laut.de-Kritik
Heavy Metal mit Feuerzeugmomenten.
Review von Manuel BergerMike Orlando und Russell Allen haben es schon nicht leicht, Adrenaline Mob am Leben zu halten. Erst hat Mike Portnoy Terminprobleme und verlässt die Band, dann ereilt den zweiten Hochkaräter am Kit, A.J. Pero, auf Tour viel zu früh der Tod. Trotzdem steht jetzt das dritte Album in den Regalen, der dritte Drummer sitzt am Kit und Adrenaline Mob scheinen eher noch an Kraft gewonnen zu haben.
Wer seinen Heavy Metal gerne mit einer großzügigen Portion Hard Rock-Feel genießt, dürfte "We The People" sofort ins Herz schließen. Die Band groovt, die Band post, die Band walzt, die Band soliert, was das Zeug hält, sogar Feuerzeugmomente hat die Platte zu bieten.
Der Opener "King Of The Ring" präsentiert einen Testosteron schnaufenden Allen, vor dessen "Imma make you crawl!" man sich kampflos ergibt und in den Staub wirft. Jedenfalls bis zum C-Teil, in dem der Symphony X-Sänger seine melodische Seite nach außen kehrt und einem bereitwillig aufhilft. Schon jetzt lässt Schlagzeug-Neuling Jordan Cannata keinen Zweifel daran, dass er mit dem Vermächtnis seiner Vorgänger klar kommt. Der wiegende Gitarrengroove entfaltet erst durch seine Doublebass-Rolls die volle Wirkung. Dezenter Swing schadet eh nie.
Wie bei "King Of The Ring" sind die technischen Fertigkeiten der Band zwar echte Mundöffner. Auf Dauer killt eine zu ausführlich zur Schau gestellte Frickelleidenschaft aber den Vibe der Songs. Wie der Name schon sagt, sollte man von Adrenaline Mob freilich keine Laid-Back-Platte erwarten, doch der gesunde Uplift-Upbeat, der meist in der ersten Hälfte der Stücke noch regiert, schlägt gerne mal in Stress um, wenn Mike Orlando seine Finger flitzen lässt und dabei das Atmen vergisst.
Trotzdem färbt die Spielfreude der Band unweigerlich auf den Hörer ab und dürfte altgediente Hard Rocker mit dem ein oder anderen spaßig aufgelegten Tech-Progger auf eine Linie bringen. Auf "We The People" trifft Volbeat-Refrain ("Raise 'Em Up") auf Dio-Stimmgewalt ("Blind Leading The Blind") und Pantera-Brutalität ("Violent State Of Mind"). Das muss man erst mal hinbekommen – sowohl stimmlich als auch instrumental –, vor allem da Adrenaline Mob das alles zu einer klare Bandlinie verknüpfen.
Die richtig zwingenden, hochhalbwertszeitigen Hits bleiben zwar aus, die Whitesnake-Powerballade "Bleeding Hands" kommt nicht über guten Durchschnitt, und das "Rebel Yell"-Cover zum Schluss hätte man sich getrost sparen können. Doch für den deftigen Faustschüttler zwischendurch ist "We The People" genau das richtige. Und wer eine Melodic Groove Metal-Hymne mit "Smooth Criminal"-Beat ausstattet, ("The Killer's Inside") hat sowieso Daseinsberechtigung as fuck.
Noch keine Kommentare