Boz Boorer - " Miss Pearl"

Boz Boorer führt ein schönes Leben. Als Chef-Gitarrist an der Seite des britischen Exzentrikers Morrissey spielt er auf den Bühnen der großen weiten Welt, zu Hause in England erwarten ihn seine Frau, zwei Töchter und eine riesige Vinylsammlung, und wann immer es ihm seine Freizeit erlaubt, reist er an die portugiesische Algarve in sein eigenes Aufnahmestudio.

Obwohl der 46-Jährige bereits seit den frühen 80ern mit verschiedenen Formationen Platten veröffentlicht, sieht er "Miss Pearl" als sein Solodebüt an, "auf einem gescheiten Label jedenfalls" (Boorer). Randvoll mit den Rhythmen, die sein Leben bedeuten, gerät "Miss Pearl" zu einer stimmigen wie stimmungsvollen Hommage an den Rockabilly.

Gleich im Titeltrack, einem Cover des vergessenen Sun Records-Sängers Jimmy Wages, gibt Boorer die Rockabilly-Rampensau. Der Song schön knapp gehalten (unter zwei Minuten), pickende Gitarren, der Bass am Dauerslappen und Boorers Reibeisen obendrauf: fertig ist der Partytrack.

Getreu der Hochzeit der Rockabilly-Phase Mitte der 50er Jahre, als es vor allem darum ging, die Tanzwütigen mit lustigen Geschichten zu unterhalten, finden sich auch bei Boorer Fun-Titel wie "Atom Bomb Baby" oder "Jitterbop Baby". Einen frühen Höhepunkt erreicht er mit dem Song "Dollar Short", der stimmlich beinahe schon Elvis-Coolness erreicht.

Wer aufgrund des Hauptberufs des Gitarristen auf elegische Riff-Momente der Marke "The More You Ignore Me The Closer I Get" oder "Let Me Kiss You" wartet, ist klar auf der falschen Fete. Und selbst wenn Boorer all sein Herzblut in die Ballade "Deep Shade Of Blue" steckt, ein Crooner ist er nicht.

Haften bleiben das sicherlich schwer autobiografische "Bad Hangover", das launige Ramones-Cover "Rockaway Beach" und die Eddie Cochran-Hommage "She's My Little Woman". Und dass Boorers B-29-er Bomber regelmäßig unsere Herzen erreichen wissen wir natürlich längst.