laut.de-Biographie
Bury Tomorrow
2006 stampfen die Gebrüder Davyd (Basser) und Daniel (Schreihals) Winter Bates Bury Tomorrow aus dem Ackerland rund um Portsmouth und Southampton. Mitstreiter finden sie in Mehdi Vismara und Jason Cameron an den Klampfen, während Adam Jackson die Drums malträtiert. Voller Spielfreude und Optimismus nehmen sie zwei halbgare EPs auf, bevor 2009 die Debüt-Scheibe "Portraits" vereinzelt in den Läden herumlümmelt.
Sechs-Saiter Jackson erklärt den Album-Titel folgendermaßen: "Der Titeltrack erzählt die Geschichte von Oscar Wildes 'Dorian Gray', ein abschreckendes Beispiel der Schönheit und der Schwäche des Lebens. Außerdem schildert 'Portraits' eine Person oder einen Charakter, der in seiner Zeit feststeckt. So sehen wir das Album – es reflektiert unser Gedächtnis in einer musikalischen Form."
Diese Aufnahme bläst Wind in die Segel des Fünfers und das Projekt nimmt langsam Fahrt auf. Eine erste Europa-Tour mit Blessthefall folgt, 2010 teilen sie sich die Bühnen mit Attack Attack! und I See Stars. Auch im nächsten Jahr sind die Tour-begeisterten Jungs ständig auf Achse. Die Mini-Dokumentationen auf Youtube verraten, dass ihnen besonders der Tour-Alltag Spaß bereitet. Stage-Diving, dringende Bedürfnisse auch im Tour-Van erledigen, Wetttrinken und besonderen Fans einen rosa Kuchen schenken gehört genauso zum Band-Inventar wie Drum-Sticks und durchgeschwitzte Unterhosen.
Basser Davyd über die Entstehung des Quintetts: "Wir gründeten uns, als unser Genre in England immer mehr verschwand. Deathcore und Hardcore kamen immer mehr auf. Es schien kein Platz für uns zu sein. Wir wuchsen als Band und gingen mehr in die metallische Richtung des Metalcore, anstatt uns mehr dem Hardcore zuzuwenden. Mittlerweile scheint dies wieder vermehrt Anklang zu finden und so ist es für uns nun eine ziemlich spannende Zeit."
Neben klassischen Inspirationsquellen wie Guns 'n' Roses, Metallica, den Stones oder Megadeth lassen sie sich auch gerne die Riffs von Genre-Größen wie Unearth, Killswitch Engage oder All That Remains um die Ohren peitschen. Ihre Songs gehen jedoch mehr in Richtung der letztgenannten Prügelknaben.
Die ersten Monate 2012 widmen die Engländer dem Studio. Sie prügeln ihren Zweitling "The Union Of Crowns" ein, ehe sie im Frühling und Sommer erneut ihre wachsende Fanschar zum Moshen und Bangen animieren. Mittlerweile dürfen sie sogar kurz nach Morgengrauen die Frühaufsteher des Greenfield Festivals zerlegen. Die zweite und die dritte Platte "Earthbound" erscheinen über Nuclear Blast. "Wir fühlen uns unglaublich geehrt, dass uns Nuclear Blast gesignt hat. Es fühlt sich irreal an, Part eines Labels zu sein, das uns so viel Vertrauen entgegenbringt."
2017 ist das demütige Statement schlecht gealtert. Mit dem Wechsel zu Sony Music stehen die Zeichen wieder auf Veränderung und es wächst die Vision, sich endgültig wie ein Leuchtfeuer im Metalcore-Kosmos auszubreiten. Zumindest sollen Artwork und Titel von "Black Flame" eben jene Aufbruchsstimmung symbolisieren. Tatsächlich untermauert die Platte mit einem unverschämt fett produzierten Sound und noch geradlinigerem Songwriting den Anspruch, ganz oben anzugreifen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die mit dem schnörkellosen Mix aus Metal und Melodie gestartet, dann aber davon abgewichen sind, denken Bury Tomorrow nicht daran, den Verlockungen elektronischer Ornamente zu verfallen. Besonders im Kreise der Metalgemeinde kommt das gut an. Es läuft rund, und wie so oft scheint die größte Herausforderung darin zu bestehen, die neu erspielte Anerkennung zu bestätigen.
Das gelingt bravorös. An einem Punkt, an dem die gestiegenen Erwartungen sich gerne als größter Fein herausstellen, knallen die Jungs von der Insel ihr vielleicht stärkstes Album raus. Nicht nur weil Dany Winterbates sich sehr authentisch seinen fiesesten inneren Dämonen widmet, überzeugt "Cannibal" 2020 auf ganzer Linie und versüßt so manchem Genrefan die konzertarme Corona-Zeit.
Am Höhepunkt ihrer Schaffenskraft verkünden die Briten die Trennung ihres Gitarristen und Goldkehlchens Jason Cameron. Zwar geht man im Guten auseinander, doch die hinterlassene Lücke wiegt schwer. Schließlich hatte Cameron maßgeblichen Anteil daran, dass die Band so viele Geschmäcker vereinen konnte. Mit Ed Hartwell an der Gitarre und Tom Prendergast versuchen Bury Tomorrow trotz herausfordernder Vorzeichen den Neuanfang. Zudem bringt Prendergast mit dem Keyboardspiel ein neues Element ein, das ganz nebenbei dafür sorgt, dass sich Vergleiche mit dem Vergangenen beinahe verbieten.
Das Spiel mit elektronischen Elemente sowie weniger raumgreifende Singstimme rücken den Sound nun doch näher an den modernen Metalcore heran. Wie das klingt? Davon können sich Fans nach einigen unverbindlichen Singles erstmals im März 2023 überzeugen. Mit "The Seventh Sun" erscheint das erste Album in neuer Besetzung.