laut.de-Kritik
Endlich ein Remixalbum mit Daseinsberechtigung.
Review von Philipp SchiedelNach dem Erfolgsalbum Walls, mit dem Apparat gekonnt den Spagat zwischen Frickelei und Pop spannte und endgültig zum internationalen Elektronikstar avancierte, erscheint jetzt der quasi-logische Nachfolger: eine Remix-Platte.
Schon das Wort bringt ein Gähnen mit sich. Und wer in den letzten Jahren auch nur eine Remix-Fulllength wirklich überzeugend fand, der werfe den ersten Stein. Sascha Ring wäre aber nicht Apparat, wenn er dem Ganzen nicht noch einen kleinen Schuss Andersartigkeit mitgeben würde.
Neben einem Schauwerk seiner eigenen Remixe für einen illusteren Kreis aus Techno-Darlings präsentiert er eine CD voller Versionen, die andere Künstler von seinen Songs angefertigt haben. Zusammen resultieren diese beiden Scheiben in einem schönen Schaulaufen zwischen Durchzwirbeln und Selbst durchgezwirbelt werden.
Ring beweist sich dabei eindrucksvoll als einer der vielseitigsten Remixer unsere Tage und lässt die CD mit seinen eigenen Kreationen als definitiven Gewinner aus dem Rennen hervorgehen. Geschickt lotst er Paul Kaulbrenner mit ein paar harten Breaks etwas von seinem sphärischen Ross herunter und macht "Shine Shine" von Boys Noize noch fetter wirken als es ohnehin schon ist.
Übrigens outete sich der Urheber jenes Tracks auf seiner MySpace-Seite unlängst als glühender Apparat-Fan und stellte eine von ihm auf 13 Minuten zusammengestückelte Version von "Walls" in den Player. Natürlich findet auch Apparats Mix von Nathan Fakes Charlies's House seinen Weg auf diese Zusammenstellung. Da bleibt wenig übrig vom Original.
CD 2 hat weniger Hits, bringt mit einigen speziellen Versionen das Fanherz aber sicher zum schmelzen. Modeselektor geben darauf einen harschen Remix des sonst so träumerisch poppigen "Hold On" ab, und Urgestein Thomas Fehlmann lässt es sich nicht nehmen, "Schallstrom" mit einer dicken Tanzversion zu veredeln. Shrubbn, das neue Projekt von T.Raumschmiere und seinem Hamburger Kumpel Schieres, können dagegen mit ihrer Version von "Hailin' From The Edge" nicht über ein gesundes Mittelmaß hinüberkommen.
Ganz alleine am Piano setzt Raz Ohara, Apparats Partner in Crime, dann mit seiner bitteren A-Minor-Fassung von "Hold On" den Schlusspunkt unter diese gelungene Doppel-CD. Ein Pflichtkauf sieht anders aus. Fans und Interessierte kommen aber voll auf ihre Kosten.
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