laut.de-Kritik

Gegen den Stock der Ernsthaftigkeit im Hintern.

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Was wird nicht alles geschrieben über Bands aus den USA, die angeblich sämtliche Ideale des Punk verraten und sich aus kommerziellen Gründen musikalisch prostituieren. Blink 182 passen da hervorragend ins Klischee der doofen, pubertierenden und stumpfsinnigen Kiddies.

Wäre ja alles kein Problem, wenn Blink 182 irgendeinen Anspruch hegen würden, die Welt zu belehren, so wie das manch andere tun, die vor lauter Krampf das noch übrig gebliebene Hirnschmalz auf Papier rotzen und dann meinen, etwas Zeitloses geschaffen zu haben. Die Blinks machen auf diese Attitüde einen riesen Haufen und lassen die erwähnten kindischen Vorwürfe an sich abprallen. Mit der dritten Platte innerhalb von drei Jahren "Take Off Your Pants And Jacket" haben sie die enge Schublade des simplen 1,2,3,4 ein gutes Stück aufgemacht und das klingt erstaunlich gut.

So sind es die kleinen Dinge, die sofort ins Ohr springen. Ein überraschendes Break hier, softe lalala-Chöre da und eine gute Produktion - die den Pop-Faktor etwas wegschmirgelt - machen die Kür rund. Klar gibt es Abzüge in der B-Note, denn das hier gab es alles schon. Wer aber die musikalische Revolution, Tiefgang oder die Rettung der Welt erwartet, sollte sich mal fragen, ob er denn von Tool oder Radiohead einen Partysong im Reggae-Outfit hören möchte.

Nein? Na dann verstehen wir uns. Leicht verdauliche Kost, und sei es auf dem schmalen Grat zwischen Albernheit und Debilität, kann nur gut sein, damit man den Stock der Ernsthaftigkeit aus dem Hintern bekommt. Also, locker machen, denn wer ständig vom sanften Hauch der Intellektualität umweht wird, bekommt irgendwann den Bierkrug nicht mehr hoch. "Take Off Your Pants And Jacket" hilft beim Stemmen. Prost!

Trackliste

  1. 1. Anthem Part Two
  2. 2. Online Songs
  3. 3. First Date
  4. 4. Happy Holidays, You Bastard
  5. 5. Story Of A Lonely Guy
  6. 6. The Rock Show
  7. 7. Stay Together For The Kids
  8. 8. Roller Coaster
  9. 9. Reckless Abandon
  10. 10. Everytime I Look For You
  11. 11. Give Me One Good Reason
  12. 12. Shut Up
  13. 13. Please Take Me Home

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