Porträt

laut.de-Biographie

Butthole Surfers

Die Butthole Surfers stehen für zweierlei: Zum einen sind die Amerikaner Musterbeispiel einer Band, die aus dem American Underground heraus den Grunge in den 80ern und 90ern mit vorbereitet hat. Kurt Cobain sollte die Butthole Surfers später zu seinen wichtigsten Ideengebern küren. Zum anderen steht die Formation für eine ziemlich unnachahmliche Erfolgsgeschichte, in deren Verlauf mithilfe subversiver Mittel sogar der Mainstream erobert wird.

Gibson "Gibby" Haynes (Gesang) und Paul Leary Walthall (Gitarre) gründen die Formation bereits 1981 in San Antonio, Texas. 1983 stößt Jefferey "King" Coffey als Schlagzeuger hinzu. Damit steht der Kern einer Band, die sich ihre Daseinsberechtigung bis in die Gegenwart ihrem hervorragenden Gespür für Provokation verdient hat. Denn wo sich musikalisch grob Alternative Rock aufstempeln lässt, steckt bei den Butthole Surfers eine weit über die Musik hinausgehende Relevanz drunter.

Schon die Titel der ersten LP-Veröffentlichungen auf Touch And Go (Big Black, The Jesus Lizard) und Jello Biafras Alternative Tentacles sprechen Bände – und sorgen dafür, dass Presse sowie Radio- und Musik-TV-Moderatoren größte Probleme haben, überhaupt die Tracknamen auszusprechen: "Chewin' George Lucas' Chocolate", "The Shah Sleeps in Lee Harvey's Grave" oder Platten wie "Independent Worm Land" nebst dementsprechend verquerem Artwork machen es den konservativen Medienoutlets jener Zeit nicht unbedingt leicht.

Aber auch die bald nicht minder berüchtigten Liveauftritte der texanischen Combo sorgen für bleibende Schäden: Im Sinne einer umherziehenden Freakshow mit nackten Tänzerinnen, Videoschnipseln von Geschlechtsumwandlungen und Haynsscher Pyromanie werden vor und auf der Bühne keine Gefangenen gemacht. Drogenmissbrauch ist bald fester Bestandteil der Auftritte. Demenz durch Musik scheint dank der Butthole Surfers in greifbarer Nähe. Erwähnter Cobain lernt Courtney Love übrigens 1991 bei einem solchen Live-Event kennen.

Der prinzipielle Ansatz der Surfers, die sich übrigens auch mit Pseudonymen wie "Vodka Family Winstons" oder "Fred Astaire's Asshole" schmücken, ist ein möglichst respektloser und zugleich wortwitziger Hybrid aus magenreizenden Schockrock-Elementen und dem Durcheinander von Avantgarde, Hardcore und Texas Psychedelia. Als wollten Haynes und Co. das Trauma ihrer Songwritinglehrstunden bloß so schnell wie möglich vergessen, wird zusammengeworfen, was zumindest im ersten Ohrgang so gar nicht zusammenpasst.

Zur Überraschung der meisten – der Urheber vermutlich inklusive – erobert die buttholesurfersche Krude-trifft-konfrontativ-Mischung Mitte der 90er dann sogar den Mainstream-Geschmack. 1992 unterschreibt die Band einen Majorlabel-Vertrag mit Capitol Records. Mit diesem Geld im Rücken erhält im darauffolgenden Jahr die Single "Who Was In My Room Last Night?" erstmals nicht mehr nur die Kulthörerschaften der Vorjahre. Mit der ironischen wie Beck-artigen Single "Pepper" und mit Unterstützung der MTV-Kultsendung "Beavis & Butthead" erreicht man schließlich die US-Top40.

Anfang des neuen Jahrhunderts veröffentlichen die Butthole Surfers nach längerer Pause wieder ein neues Album. Auf "Weird Revolution" kommen erstmals auch verstärkt elektronische Einflüsse von Bands wie Massive Attack zum Tragen. An Halloween 2009 erklärt Haynes eine einstweilige Bandpause, schließt aber weitere Veröffentlichungen in Zukunft nicht aus.

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