laut.de-Kritik

Gute Stücke in aufwändiger Prog Rock-Verpackung.

Review von

Eine gewaltige Portion Mut ist vonnöten, um nach fünfzehn Jahren Studiopause mit einem knapp 70-minütigen Prog Rock-Konzeptalbum zurück zu kehren. Doch Camper van Beethoven sind keine gewöhnliche Band und scheuen sich auch nicht vor ungewöhnlichen Entscheidungen. "In unserer Musik hat es immer ein Prog Rock-Element gegeben. In diesem Album haben wir es ausgebaut, und wenn du mal angefangen hast, mit diesem Stil rumzuspielen, ist der Schritt zum Konzeptalbum oder gar zur Rockoper nicht mehr weit", erklärt Frontmann David Lowery auf der Homepage der kalifornischen Band.

Die Geschichte spielt in der Zukunft. Die USA sind in eine Vielzahl an Kleinstaaten zerfallen, die sich gelegentlich gegenseitig bekämpfen. In Kalifornien hat ein Bürgerkrieg gewütet, aus der Fundamentalist Christian Republic Of Texas ist ein neofaschistischer Staat geworden. Die Hauptrolle spielt ein Soldat in einer texanischen Eliteeinheit, der verwundet wird, verhängnisvollen Drogen verfällt und schließlich zur anderen Seite überläuft.

Obwohl sich Lowery mit seiner anderen Band Cracker in der Vergangenheit deutlich gegen George W. Bush ausgesprochen hat, will er das Album nicht als explizit politisch verstanden wissen. "Die Geschichte handelt nicht wirklich von Irak, Afghanistan oder vom Krieg. Es geht um den Graben zwischen den 'roten' und 'blauen' Teilen des Landes. Ich habe Science Fiction daraus gemacht, um die Unterschiede aufzublasen. Außerdem war es so einfacher, die Dinge etwas leichter und witziger darzustellen." Ziemlich absurd, zumal auch Aliens vorkommen und zum Schluss eine "Discoteque CvD" in die Luft fliegt.

Musikalisch zollt das Album den verschiedenen Orientierungen der einzelnen Mitglieder Tribut. "Fünf oder sechs Leute in der Band zu haben, die alle Entscheidungen treffen, ist eine Herausforderung, aber auch eine gute Sache. Wir wollten uns nicht streiten, also haben wir einfach alles drin gelassen", teilt Lowery mit. Zwar hält sich die Länge der Gitarrensoli einigermaßen in Grenzen, doch ist schon etwas Geduld nötig, um zwischen unnötiger Klangverpackung die interessanten Momente zu finden.

Mit Geige und mehreren verstärkten Gitarren, die sich gegenseitig antreiben, beginnt das Album mit "New Sons Of The New Golden West" in typischer Prog Rock-Manier. Anstatt das Thema allzu auszureizen, gehen CvB rasch in das schon fast radiotaugliche "51-7" über. Eine wunderbare Pedal Steel-Gitarre führt das langsame "That Gum You Like Is Back In Style" ein, während in "Might Makes Right" eine Mischung aus Ska und Polka zum Mitwippen einlädt. "Militia Song" erinnert an irisches Folklore, "R'n'R Uzbekistan" kehrt kurz nach Osteuropa zurück. Der Titeltrack entpuppt sich als Ballade, "Los Tigres Traficantes" als fröhliches TexMex-Instrumental. Das chorale "Civil Disobedience" führt zum fast tanzbaren "Discoteque CvD", das folkige "Hey Brother" bietet einen versöhnlichen Abschluss.

Trotz einiger Unzulänglichkeiten ist Camper van Beethoven mit "New Roman Times" ein beachtliches Comeback gelungen. Sie sind keine Kompromisse eingegangen und haben das Album wie zu Gründerzeiten auf ihrem eigenen Label Pitch-A-Tent veröffentlicht. So viel Mut, Selbstbewusstsein und musikalische Fähigkeit gehören belohnt. Zum Beispiel mit dem Besuch eines ihrer Deutschlandkonzerte im Dezember 2004.

Trackliste

  1. 1. Prelude
  2. 2. Sons Of The New Golden West
  3. 3. 51-7
  4. 4. White Fluffy Clouds
  5. 5. That Gum You Like Is Back In Style
  6. 6. Might Makes Right
  7. 7. Militia Song
  8. 8. R'n'R Uzbekistan
  9. 9. Sons Of The New Golden West(Reprise)
  10. 10. New Roman Times
  11. 11. The Poppies Of Balmorhea
  12. 12. The Long Plastic Hallway
  13. 13. I Am Talking To This Flowers
  14. 14. Come Out
  15. 15. Los Tigres Traficantes
  16. 16. I Hate This Part Of Texas
  17. 17. Hippy Chix
  18. 18. Civil Discobedience
  19. 19. Discotheque CVB
  20. 20. Hey Brother

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