laut.de-Kritik
Klebrig schöne Arrangements von den All Saints-Schwestern.
Review von Alexander CordasDie zwei Frontpomeranzen von All Saints haben sich nach dem erzwungenen Ende ihrer Band Anfang 2001 relativ lange Zeit gelassen, um mit einem Output um die Ecke zu kommen. Da die beiden ja bereits bei ihrer Erstband stets im Vordergrund standen, macht ein Soloding der Schwestern auch unter kommerziellen Gesichtspunkten Sinn.
Nun denn, schlicht "Appleton" heißt das Projekt und präsentiert mit "Fantasy" gleich eine Überraschung. Der Track könnte glatt als Stück einer britischen Rockband durchgehen, wenn man es nicht besser wüsste. Gitarren und sanfte Beats führen mit Natalie und Nicoles typischen Säuselgesang in den Song ein. Da hat sich doch tatsächlich jemand getraut, bei der Klampfe den Verzerrer einzuschalten. Zwar verflacht der Anteil an analogen Instrumenten dann wieder, aber im Ohr bleibt das trotzdem erst mal hängen.
Wie früher besticht das Songmaterial durchweg mit klebrig-schönen Arrangements und Melodien, die so penetrant sind, dass sie geradezu prädestiniert dafür scheinen, um beim Penetrieren als Hintergrundmucke zu laufen. Zwar erfinden die Appleton-Sisters - respektive ihre Songschreiber im Hintergrund - das R'n'B- oder Pop-Rad nicht neu.
Aber aus den altbekannten Ingredienzen zaubern sie einen verführerischen Sirenen-Cocktail - selbst wenn ihre Stimmchen weit davon entfernt sind, auch nur annähernd außergewöhnlich zu klingen. Wer erwartet das auch schon? Da schlonzen sie dem Hörer auch mal ein heftig pathetisches "Hallelujah" um die Ohren, oder warten im Titeltrack mit blöden Bassdrum-Beats der Marke "Bums mich" auf: im Album-Kontext funktioniert das jedoch überraschend gut.
Unvermeidliche Girlgroup-Standards wie die bis zur Schmerzgrenze schleimigen Streichersätze in "Ring-A-Ding-Ding" könnten die Nerven arg strapazieren, aber die netten Harmonie-Parts lassen darüber gnädig hinweg sehen. Wirklich sehenswert wäre wohl ein Live-Konzert, bei denen die Mädels zu "5am" mit der akustischen Klampfe in der Hand nur sich selbst begleiten. Dieses Lied gehört mit seiner schmachtenden Sehnsüchtelei zu den Highlights auf "Everything's Eventual". Gut gemacht ihr zwei, da kann man nicht viel meckern.
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