laut.de-Kritik

Zum 'Einstein des Reggae' reicht's noch nicht ganz.

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Spätestens mit der denkwürdigen Performance von Kendrick Lamar bei der diesjährigen Grammy-Verleihung fiel das Licht der internationalen Musiköffentlichkeit auf Assassin a.k.a. Agent Sasco. Als Feature auf dem Song "The Blacker The Berry" des Nummer 1-Albums "To Pimp A Butterfly" sorgt der Jamaikaner mit seiner rauchigen Stimme für eine weitere Facette im wuchtigen Klang- und Stimmgewand des Hits.

In der Reggae-Szene verdiente sich Jeffrey Campbell in den vergangenen elf Jahren mit über 300 veröffentlichten Tracks allerdings bereits seine Sporen und mauserte sich so zu einem erfolgreichen Künstler. Mit "Theory Of Reggaetivity" liefert Assassin nun nach neun Jahren Wartezeit den Nachfolger seines letzten Albums "Gully Sit'n" aus dem Jahr 2007. Ein Stelldichein mit Grand Slam Gewinnerin und Tennis-Superstar Serena Williams in sozialen Netzwerken und eine Musikvideo-Zusammenarbeit mit Superstar Shaggy zum Song "Mix Up" schürten die Erwartungen an die neue LP.

Auf "Theory Of Reggaetivity" will der selbsternannte Einstein des Reggae laut CD-Cover so etwas wie die Formel des von ihm präferierten Musikstils finden. Das verwundert zu Beginn ja doch, ist Assassin bislang eher für Dancehall-Tracks bekannt. Aber tatsächlich liefert der Jamaikaner mit seiner neuen LP ein reines Reggae-Album. Musikalisch ist bis auf eine Ausnahme ein klarer roter Faden zu finden, der die 14 Lieder umfassende Platte durchzieht. Lediglich "Crazy" kommt mit einem Hip Hop Beat daher und passt so nicht ganz in das Gesamtbild. Weil Assasin hier aber von der australischen Sängerin Elesia Iimura hervorragend ergänzt wird, ist "Crazy" trotz seiner musikalischen Divergenz eines der Highlights von "Theory Of Reggaetivity".

Und richtige Highlights sind auf der Platte tatsächlich schwer zu finden. Assassin hält auf seinem Album zwar durchgängig ein durchschnittliches, vielleicht sogar überdurchschnittliches Niveau. Der LP fehlen aber die Ecken und Kanten, die richtigen Höhepunkte. Die Songs, die einem trotz des schnelllebigen Reggae-Markts dauerhaft im Gehör bleiben.

Lediglich das Feature mit Chronixx, dem Shootingstar der Szene, wird zum wahren Ohrenschmaus. Auf "Slave No More" läuft Assassin zur Höchstform auf und steht den Größen des Reggae in nichts nach. Die 5:14 Minuten Spielzeit geraten zu keinem Zeitpunkt eintönig oder langwierig. Dank treibendem Riddim und guten Storytelling folgt man als Hörer gebannt den beiden jamaikanischen Stimmen.

Und mit dem Thema des Songs kommt Assassin seinem selbsterklärten Ziel des Albums sehr nahe. War die Befreiung von den Kolonialmächten doch der Auslöser, sich fernab von gesellschaftlichen Grenzen musikalisch auszudrücken. So singt auch Assassin ganz dem Titel des Tracks entsprechend: "I don't want to be a slave no more. Never gonna be a slave no more."

Auch "Health & Wealth" oder "Country Bus" auf dem gleichnamigen Riddim des jamaikanischen Star-Produzenten-Duos Chimney mausern sich zu musikalischen Höhepunkten der Platte. Mehr hat "Theory Of Reggaetivity" dann aber nicht zu bieten.

Auch wenn Assassin auf einigen weiteren Liedern der LP großartige Textarbeit liefert und sich nicht nur den Ursprüngen der Reggae-Kultur, sondern auch der ganzen Bedeutung dieser musikalischen Bewegung widmet, hapert es an der klanglichen Umsetzung an einigen Stellen dann aber doch. Sei es "Reggae Origins" oder das aus den Begriffen high und irie geschickt zusammengesetzte Portmanteau "Feel Highrie", einige Songs des Albums funktionieren einfach nicht so richtig.

Letztendlich ist "Theory Of Reggaetivity" trotz rotem Reggae-Faden und großartiger inhaltlicher Breite ein eher durchwachsener Nachfolger auf Assassins neun Jahre zurückliegendes letztes Album "Gully Sit'n", das die hohen Erwartungen (die auch natürlich das Coverfoto samt Titel schüren) nicht ganz erfüllt. Zum Einstein des Reggae wird Assassin dadurch jedenfalls nicht.

Trackliste

  1. 1. Theory Of Reggaetivity
  2. 2. What Is Reggae
  3. 3. Reggae Origins
  4. 4. Health & Wealth
  5. 5. LC
  6. 6. Feel Highrie
  7. 7. Mix Up
  8. 8. Crazy
  9. 9. Africa
  10. 10. J.O.B.
  11. 11. Slave No More
  12. 12. Stronger
  13. 13. Day In Day Out
  14. 14. Country Bus

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