Porträt

laut.de-Biographie

CARY

"Mein größter Wunsch ist es, Leuten mit meiner Musik Zuversicht zu geben", erklärt CARY gegenüber dem Twisted Male Mag. Klingt ein bisschen paradox aus dem Mund einer Künstlerin, deren Songtexte sich größtenteils um wahrhaftig stockfinstere Themen drehen. Aber Widersprüchlichkeit gehört für die Sängerin aus Leipzig zur Authentizität dazu.

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Wie aus dem Nichts erscheint CARY Ende 2021 auf der Bildfläche. Ihre Debütsingle trägt den passenden Titel "Fahr Los", sie geht einer vier Tracks starken EP namens "Dialog" voraus. Zwischen Pop, R'n'B und Hip Hop verortet die verblüffte Presse, was sie da hört. Bei der Juice versuchen sie, mit Formulierungen wie "Trap-Drum-Patterns, die sich an ein organisches Piano schmiegen" CARYs hybriden Sound irgendwie zu packen zu bekommen. Die musikalische Mixtur, vor allem aber CARYs Gesang und ihre so aufrichtigen wie tiefgehenden Texte kommen gut an.

Ganz so von Null auf Hundert, wie es von außen wirkt, gestaltete sich CARYs Reise natürlich nicht, eher von sehr, sehr langer Hand und mit noch längerem Atem geplant: Schon als Kleinkind malträtiert CARY das familieneigene Klavier. Mit sechs Jahren gibt sie selbstbewusst zu Protokoll, sie wolle Sängerin werden.

Andere mögen ihren Berufswunsch als Kleinmädchentraum abtun, CARY aber bleibt dran. Ein Jahr später, mit sieben, hat sie bereits den ersten selbstgeschriebenen Song im Repertoire. Sie beginnt später, eigene Beats zu produzieren.

Texte auf Deutsch zu schreiben, hatte sie eigentlich gar nicht vorgehabt, das habe sich nur irgendwann so ergeben, "weil mein Englisch zu schlecht war". Aus dieser vermeintlichen Schwäche erwächst rasch CARYs größte Stärke: In ihrer Muttersprache textet sie präziser, nachvollziehbarer, berührender als die meisten ihrer Kolleg*innen.

2021 hat eigentlich die Corona-Pandemie den Kulturbetrieb weitgehend lahmgelegt. Es spricht für CARYs Qualitäten, dass sie ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit einen Karrierestart nach Maß hinlegt. Nach zwei Jahren Bastelarbeit daran veröffentlicht sie beim Berliner Indie-Label BDK Artists ihre Debüt-EP. Der "Dialog" ist eröffnet.

Erste Live-Auftritte folgen auf dem Fuß: "Auf der Bühne kann ich IMMER loslassen und mich so fühlen, wie ich fühlen will", erklärt sie. "Ich muss nicht nachdenken, selbst wenn ich mal einen Texthänger habe, dann ist das nicht schlimm, die Musik trägt den Song weiter." Als Live-Performerin überzeugt sie bald auch andere Musiker*innen: Finna, Disarstar, Pohlmann, Alyona Alyona ... alle laden sie als Support-Act und fahren gut damit. CARY kooperiert zudem mit Mauli.

CARY - Lauf Aktuelles Album
CARY Lauf
Obacht! Ameisenstraße im Kopf.

Anfang des Jahres 2023 findet sie beim All Female-Label 365XX eine neue Labelheimat. Hier nimmt ihre zweite EP "Lauf" Gestalt an: Als Rap bezeichnet das wahrscheinlich niemand mehr, dafür haben Spuren von Garage, Drum'n'Bass und Ambient Einzug in ihren R'n'B-Pop gehalten. Im Zentrum stehen aber nach wie vor CARYs Gesang und ihre Texte.

Hier geht die Leipzigerin keine Kompromisse ein. Sie thematisiert gerade das, was wehtut: Depression, Einsamkeit und Minderwertigkeits- und Verlorenheitsgefühle. Auch um schwierige Familienbeziehungen macht sie keinen Bogen. Nach dem Verlust der Mutter und dem Bruch mit ihrem Vater weiß CARY darüber genauestens Bescheid.

Nicht nur in ihrer Musik befasst sich CARY mit den dunklen Seiten des Lebens: Unter dem Banner "Deep Talk" spricht sie auch bei Instagram immer wieder schmerzhafte Themen an, tauscht sich mit ihrer Follower*innenschaft über mentale Gesundheit, ihre Angst vor der Dunkelheit, Außenseitertum, Krankheiten und ähnliches aus.

"Ich weiß, was Musik und Texte in depressiven Phasen bedeuten können", ist sich CARY bewusst, genau wie der Gefahr, sich damit in düstere Stimmungen hineinzusteigern. "Andererseits findet man aber auch ganz schnell Hoffnung", und die kann man ja nun wirklich jederzeit gebrauchen.

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Alben

CARY - Lauf: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2023 Lauf

Kritik von Dani Fromm

Obacht! Ameisenstraße im Kopf. (0 Kommentare)

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