laut.de-Biographie
Finna
"Für mich geht es in meiner Musik nicht nur um die Musik, sondern meine persönliche Emanzipation aus systemischen Zwängen." Bereits mit ihrer ersten Single positioniert sich Finna als explizit politische Stimme. Die selbsterklärte queerfeministische Rapperin engagiert sich gegen Sexismus, Homophobie, Transphobie und Rassismus, aber auch dafür, Wasser als Menschenrecht anzuerkennen. Von Deutschrap wünscht sie sich gegenüber dem Supernova-Mag, das es zu den "Wurzeln zum ursprünglichen Hip Hop zurückfindet", um "die Stimme gegen Ungerechtigkeit zu erheben."
Finna wird in Hamburg geboren und wächst im schleswig-holsteinischen Ahrensburg auf. Im kleinstädtischen Umfeld sei sie "immer zu laut, zu leise, zu arm, zu dumm oder zu anders" gewesen, verrät sie der Backspin. Zumeist sei sie "einfach das Assi-Kind" geblieben, das "von allen bemitleidet wurde". Der Gesang bietet ihr eine "Pause vom Alltag, sozialen Barrieren, Zwängen, Zweifeln und Ängsten". Mit Rap-Musik fremdelt sie hingegen lange, bis eine Freundin sie auf Angel Haze, Kate Tempest, Gavlyn und vor allem Sookee aufmerksam macht, die zu ihrem Idol avanciert.
2015 veröffentlicht sie ihre erste Single "Musik Ist Politik", mit der sie einen von fünf Preisen bei "Krach & Getöse" gewinnt. Der Hamburger Musik-Preis geht einher mit einem Förderprogramm, das Auftritte und Aufnahmen, Werbung und Workshops umfasst. Ein Jahr später entsteht in Finnland der Song "Cool Ist Mir Zu Kalt" im Rahmen des Projekts MusicFinland. Doch ihre umtriebige Arbeit findet ein jähes Ende. Einen Tag nach ihrer Performance beim Spektrum-Festival zwingt sie eine psychische Erkrankung zu einer Auszeit, die sich über gleich mehrere Jahre zieht.
Anfang 2020 feiert sie ihr Comeback mit dem Musikvideo "Overscheiß", in dem sie sich nach medikamentenbedingter Gewichtszunahme freizügig in Szene setzt. Die Single macht sich für Body Positivity stark. Lizzo, Beth Ditto oder auch Missy Elliott seien diesbezüglich Wegbereiterinnen. "Wir alle haben schon früh beigebracht bekommen, was schön ist und was nicht. Die Gesellschaft reproduziert ihre Ideale immer wieder und hält sie uns allen ständig vor. Deswegen ist es wichtig, das zu hinterfragen und sich ein eigenes Bild von Schönheit zu machen", erzählt Finna im taz-Interview.
2021 weitet sich ihre mediale Präsenz aus. Für die MDR-Miniserie "Straight Outta Crostwitz" arbeitet sie als Rap-Coach für Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer. Mit ihrer Single "Papierkrieg" tritt sie in Oliver Polaks "Gedankenpalast" im Bayerischen Rundfunk auf. Als Gegenentwurf zum breitschultrigen Rap des Mainstreams veröffentlicht sie "Staying Soft" mit Mino Riot und Sayes, das sie als "feinfühliges Plädoyer zum 'Weich-Sein'" verstanden wissen wollen. Damit gibt Finna die Stoßrichtung für ihr Debütalbum "Zartcore" vor, das sie im Frühjahr 2022 mit dem Titelsong ankündigt.
So wirbt die Rapperin dafür, menschliche Vielfalt anzuerkennen, ohne es dabei für Werbezwecke zu missbrauchen: "Diversität als Marketingstrategie ist auch wieder Kapitalismuskacke." Sie selbst entzieht sich schon stilistisch den Vorgaben des Marktes. "Meine Atmo ist nie perfekt, immer 'n bisschen schäbig, manchmal sexy, oft ranzig, stinkt ein bisschen, fühlt sich aber im Gesamten irgendwie ganz geil an. Wer das cool findet und keine aalglatte Hip-Hop-Trap-Pop-Mucke erwartet, sondern sich auch in schrubbelige Beats verlieben kann, ist bei mir genau richtig."
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