laut.de-Kritik

Die Schweineschlächter greifen vermehrt zur feinen Klinge.

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Einst als einmaliges Projekt gegründet, sind All Pigs Must Die nicht mehr totzukriegen. Zum Glück, steht die namhaft besetzte Truppe doch für Schädelspalter erster Güte. "Hostage Animal" ist das nunmehr dritte Album der Amerikaner, und auch hierauf verdichten sie wütenden Hardcore mit metallischer Prägung zu einem solch finsteren Gesamtbild, dass kein Hoffnungsschimmer mehr durchdringt. Der Bandname will ja verdient sein.

Dennoch lässt sich im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben Neues festhalten. Mit Brian Izzi (Trap Them) ist nunmehr ein zweiter Gitarrist am Start, der den Kollegen Adam Wentworth (Bloodhorse) mit rohen, zerrenden Riffs und gelegentlich eingestreuten Soli unterstützt. Und: Inmitten all der Brutalität erhalten diesmal ruhige Passagen einen prominenteren Platz.

Zu beobachten ist das etwa in "Slave Morality": Zunächst locken dort unheilvoll wabernde Gitarrenklänge. Vorsichtig wagt man sich einen Schritt darauf zu. Und noch einen. Doch dann setzen Drums und ein heavy Riff ein, die Falle schnappt zu – es ist zu spät. Die Soundwände verengen sich weiter und weiter, das markante Schreien Kevin Bakers (The Hope Conspiracy) macht die klaustrophobische Atmosphäre perfekt. Man holt sich hier einen Kratzer, dort eine blutige Schramme, den finalen Bolzenschuss setzen All Pigs Must Die in diesem Track aber nicht – was die Wirkung nur noch verstärkt.

Doch keine Bange: Auch wenn die Schweineschlächter manches Mal die feine Klinge bevorzugen, bleibt das Grobe ihre Passion. Mal sludgeig-massiv, mal thrashig-rasant, aber immer voll aufs Maul. Schon der Titeltrack prasselt unerbittlich wie eine Containerladung rostiger Nägel auf den Hörer nieder. Spätestens im Schlussteil müsste mal jemand nachzählen, wie viele Arme Schlagzeuger Ben Koller (Converge) eigentlich zur Verfügung hat. Seine Leistung verleiht dem gesamten Album einen Riesenschub an Angriffslust.

Weitere Hass-Eruptionen gefällig? Die braucht man nicht lange suchen. "A Caustic Vision" bleibt näher bei den Hardcore-Wurzeln der Beteiligten, metzelt aber fies, während "Meditation Of Violence" ein chaotischer, auf 52 Sekunden komprimierter Klumpen ist. Und auch die Kombination aus "Blood Wet Teeth" und "Moral Purge" in der zweiten Albumhälfte schreckt mit Sperrfeuer die körpereigenen Alarmsysteme nochmals richtig auf.

Interessant sind auch jene Songs, in denen die Band die verschiedenen Ansätze zusammenführt – mit unterschiedlichem Erfolg. "End Without End" schlägt eher unmotiviert von einer derben Riffwalze in sanftes Gitarrenpicking um. Zwar ist keiner der beiden Teile schlecht, doch wirkt der Song als Ganzes unzusammenhängend. Organischer gelingt die Übung in "Cruelty Incarnate", einfach mit umgekehrter Vorzeichen. Hier steigern sich All Pigs Must Die vom beklemmenden Saitenzupfen in den Bersekermodus und binden dann die Anfangsmelodie wieder ein.

Apropos Berserker: Diesen Titel darf sich auch Kevin Baker auf die Visitenkarte schreiben. Zwar bellt der Frontmann seine nihilistischen Texte ohne nennenswerte Variation, doch lädt er sie so authentisch mit Frustration und Zorn auf wie nur wenige Kollegen.

Doch die Leistungen einzelner Musiker herauszustreichen ist überflüssig. Wer bis zum Finale "Heathen Reign", einem sechseinhalbminütigen Abstieg in die Hölle, an Bord geblieben ist, wird bestätigen: All Pigs Must Die unterstreichen mit "Hostage Animal" erneut, dass sie in Sachen vertonter Feindseligkeit eine Macht sind. Das Album besitzt noch immer die Kraft eines eingesperrten Höllenhundes. Doch manchmal belässt es dieser auch dabei, nur knurrend die Zähne zu fletschen. Harmloser ist er deshalb noch lange nicht. Fragt die toten Mäuse auf dem Cover.

Trackliste

  1. 1. Hostage Animal
  2. 2. A Caustic Vision
  3. 3. Meditation Of Violence
  4. 4. Slave Morality
  5. 5. End Without End
  6. 6. Blood Wet Teeth
  7. 7. Moral Purge
  8. 8. Cruelty Incarnate
  9. 9. The Whip
  10. 10. Heathen Reign

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