Blue Exercise

"Am Jazz stört mich, dass es viele Formationen gibt, in der vier Virtuosen aneinander vorbei spielen. Ich glaube, das hat dem Ruf des Jazz geschadet. Wenn Leute zehn Jahre zusammen spielen hat das eine ganz andere Qualität, als wenn man mal schnell 2-3 Tage jammt und dann ins Studio geht und eine Platte aufnimmt" (Johannes Enders).

Was nicht nur Johannes Enders im Jazz vermisst, sind Kapellen mit einer Bandphilosophie! Sind Musiker, die als homogene Einheit agieren, als musikalischer Organismus. Voraussetzung dafür ist ein eingeschworenes Kollektiv. Nur Musiker die sich (auf zahlreichen Reisen) ein Gefühl des Sich-Verlassen-Könnens erspielt haben, bieten die vertraute Atmosphäre, die als Bedingung für den Solisten fungiert, das Risiko Improvisation bis an seine Grenzen auszuloten.

Blue Exercise besitzen die magische Anziehungskraft einer "gewachsenen" Gemeinschaft, deren Geschichte nicht ohne Höhen und Tiefen verläuft. 1990 startet Klaus Knöpfle mit drei erfahrenen Entdeckern die Expedition Blue Exercise. Vier Jahre später wird der Schweizer "Jazzpapst" Peter Bürli auf die Reisenden aufmerksam und holt die Band in sein DRS 2 Studio nach Zürich. 1995 erscheint das Debütalbum "Big Swim" mit dem Blue Exercise ausgiebig tourt.

Durch gravierende geographische und familiäre Veränderungen sieht sich der Mastermind 1997 gezwungen, die Band neu zu formieren. Er nutzt die Chance, die auch in dieser Krise steckt, und findet neue Gefährten um gemeinsam zu unerforschten Ufern aufzubrechen. Im Trio finden sie zu "ihrem" Sound, der sich auf der Grundlage eines zeitgemäßen Modern Jazz-Begriffs mit den aktuellen Strömungen und Einflüssen des Jazz auseinandersetzt. 2000 nehmen Blue Exercise in der Königsdisziplin "Live-Recording" ein akustisches Album auf.

Kurze Zeit später treffen sie auf den österreichischen Gitarristen Andi Schnoz, dessen cineastisches Gitarrenspiel die Eigenschaften der Band auf magische Weise potenziert. Ein neues Abenteuer beginnt. Sensibel werden die neuen Einflüsse in das Bandkonzept integriert und man tourt ausgiebig mit den "Live"-Songs. Die zum Quartett mutierte Brüderschaft überarbeitet und erneuert ihr Repertoire jedoch alsbald und veröffentlicht 2006 mit "Landeier" ein weiteres Live-Album.

Die Auftritte von Blue Exercise entpuppen sich während der "Landeier"-Tourneen zunehmends zum Spektakel für Ohr und Auge. Dank des immensen Ideen- und Gestaltungsreichtums ihres Gitarristen, der weit mehr als die musikalischen Aspekte einer Live-Performance berücksichtigt, liefern die vier Vollblutjazzer ereignisreiche Shows, die sich durch ihre unaufgesetzte Authentizität auszeichnen und den Besuch eines Blue Exercise-Gigs zu einem einmaligen Erlebnis werden lassen.