laut.de-Biographie
DJ Premier
Chris Martin – mit diesem Namen macht man Karriere. Während sich in England ein Sänger dieses Namens mit seiner Band Coldplay in die Annalen populärer Musik jodelt, schafft einige Jahre zuvor ein US-Amerikaner mit gleichem Namen ähnliches - allerdings mit Sampler und Plattenspieler.
1989 findet mit "No More Mr. Nice Guy" das Debüt einer Hip Hop-Band ihren Weg in die Läden, die einige Jahre später Legendenstatus erreichen sollte. Gang Starr nennt sich die Kollaboration etwas irreführend, denn von Gangster-Lyrics und Bling Bling sind Guru und DJ Premier soweit entfernt wie Coldplay von Houston im US-Bundesstaat Texas.
Dort erblickt Premo im März 1966 das Licht der Welt, gute 13 Jahre bevor die Sugarhill Gang "Rapper's Delight" auf den Weg bringt und Kurtis Blow mit "The Breaks" das erste Hip Hop-Album über ein Major Label vertreibt.
Dass Chris Martin alias DJ Premier einige Jahre später in einer Reihe mit diesen Veteranen der Hip Hop-Bewegung steht, ist 1984 noch nicht abzusehen. Premos Familie ist längst nach Brooklyn gezogen, als er sich erstmals an Beats und Cuts versucht. 14 Jahre später steigt er in den Olymp auf. Gang Starrs "Moment Of Truth" erscheint und verändert die Produktion von Hip Hop nachhaltig. Wenn Grandmaster Flash der Produzent ist, der den Plattenspieler zum Instrument erhob, ist Premo zu diesem Zeitpunkt der größte Virtuose.
Mit Samples aus Soul, Jazz und Funk, gepaart mit punktgenauen Vocal-Scratches, begeistert er die Szene. Premo-Beats sind keine vielschichtigen, undurchsichtigen Epen, sondern prägnante, klare Gebilde. Ein oder zwei Loops genügen zumeist, um den unverkennbaren Premo-Sound zu kreieren, den in der Folge die halbe Produzentenwelt zu kopieren versucht.
Mittlerweile genießt Premier längst einen ausgezeichneten Ruf in der Szene. Snoop Dogg, Royce Da 5'9", Redman, Ghostface Killah, Jeru The Damaja, KRS-One sind nur einige der Namen, mit denen der Produzent zusammenarbeitet. Doch auch außerhalb der Hip Hop-Welt ist Premo ein gefragter Mann. Mit Limp Bizkit nimmt er 1999 das Method Man-Feature "N 2 Gether Now" auf, 2006 produziert er für Christina Aguilera fünf Titel für "Back To Basics".
Bald bleibt kaum mehr Zeit für Gang Starr. Das Duo trennt sich nach "The Ownerz" im Jahr 2003, sieben Jahre später stirbt Guru an einem Krebsleiden. Man trenne sich freundschaftlich und einvernehmlich, geben die beiden nach ihrem letzten Album bekannt. nTatsächlich gehen die Wege auseinander, vor dem Tod herrscht nur wenig Kontakt zwischen Guru und Premier, den frühen Mitgliedern der Gang Starr Foundation, zu der sich Mitte der 1990er Künstler wie Afu-Ra, Bahamadia, Group Home, im weiteren Sinne auch M.O.P. oder Big L zusammenschließen.
Premier produziert fast für das komplette Kollektiv. Zudem steht er für Teile der New School-Klassiker "Illmatic" von Nas, "Black On Both Sides" von Mos Def oder "Reasonable Doubt" von Jay-Z Pate. Den Status seiner selbst ernannten Vorbilder hat er längst erreicht: DJ Cheese, Grandmaster Flash, Kool Herc, Afrika Bambaataa, Jam Master Jay, Mixmaster Ice, UTFO, Grandmaster B, Whodini usw.
Premo ist selbst Vorbild und Idol, wenngleich er mit Unwägbarkeiten kämpfen muss. Die Omnipräsenz seiner Beats schafft schnell Überdruss, der Vorwurf wird laut, er wiederhole sich zu oft. Produzenten wie Kanye West, Timbaland oder die Neptunes, die Premos Arbeit als großen Einfluss bezeichnen, laufen ihm den Rang ab – zumindest temporär.
Auf die Geschichte bezogen schwebt Premier weiter über allem. Für das Magazin "The Source" ist er einer der fünf größten Produzenten aller Zeiten, in anderen Hip Hop-Ranglisten belegt er unangefochten Platz eins. Und für die Entwicklung des Hip Hop ist sein Beitrag kaum in Worte zu fassen.
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