laut.de-Kritik
Eine Dampfwalze aus der Dunkelheit.
Review von Olaf SchmidtGott steh uns bei, die Fürsten der Finsternis erheben sich wieder aus den ewigen Abgründen des letzten Höllenkreises, um sterbliche Seelen mit der musikalischen Flammenpeitsche zu martern. Und das besser als je zuvor. Nergal hat seine Krebserkrankung gut überstanden und sich wohl gedacht: Weg mit allen Beschränkungen, mehr Experimente! Wenn nicht jetzt, wann dann?
Auf ihrem zehnten Album muss die polnische Black/Death-Metal-Institution natürlich niemandem mehr etwas beweisen. Im Gegensatz zu früher knüppeln Beelzebubs beste Kumpels nicht mehr stumpf durch, sondern variieren je nach den Belangen des einzelnen Songs. Mit welch schlafwandlerischer Leichtigkeit diese Band durch verschiedene Styles und Stimmungen hüpft, oftmals innerhalb weniger Sekunden, das sucht seinesgleichen - im Metalbereich erst recht.
Natürlich haben sich Behemoth nicht über Nacht in Eskimo Callboy verwandelt, sie bedienen die Freunde bedingungsloser Härte auch weiterhin. "Amen" als eine Dampfwalze aus konzentrierter Dunkelheit zu bezeichnen, wird dem Stück nicht ansatzweise gerecht. Das Leben hier ist kein Ponyhof, alle Pferdchen sind längst an einer schlimmen Krankheit gestorben und dienen den letzten Menschen als Nahrungsquelle. Zwischendurch holt die Nummer kurz Luft, nur um dann alles niederzumähen.
Auf der anderen Seite wagen sich die Polen beispielsweise beim Titelsong schon fast in Post-Metal-Gefilde vor, sogar mit einigen Bläsern am Ende. Daran finden sie Gefallen: Wann immer es passt, setzen sie Trompeten und Posaunen akzentuiert ein und verpassen den Stücken damit einen zusätzlichen Hauch Apokalypse, aber auch Größe und Erhabenheit. "Blow Your Trumpets Gabriel" - falls der Albumtitel noch nicht eindeutig genug gewesen sein sollte, dürfte jetzt klar sein, wohin die inhaltliche Reise geht.
Dermaßen viele Details weben Behemoth in ihren Sound ein, dass man bei jedem Durchgang Neues entdeckt. Die vier Produzenten schaden dem Album nicht, es klingt modern und breit, fernab vom klinischen Metalsound anderer Veröffentlichungen, bedacht auf die kleinen Finessen - und dabei trotzdem fett und mächtig.
Mit "In The Absence Ov Light" hat dieses Mal nur ein einziger Ov-Song Einzug in die Tracklist gehalten - der hat es dafür in sich: Verbrannte Erde, wo das Auge hinschaut. In der Mitte der ausgelöschten Landschaft sitzt Nergal auf einem Ascheberg, zupft auf einer Akustikgitarre und spricht Polnisch. Und - mein Gott - ist das wirklich ein Altsaxofon? Jede andere Band würde dafür gepfählt, aber es passt tatsächlich.
Selten war es schwerer, einzelne Stücke hervorzuheben. "The Satanist" ist ein Gesamtkunstwerk schwerer, harter Metallmusik, das erlebt und erfahren werden will. Wer das 2014 noch übertreffen will, muss sich verdammt anstrengen.
14 Kommentare mit 28 Antworten
Es ist schon eine Kunst für sich DEath Metal derart abwechslungsreich zu gestalten ohne das es zerfahren ist oder gezwungen wirkt.
Beim ersten Hören wsr ich ein wenig ernüchtert, aber das Album wächst unaufhaltsam. Die Produktion wird vollkommen zu recht gelobt. Einzige Konkurrenz im Death Metal werden wohl At The Gates sein.
Verdammt gute scheibe. Die Bolzfraktion wird weinen, aber ich empfand schon auf The Apsotasy das weitere Schaffen der Band zwar sehr gut und Livetauglihc, allerdings ging man auch in eine Sackgasse. Gut, dass sie wieder deutlich den Black Metal Anteil erhöht haben und Nergal einfach ein vielfaches aggressiver als der Pressgesang der letzten Scheiben klingt.
Mit Death Metal hat der Sound fast nichts mehr zu tun m.E.
Schönes Gesamtwerk, wobei auch jeder einzelne Song tatsächlich für sich stehen kann. Aus diesem Genre ist es das erste Album seit vielen Jahren, das mich mit jedem Durchlauf mehr begeistert. In zehn Jahren vielleicht ein Kandidat für einen Laut.de Meilenstein?
das Ding ist super, aber längst kein Black Metal mehr.. Das ist so aufwändig produziert, da empfehle ich gute Boxen und am besten Headphones!!
Ist auch keine Mukke to go! Passt bloß auf, nebenbei kann man die Komplexität gar nicht erkennen!!!
zum aufräumen empfehle ich da lieber Disco Trance und Minimal
Immerhin haben die etwas mehr reingepackt, als noch auf Evangelion. Ich finde die Auswahl insgesamt aber doch etwas mager, ich meine mit Furor Divinus, Amen und Messe Noire gibt es 3 von 9 Liedern, auf denen einfach nur im Evangelion Stil draufgekloppt wird, was ich einfach mittlerweile zu monoton finde, zwei der Stücke sind auch noch hintereinander.
Behemoth haben gute Ideen auf diesem Album aber diese drei Filler machen das Album insgesamt sehr kurzlebig.