Blue Man Group - " How To Become A Megastar Live!"

Endlich schlägt die Rock-Show der Mimen auch in hiesigen Breiten auf. Quasi als Appetit-Häppchen gibt es deshalb (auch wieder: endlich!) "How To Become A Megastar" in Deutschland auf DVD, nachdem sie bislang lediglich als Import zu haben war. Für alle Aficionados des Trios stellt sich hier - nach der gelungenen Erstumsetzung auf Silberling - die Frage nach dem Mehrwert, sollte man bereits Besitzer der ersten DVD sein. Das Fazit, dass man nach dem Genuss des Konzertes ohne Mühen ziehen kann: Legt euch das Teil zu, denn bei "The Complex Rock Tour" haben die Jungs nur geübt. Hier kommt die Reifeprüfung.

Das umfasst sämtliche Aspekte des aufgezeichneten Gigs. Sowohl die Inszenierung der Show als auch Kameraführung, Sound und eingestreute Gags toppen den Vorgänger um Längen; das Bühnenbild gestaltet sich ebenfalls um einiges opulenter mit Laufbändern stilvollerer Beleuchtung. Der professionellere Einsatz der tragbaren Kameras, die Ausflüge der Blue Man Group ins Publikum begleiten, macht sich ebenfalls äußerst positiv bemerkbar.

Zwar sind ein Großteil der Sketche und Songs bereits bekannt, doch die ausgeklügeltere Umsetzung macht deutlich, dass die verantwortlichen Herren ihr Konzept für die stummen Spaßmacher weiter verfeinert haben. Schade, dass das wunderschöne "Exhibit 13" der Neuausrichtung zum Opfer gefallen ist. Die barockere Ausgestaltung des Konzert-Konzeptes - unter anderem kommt die Kaugummi-Wurf-Aktion zum Zuge - macht diesen Verlust jedoch mehr als nur wett.

Wer des Englischen nicht mächtig ist und sich die diversen Einsprecher als Untertitel anzeigen lassen möchte, stößt - einmal mehr - auf unfreiwillige Komik. Ein "Basic Head Bob" heißt auf einmal "einfacher Kopfruck". Die Untertitelung der Songtexte ergibt aber sehr wohl einen Sinn. Die Blue Man Group ist eben nach wie vor ein auf mehreren Ebenen funktionierendes Ganzes. Das Verständnis der Lyrics im Verbund mit den eingespielten Visuals erleichtert den Zugang (beispielhaft: "Sing Along"). Wer auf derlei Verkopftes pfeift, hat dennoch seinen Spaß. Zum Beispiel an Köstlichkeiten wie dem Verarschen von Gitarrengewichse mittels einer Adaption von Pink Floyds "One Of These Days".

Hinter den Späßen der Blaufraktion steckt aber immer wieder eine hintergründige Melancholie, der sie auch hier wieder genügend Raum lassen. Gerade in dieser Hinsicht ziehen die drei Knilche samt Band mit den Gastsängern Adrian Hartley und Peter Moore "The Complex" an einem Strang. Bringen sie mit Engagement ein rührseliges Stück Traurigkeit auf die Bretter, dem man sich kaum entziehen kann.

Wem schon lange keine Gänsehaut mehr den Rücken hinab geriffelt ist, dem seien hier exemplarisch zwei Titel wärmstens ans Herz gelegt. Zum einen der allzeit geniale Opener "Above", der in punkto Dramaturgie und Intensität irgendeinem göttlichen Plan für Konzert-Intros entsprungen sein muss, sowie die leider nur knapp zwei Minuten dauernde Stampforgie "The Feeling". Selten hat das Wort 'audiovisuell' eine eindringliche Verquickung der beiden separaten Elemente besser zusammengefasst. Wahnsinn!

Mit dem 90-minütigen Konzertfilm ist das Paket aber noch lange nicht erschöpft. Im Extrateil wartet ein Video zu "I Feel Love" (süß), eine satte U2-Verhohnepiepelung (mit einem Sänger namens Mono und seinem Gitarristen The Side!!) sowie eine informative Dokumentation mit Interview-Schnipseln der drei Gründungsmitglieder. Gerade als ob das nicht schon genug value for money wäre, ist dem Paket noch eine Audio-CD des Konzertes beigelegt. "How To Become A Megastar" ist ein rundum grandioses Wohlfühl-Päckchen geworden, das sich eigentlich jeder einmal geben sollte.