laut.de-Kritik

Popsongs statt zehnminütiger LSD-Elogen.

Review von

Der erste Song "Beast in Peace" läuft keine zwei Minuten, da wundert man sich bereits, ob in der Redaktion nicht jemand aus Versehen die CDs vertauscht hat und man stattdessen ein Re-Issue des Backkatalogs der deutschen Krautrock-Pioniere Can zugeschickt bekommen hat. Das Trommel-Stakkato, die dumpfen, stoischen Bass-Schläge und frei schwebenden Gitarren sind derart gut getroffen, dass die Illusion nahezu perfekt ist.

Bear in Heaven aus Brooklyn dürften jedenfalls das ein oder andere Can-Album besitzen. "Tago Mago", "Ege Bamyasi" oder vielleicht "Future Days", alle aus den frühen 70ern. Die New Yorker sind aber keine schnöden Kopisten. Dafür ist ihr zweites Album "Beast Rest Forth Mouth" in seinem klassischen Rock-Gestus dann doch stilistisch zu vielseitig.

Die Schubladen Dream-Pop, Psychedelic Rock und Shoegazing bedienen die zehn Songs allesamt, die Genrebezeichnungen sind aber im speziellen Fall wenig hilfreich. Zweifelsohne vereint die Band aber eine experimentelle, sich dreidimensional ausdehnende Vorstellung von dahin gejammter Rockmusik, die sich in ihrem Klangbild scheinbar mit den elektronischen Hilfsmitteln von Can oder Neu! selbst beschränkt.

Sänger John Philpot besitzt eine Vorliebe für poppige Harmonien und helle repetitive Vocals, die sich meist sanft über den mal space-trippigen, dann wieder verstärkt perkussiven Klangkosmos legen. Auch My Bloody Valentine in weniger wuchtiger Ausführung oder die aktuelle Flaming Lips sind als Paten bisweilen gar nicht so weit entfernt, weil sich die Band letztlich auch zum Format des Pop-Songs bekennt, anstatt zehnminütige LSD-Elogen zu produzieren.

Deshalb funktioniert "Beast Rest Forth Mouth" wunderbar als Album für genau hinhörende Fans progressiver Rockmusik, die heutigen Bands eigentlich rein gar nichts mehr zutrauen wollen. Mit dem fantastischen Slowmotion-Pop von "Lovesick Teenagers", dem flirrenden "Who Do You" und dem Wave-Stampfer "Fake Out" sind aber auch richtig gute Songs vorhanden, über die man letztlich doch zu den Reissues von Can gelangt.

Trackliste

  1. 1. Beast In Peace
  2. 2. Wholehearted Mess
  3. 3. You Do Yoz
  4. 4. Lovesick Teenagers
  5. 5. Ultimate Satisfaction
  6. 6. Dust Cloud
  7. 7. Drug A Wheel
  8. 8. Deafening Love
  9. 9. Fake Out
  10. 10. Casual Goodbye

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