Rock und unterstützt ihn bei der Arbeit am ersten Soloalbum.

Pete Rock konzentriert sich vorerst aber auf andere Projekte: Er hebt mit Soul Brother Records sein eigenes Label aus der Taufe und produziert zwei Alben. InI, der Crew seines jüngeren Bruders Grap Luva, schneidert er "Center Of Attention" auf den Leib. Für Deda produziert er "The Original Baby Pa". Beide Alben fallen jedoch vertraglichen Streitigkeiten zum Opfer: Elektra lassen den Vertriebsdeal mit Soul Brother platzen, die Platten verschwinden im Archiv. Erst über zwanzig Jahre später ist der Hickhack um die Rechte an den Mastern beigelegt, und die unterdessen munter gebootleggten Werke erscheinen 2017 doch noch offiziell - bei Vinyl Digital.

Zurück in die Neunziger: Seine Arbeit beim Radio bringt Pete Rock mit den großen Namen der Szene in Kontakt. Die Gästeliste seines 1998 erscheinenden Solo-Debüts "Soul Survivor" liest sich entsprechend wie das Who-Is-Who der New Yorker Szene: Inspectah Deck, O.C., Method Man, Raekwon, Prodigy, Ghostface Killah, Large Professor, Kool G Rap, Big Pun, Noreaga, Tragedy Khadafi und Heavy D, außerdem Common, Black Thought von The Roots, Kurupt, MC Eiht und Beenie Man. Pete Rock greift außerdem selbst zum Mic.

Die Zusammenarbeit mit Loud Records nimmt zwar ein Ende. Die Nähe zu den Mitgliedern des ebenfalls dort unter Vertrag stehenden Wu-Tang Clans bleibt aber bestehen. Immer wieder hat Pete Auftritte auf den Solalben der Clan-Member und liefert ihnen auch den einen oder anderen Beat. Wer braucht da schon die Major Label-Industrie? Pete Rock orientiert sich fortan independent.

Bei Rapster/BBE findet er Unterschlupf und veröffentlicht dort 2001 seine "PeteStrumentals". Es folgen weitere Alben mit Kollaborationen, so facettenreich sind wie seine Einflüsse und Sample-Quellen. Von Kardinal Offishall über Pharoahe Monch und Little Brother bis RZA ist alles dabei, was das Rap-Spektrum zu bieten hat.

Immer wieder taucht auch der alte Partner CL Smooth auf. Eine Reunion ist zwar häufiger angedacht, bleibt dann aber doch aus. Dass es dazu auch nicht mehr kommen wird, zeigen etliche Interviews, in denen beide bekannt geben, dass sie sich nicht mehr wirklich grün sind.

Die Produktionsmaschinerie Pete Rock läuft weiterhin auf Hochtouren. Dabei ist er sich nicht zu schade, seine Beats alten Freunden von früher zu überlassen. Somit gerät er nie in Verdacht, sich meistbietend verkaufen zu wollen. Pete Rock steht auch nach zwanzigjähriger Karriere als klassischer Realkeeper da.

Das ändert sich auch bei der Veröffentlichung eines weiteren Solowerks im Jahr 2008 auf Nature Sounds nicht. Für "NY's Finest" lädt Pete Rock so unterschiedliche Charaktere wie Jim Jones, Redman, Styles, MF Doom, Papoose, Slum Village, Ghostface Killah und Raekwon ins Studio. Die Szene dankt es ihm mit Respekt und Anerkennung: Pete Rock zählt definitiv zum Club der Szene-Besten.

Auch die Kollabo mit Smif'N'Wessun, "Monumental" aus dem Jahr 2011, untermauert seine Fähigkeiten als Ausnahmeproduzent. Gerade auch deshalb, weil er immer wieder die großen Labels links liegen lässt und sich lieber mit Underground-Schwergewichten zusammentut: offenbar ein unfehlbares Erfolgsrezept.

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