laut.de-Kritik
Eine erfrischende Wucht.
Review von Andreas BättigEinige junge Bands verhaspeln sich beim Debüt. Entweder sie stürmen zu Ungestüm ans Werk, so dass ihr Album zwar erfrischend klingt, aber man doch noch sehr hätte daran rumschrauben müssen. Andere wiederum halten zu sehr an ihren musikalischen Vorbildern fest und klingen dann wie die gute oder auch schlechte Kopie ihrer Heroen.
Manchmal gibt es aber auch Bands wie Alvin Zealot: 20-jährige Jungspunde, aufgewachsen in der Schweiz, bei denen man sich fragt, ob die eigentlich schon einmal etwas anderes in ihrem Leben gemacht haben, außer im Bandraum abzuhängen und an ihrem Sound zu schrauben. Denn "Tears Of St. Lawrence" ist in etwa so frech und ungestüm wie damals das Debüt der Arctic Monkeys und stahlt gleichzeitig eine Erfahrung und Erhabenheit einer Franz Ferdinand-Platte aus.
Es ist wirklich bemerkenswert mit welcher Abgeklärtheit und Professionalität die Schweizer ihren Indie raushauen. Die Mitglieder von Alvin Zealot gehören zu dieser 00-Generation, in der 'Indie' sowohl in der Musik als auch in der Mode breit getreten wurde. Als er Lifestyle wurde, als Bücher mit dem Titel "Fuck Forever - Der Tod des Indierocks" erschienen. Aber diese Kommerzialisierung hat weniger dazu beigetragen, den Indie zu töten, als dafür zu sorgen, dass eben Bands in Ländern wie der Schweiz aus dem Boden schossen, die voll auf die Karte Musik setzen wollen.
Damit ist keineswegs gemeint, dass sich Alvin Zealot dem Kommerz verschrieben hätten. Aber diese fünf Jungs wuchsen im Bewusstsein auf, dass es eben Musik und nur Musik geben kann. Das ist genau das, was man "Tears Of St. Lawrence" durch und durch anhört.
Man hörte es bei "It Is All Mine", bei dem die Gitarre durchs Weltall zu hallen scheint, bevor Sänger Beni mit einer jugendlichen, glasklaren Stimme die Zeilen voller Passion und Selbstvertrauen ins Mikrofon singt. Man hört es beim Ohrwurm "De Jalouse", bei dem die Gitarren rumhüpfen, das man gar nicht mehr ruhig bleiben kann. Oder bei "When Flood Crosses Light", dem besten Song der Platte, bei dem die vier Jungs eine schwebende und kraftvolle Ballade zum Besten geben, die ganz tief in die Seele trifft.
"Tears of St. Lawrence" ist eine erfrischende Wucht. Jetzt heißt es für die Schweizer bloß noch alles auf eine Karte setzen und dieses Werk der Welt präsentieren. Sie werden mit offenen Armen empfangen werden.
1 Kommentar
Kann der Kritik nur zustimmen. Geniale Scheibe / Band. Habe mir die CD aus der Schweiz importiert. Hat sich absolut gelohnt.