laut.de-Kritik
Anspruchsvolle Metal-Vertonung des Alten Testaments.
Review von Michael EdeleDass in Israel mit Metal nur bedingt ein Blumentopf zu gewinnen ist, wissen wir nicht erst seit Orphaned Land. Allerdings haben uns die bewiesen, dass sich ihre traditionellen Klänge durchaus mit Metal unter einen Hut bringen lassen und dass es nicht nur in Europa einen Markt für solche Mucke gibt. Mit Amaseffer steht nun ein weitere Combo aus Israel in den Startlöchern, um den Rest der Welt für ihren Sound zu begeistern.
Allerdings sieht die Sache bei Amaseffer ein wenig anders aus. Sie wollten unbedingt mit einem internationalen Sänger arbeiten. Ursprünglich sollte diesen Job sogar Andy Kuntz von Vanden Plas übernehmen. Der musste zwar absagen, stellte aber den Kontakt zum Bazement Studio her, in dem die Scheibe aufgenommen wurde. Das Mikrofon hat sich schließlich Mats Levén geschnappt, der dank Therion mit orientalischen Klängen aller Art ja schon einige Erfahrung gesammelt hat.
Die Parallelen zu Therion oder Orphaned Land sind jedoch nicht ganz so groß, wie man nun vielleicht denken mag, auch wenn sie mit Kobi Farhi deren Fronter als Gast dabei haben. Bei "Slaves For Life" steht nicht ohne Grund 'Exodus' im Untertitel. Hierbei handelt es sich nämlich um das entsprechende Buch aus dem Alten Testament, das auf insgesamt drei Alben vertont werden soll. So haben wir es hier mit einer Mischung aus Hörbuch, Soundtrack und Metal zu tun, die für manch einen eine ziemlich harte Nuss sein dürfte.
Es bleibt zu wünschen, dass Amaseffer das Alte Testament lediglich als Geschichtenvorlage betrachten, wie diverse Finnen ihre Kalevala. Schließlich gibt es kaum eine andere Geschichtensammlung, die dermaßen auf Mord und Totschlag setzt, wie die Bibel und besonders deren erster Teil. So glorreich war die Story damals nämlich nicht unbedingt und eine kritische Betrachtungsweise wäre deshalb mehr als angebracht. Davon abgesehen muss man der Scheibe aber zugute halten, dass es sie jederzeit Emotionen weckt und transportiert.
Vor allem die Wahl von Mats Levén als Sänger macht sich hier bezahlt, da der Mann mal wieder eine großartige Gesangsleistung hinlegt. Das Duett, das er sich mit einer ungenannten Sängerin in "Zipporah" liefert, klingt wirklich fantastisch. Gerade auch die überlangen Stücke wie "Birth Of Deliverance", "Midian" und "Ten Plagues" sind für sich gesehen fesselnde Epen, denen man deutlich mehr als nur ein bisschen Aufmerksamkeit widmen muss.
Allerdings gibt die Band den Songs viel zu selten die Möglichkeit, sich richtig zu entfalten und wirklich abzugehen. Ständig werden orchestrale und erzählerische Parts eingeflochten, weshalb man sich um manchen Song beinahe schon betrogen fühlt. Letztendlich zählt aber das Gesamtbild und das ist durchaus ambitioniert und auch nach wiederholtem Durchlauf interessant und abwechslungsreich. Zum nebenbei Hören eignet sich "Slaves For Life" jedenfalls nicht, denn für dieses Spektakel muss man sich seine Zeit und am besten auch einen Kopfhörer nehmen.
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