laut.de-Kritik
Totalabsturz zwischen Klatschtiraden und Casio-Ukulelen-Sounds.
Review von Alex KlugRaus in die Natur. Die Zivilisation hinter sich lassen. Reißaus nehmen. Es ist DER Traum. Keine Sorgen, keine Zwänge, kein Klopapier. Into The Wild. Fast wie im Film. Tagsüber Mofa fahren, nachts alleine am Strand. In der Dämmerung dann halbnackt im See baden. Wer wagt schon noch das echte Abenteuer? Zum Glück gibt es Typen wie Alvaro Soler, die dieses Leben für uns leben. Für dich, für mich, für alle Träumer.
Angesichts des hoffnungslos naturromantischen Musikvideos zu "El Mismo Sol" holt den Hörer dann plötzlich aber die bittere Realität ein: Während der Naturbursche aus "Into The Wild" versehentlich einer Lebensmittelvergiftung erliegt, gerät man angesichts der hier mitlaufenden Tonspur selbst in Versuchung, von den tödlichen Giftschoten zu naschen. Alvaro Soler kredenzt nämlich keinen Eddie Vedder-Folk-Soundtrack, sondern vielmehr die potentielle Hintergrundbeschallung der nächstbesten Eckkneipe Mallorcas.
In jene scheint sich Soler, der schon 2015 in jedem EU-Staat außer Deutschland als neuer Weltmusik-Stern gehandelt wurde, dann auch ganz schnell zu verirren. Schade. Schluss mit Backpacking, stattdessen Totalabsturz zwischen Klatschtiraden und Casio-Ukulelen-Sounds. Sektdusche statt Wasserfall. Una mierda grande.
Obendrauf gibt's Akkordeon und Quietschtrompeten. Hammer, was diese Computer inzwischen alles können. Und da kommen auch schon Marquess vom Playa herbei gelaufen, voller Freude, mal auf einen echten Halbspanier zu treffen.
Selten war man dankbarer, kein Spanisch zu verstehen. Die halbgare Übersetzung des pentranten Hitparadentrippers liefert dann aber tatsächlich Jennifer Lopez: "Los celebration, no matter where you came from / We're all under the same sun / Y bajo el mismo sol / No shame, no hating / Uniting every nation / We're all under the same sun"
No shame, no hating also. Machste nix. Kollaboliebling Enrique Iglesias ist J.Lo inzwischen wohl einfach zu alt. Und seinen Hörerinnen sowieso. Ran ans Frischfleisch. Mr. Rehäuglein mit seinen Reißbrett-Latin-Pop-Dreiminütern kommt da gerade recht – wenn auch mit der Halbwertszeit eines Star-Search-Drittplatzierten.
3 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Blöd nur, dass die Instrumente alle echt sind. Man muss die Musik nicht mögen, aber als Schreiberling sollte man schon funktionstüchtige Ohren besitzen.
Viel zu hart bewertet. Also bitte, im Gegensatz zu Marquess beherscht Alvaro Soler immerhin die spanische Sprache und dementsprechend sind die Lieder erstmal grammatisch richtig. Die Texte sind zum Teil schön geworden. Nicht nur Playa, amigos, Olé... (z.B. Esperándote oder Libre). Lieder wie "Animal" finde ich richtig gut und mitreissend. Außerdem gefällt mir, dass "echte" Instrumente eingesetzt werden und Soler seine Lieder selbst schreiben kann. Ich finde sein Album ist ein gelungenes Werk, dass ich nicht nur im Sommer hören kann. Von mir gäbe es 4 Sterne. Selbst wenn man die Musik nicht mag ist 1* eine Beleidigung und absolut nicht gerechtfertigt. Habt ihr eigentlich einen anderen Song außer El mismo sol gehört? Das wage ich zu bezweifeln, da kein anderes Lied überhaupt erwähnt wird. Schade, mochte eure Seite gerne, aber diese "Kritik" wird einfach mal wie in 5-10 Minuten hingeschrieben, ohne Witz, ohne Mühe und ohne Interesse an Musik. 0 Sterne für laut.de bzw. Alex.