laut.de-Kritik
Nett zum nebenher hören, mehr nicht!
Review von Kai KoppIch nutz' jetzt mal die nachweihnachtliche Veröffentlichungsflaute, um mit einem derzeitigen Hype aufzuräumen. Wo man hinsieht und -hört wird die neue Beanfield "Human Patterns" gelobt und gehudelt als "Unnatürlich natürlich" (Jazzthing), "excellent" (Mixmaster Morris), "Eleganz + Funkyness = Beanfield" (Musikexpress), "stunning liquid Techno - full of heavily syncopated funk, fat-ass synths and skipping beats" (Mixmag). Nichts davon ist wahr!
"Human Patterns" ist einfach nett zum nebenher hören, mehr nicht! Die allgemein zu beobachtende Tendenz "weg vom Sampler - hin zum Instrument" aufgreifend, liefern die 3 Bohnen eine Mischung aus unnatürlich natürlich programmierten Grooves und live gespielten Instrumenten (allen voran das neu hinzugekommene Wurlitzer) ab. Insgesamt schmeckt das Ganze dann weder nach Fisch noch nach Fleisch. Zu wenig Compi, um auf dem Tanzflur zu bestehen, und zu viel Compi, um wirklich als ernstzunehmender Jazz durchzugehen.
Ehrlich gesagt fällt es mir auch schwer, Aussagen wie "wenn du ein paar Jahre mit deinem Sampler verbracht hast, aber eigentlich fähig bist, ein Instrument zu spielen, merkst du, daß du ständig nach Samples suchst, die du auch selber spielen könntest" richtig einzuordnen.
Wie ernst soll ich einen Musiker nehmen, der jahrelang (!) nach Samples sucht, die er selbst spielen kann. Das ähnelt der Weigerung 3+2 zusammen zu zählen, nur weil der Taschenrechner fehlt, und Jahre(!) später fällt mir ein, daß ich das ja auch im Kopf hätte rechnen können.
Alles in allem also das musikalische Dokument einer Band, die ihren Weg zwischen derzeit hippen Südamerika-Rhythmen, Samplern und eigener instrumentaler Fähigkeiten sucht. Einzig "Abstactions" konnte mich beim Kopfhörer-Test überzeugen, weil es so schön unmenschlich daher kommt. Unhuman Patterns...
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