Porträt

laut.de-Biographie

Captain Comatose

Schräge Vogel haben es häufig schwer genug, das richtige Publikum für ihre eigenwilligen Ideen zu finden. Zwei, die ihren Weg als Geschmacks-Avantgardisten im weitesten Sinne seit Jahren unbeirrt verfolgen, sind DJ Snax und Khan, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Captain Comatose. Zwischen kunstsinniger Hochkultur und räudiger Subkultur hat das Duo mit seinem künstlerischen Output ein bizarres Terrain abgesteckt, das nur wenige mit ihnen zu betreten wagen.

Captain Comatose - Up In Flames Aktuelles Album
Captain Comatose Up In Flames
Hier geht es um knisternde Energie und wild züngelndes Verlangen.

Die Wurzeln von Captain Comatose liegen in Berlin, wo sich Snax, der im bürgerlichen Leben (ja, auch so etwas gibt es bei ihm) Paul Bonomo heißt und Khan alias Can Oral, bei einer Modenschau über den Weg laufen. Trotz Sprachbarrieren schaffen es die beiden, ihre Adressen auszutauschen und siehe da ... in New York wohnt man tatsächlich im selben Viertel. Die Initialzündung für Captain Comatose erfolgt beiläufig und trägt doch den Samen für eine jahrelange Kooperation in sich, die sich allerdings erst 1999 in ihrem ersten Release "Comatose Captain" festmachen lässt.

Can Oral aka Khan kommt als Sohn einer finnischen Mutter und eines türkischen Vaters zur Welt und entdeckt früh die Musik für sich. Zuerst Hip Hop und No Wave, später dann rockende Gitarrenriffs, Khan probiert die verschiedensten Sachen aus, um sich schließlich einen Atari samt Sampler zu kaufen. Ende der 80er taucht er in die Kölner Szene um Mike Ink (Wolfgang Voigt), Jörg Burger (The Modernist), Air Liquide alias Walker (Ingmar Koch) und seinen Bruder Cem Oral (Jammin Unit) ein und produziert eigene Tracks.

1992 zieht es Khan nach New York City, wo er mit Jimi Tenor zusammen wohnt und sich schnell einen Namen macht: ob als DJ auf den frühen Illbient-Parties in der Rolle des Produzenten (Bizz O.D., Global Electronic Network, Cube 40, Kid & Khan) oder hinter dem Tresen seines Plattenladens Temple Records, Khan prägt die Clubszene im Big Apple maßgeblich mit.

Mehrere Dutzend Releases auf Labels wie Mille Plateaux, Harvest, bem berühmten Chicagoer Imprint Trax Records, Matador oder dem eigenen El Turco Loco Outlet zeugen von seiner Vielseitigkeit. Ähnlich produktiv ist auch Snax, der in Washington D.C. zur Welt kommt und sich nach Jahren der Wanderschaft in New York niederlässt. Dort ist er in zahlreiche Hip Hop- und Elektronik-Projekte involviert und betreibt mit Random Records auch sein eigenes Plattenlabel.

Von 1999 an firmieren Khan und Snax unter dem Pseudonym Captain Comatose und heben damit Clubkultur und Wahnsinn auf eine neue Evolutionsstufe. Inspiration holen sich Captain Comatose vorzugsweise in den schummrigen Halbwelten, die der Normalbürger mit dem Ausdruck von Abscheu und Ekel im Gesicht zu ignorieren versucht. Gleich die erste EP "Comatose Captain" mausert sich zum Dancefloor-Burner und gibt den Takt für die weiteren Releases vor.

Kooperationen und Produktionsarbeiten mit Kid Kongo Powers aus der Nick Cave-Band, Francoise Cactus von Stereo Total, Hanin Elias, Andre Williams, Diamanda Galás oder Jon Spencer können Snax und Khan ebenfalls auf der Habenseite verbuchen.

Seit 2001 ist das Duo in Berlin ansässig. Nach den erfolgreichen Maxis "$100" und "Don't Come Back" erscheint 2003 mit "Going Out" das erste Captain Comatose-Album. Die Sleaze-House-Nummer "Price Gun Baby" ist ein Garant für schlüpfriges Tanzverhalten und erfreut sich nicht nur bei Ata und Ricardo Villalobos größter Beliebtheit. Remixe für Chicks On Speed, Gus Gus und Chelons R. Jones verkürzen die Wartezeit auf den im Frühjahr 2005 erscheinenden zweiten Longplayer "Up In Flames".

Alben

Captain Comatose - Up In Flames: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2005 Up In Flames

Kritik von Daniel Straub

Hier geht es um knisternde Energie und wild züngelndes Verlangen. (0 Kommentare)

Surftipps

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