laut.de-Kritik

Man sollte Herrn Hegarty mal mit Frau Merkel bekannt machen.

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Zwischen dem von ihm kuratierten diesjährigen Meltdown-Festival in London und der Tournee-Theaterbühne, wo er derzeit neben Willem Dafoe in dem Stück "The Life and Death of Marina Abramovic" zwischen Manchester, Basel, Madrid, Antwerpen und Amsterdam hin und her tingelt, findet der vielbeschäftigte Antony auch noch Zeit für einen Longplayer.

Die Besonderheit: Es handelt sich um ein rein symphonisches Werk, das er schon im September 2011 mit dem Nationalen Dänischen Kammerorchester einspielte. In der orchestralen Umgebung fühlt sich Hegarty offenbar mehr als wohl. Die hinzugewonnene Dynamik in der Instrumentierung verleiht den bekannten Stücken dabei ein neues Gesicht, das zum Teil der Komposition eher gerecht zu werden scheint, als das Original.

Bei aller gebotenen Dezenz wird die filigrane Stimme des charismatischen Sängers von den Musikern wie Porzellan behandelt und nie überlagert oder in einen unauffälligeren Hintergrund gedrängt. So wird eine besondere Intimität erzeugt, die nur ein Konzertsaal bieten kann. Mit Spotlight auf Antony im Zentrum.

Das neue Arrangement und die veränderte Instrumentierung ist die ansprechendste Neuerung in der symphonischen Zusammenarbeit mit einem Orchester. Vor allem bei "Cripple And The Starfish", das mit Streichern, Bläsern und Pauken eine überirdische Blüte entfaltet. Vielleicht steckt der Song damit erst in dem Kleid, das für ihn geschneidert war.

Oder "Epilepsy Is Dancing", das mit Hörnern im Hintergrund unbekannte Facetten entfaltet - im Zusammenspiel mit Hegartys Piano und den Pizzicati-Streichern öffnet sich für das Stück eine ganz andere räumliche Tiefe. Dazu seine Engelsstimme im Duett mit einer leidenden Klarinette - einfach außergewöhnlich.

Hegarty lässt es sich nicht nehmen, die Bühne des Albums auch für gesellschaftspolitische Zwecke zu nutzen. So enthält es mit "Future Feminism" auch einen längeren Monolog über die Weiblichkeit. Ein Statement für mehr feminin orientierte Einflussnahme in Politik und Gesellschaft. Er macht damit das patriarchalische System als Auslöser für das ökologische Desaster auf dem Planeten verantwortlich. Nun, man sollte ihn mal mit Frau Merkel bekannt machen, vielleicht wird es dann was mit der Energiewende und der Euro-Krise.

Leider enthält das Album nur einen brandneuen, bisher unveröffentlichten Song, das titelgebende "Cut The World". Es ist eines der Werke, die Antony für seine Performance mit Marina Abramovic aufgenommen hat. Ansonsten bleibt ein ganz frisch polierter Hörgenuss für das audiophilere Publikum unter Hegartys Fans.

Trackliste

  1. 1. Cut The World
  2. 2. Future Feminism
  3. 3. Cripple And The Starfish
  4. 4. You Are My Sister
  5. 5. Swanlights
  6. 6. Epilepsy Is Dancing
  7. 7. Another World
  8. 8. Kiss My Name
  9. 9. I Fell In Love With A Dead Boy
  10. 10. Rapture
  11. 11. The Crying Light
  12. 12. Twilight

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