laut.de-Kritik
Rein in die Zeitmaschine und zurück ins Jahr 1972.
Review von Kai ButterweckSechs lange Jahre mussten Alice Cooper-Fans auf ein neues Studioalbum ihres Maestros warten. Dafür hat sich Herr Furnier ein paar Extra-Gimmicks ausgedacht, quasi als Entschuldigung für die lange Wartezeit. So geben sich die Herren Billy Gibbons ("Fallen In Love") und Roger Glover ("Paranormal") kurzzeitig die Ehre. Ebenfalls mit am Start: U2-Drummer Larry Mullen Jr. Der hatte etwas mehr Zeit und trommelte mal eben zehn der insgesamt zwölf neuen Cooper-Tracks ein.
Und wo wir schon mal bei den Gästen sind: Auf der Bonus-Disc tummeln sich neben sechs Live-Tracks noch zwei weitere neue Songs. Und diese wurden nicht von irgendwem eingespielt, sondern von Michael Bruce, Dennis Dunaway und Neal Smith, also jenen Musikern, die Alice Cooper während seiner Anfangszeit in den 70er Jahren begleiteten. Die Rahmenbedingungen lassen also einiges erwarten.
Der titelgebende Opener kommt auch gleich ordentlich aus den Puschen. Irgendwo zwischen "Rock Bottom" und "Friday On My Mind" polternd, schlägt "Paranormal" eine solide Brücke zwischen altbewährtem 70s-Rock und Aufgeplustertem aus der 80s-Metal-Pop-Schatulle.
Die beiden anschließenden Songs "Dead Flies" und "Fireball" machen ebenfalls Laune. Man braust zwar unterhalb des Hit-Radars, aber die Durchschlagskraft und Spielfreude der Hardrocker passt definitiv. Danach geht's allerdings bergab, und zwar im freien Fall. Weder das mit gruseligen Uffta-Strophen befeuerte "Paranoiac Personality" noch das kleine "School's Out"-Stiefschwesterchen "Fallen In Love" können mit der Energie der Anfangsminuten mithalten.
Auf der "Dynamite Road" drücken die Verantwortlichen dann wieder etwas kräftiger aufs Gaspedal. Abzüglich des uninspirierten Sprechgesangs präsentiert sich hier eine amtliche Erinnerung an alte Priest-Glanztaten. Mit "Private Public Breakdown" erreicht der Hauptteil des "Paranormal"-Pakets schließlich seinen Höhepunkt. Cowbell, Alice in Hochform und markante Rock'n'Roll-Riffs: Danke dafür!
Nun kann man sich bereits getrost den beiden Mini-Reunion-Schmankerln zuwenden. Die letzten zehn Minuten des offiziellen Akts geraten nämlich auch eher dürftig. Die Blues Brothers im Hardrock-Modus ("Holy Water", "Rats") und Psychedelisches aus der Gruft-Mottenkiste ("The Sound Of A") hinterlassen alles, nur keine Spuren. Ergo: Rein in die Zeitmaschine und zurück ins Jahr 1972.
Das groovige Retro-Spektakel "Genuine American Girl" und das mit The Who-Opulenz aufbereitete "You And All Of Your Friends" zaubern Anhängern der Anfangstage noch einmal ein breites Grinsen ins Gesicht. Da soll noch mal einer behaupten, old men can't jump! Nix da! Je oller, desto doller, passt da schon eher.
4 Kommentare mit 6 Antworten
OZZY! OZZY! OZZY! \m/
Huch, sorry, falsche Legende.
We're not worthy!
Dachte, Tinco wäre wieder da. :^(
ich auch
dito
Tinco, wir vermissen dich!
Naja... dass da mehr als Durchschnittskost rüberkommt hätte mich auch gewundert. Onkel Alice ist ja schon über'm Rentenalter.^^
Ich werde solche Kommentare nie verstehen. Was hat denn gute oder schlechte Musik mit dem Alter zu tun? Es gibt so viele 'Alte', die es immer noch drauf haben und so viele Junge, die einen fertigen Mist abliefern. Ausserdem habe ich das Album mehrmals gehört und finde, dass es hier viel zu schlecht wegkommt. Und zwar teilweise ohne vernünftige Begründung. Das Ding rockt und Respekt ist heutzutage halt leider out.
Jo, das hat nicht unbedingt was mit dem Alter zu tun. Das stimmt. Ich finde halt dass Onkel Alice etwas nachgelassen hat und halt nicht mehr so abgeht. Aber keine Sorge! Ist nur meine Meinung.
Es ist hinlänglich bekannt, dass alte Menschen generell überflüssig sind.
Wie deine Mama!
Ob die Platte nun der große Wurf ist oder nicht ist letztlich nebensächlich bei dem Status, den Alice Cooper inne hat.
Solange er Alben raus bringt ist er auch noch auf Tour. Und so lang kann man ihn auch noch live bewundern.
Gilt übrigens nicht nur für Cooper.