laut.de-Kritik

Doom Metal ist nicht gleich Doom Metal.

Review von

Als seinerzeit das erste Cathedral-Album "Forest Of Equillibrium" erschien, stand der kleine Eddy sofort beim Plattenhändler seines Vertrauens und griff sich das Ding im edlen Faltcover ab. Von den epischen Candlemass-Alben dermaßen beeinflusst, wollte er sich unbedingt den nächsten Gourmethappen in Sachen Doom Metal reinziehen.

Wie groß war die Ernüchterung, als es keine epischen Songs mit erhabenem Gesang zu lauschen gab, sondern viel eher zähe Lavariffs mit scheinbar uninspiriertem Gegrunze. Mit zarten 16 Jahren gab es in Sachen Metal doch noch einiges zu lernen. Vor allem, dass Doom Metal nicht gleich Doom Metal ist. Cathedral waren jedenfalls schnell für mich gegessen und seitdem hielt sich das Interesse für die Briten in engen Grenzen. Nun schieben mir Nuclear Blast aber "The Garden Of Unearthly Delights" unter und bringen die Band in meine Erinnerung zurück.

So langsam regt sich in mir der Verdacht, dass ich "Forest Of Equillibrium" vielleicht gelegentlich noch mal auflegen sollte, denn was mir auf "TGOUD" entgegen schallt, ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. "Tree Of Life" knarzt nach dem Intro schon ganz gut vor sich hin und bietet gefälligen Doomrock mit der markanten Stimme von Lee Dorian. Nach einem weiteren, sehr coolen Sample als Intro, geht "North Berwick Witch Trials" als astreiner Wüstenrock durch, wie ihn Monster Magnet nicht besser hinbekommen könnten.

Bei "Upon Azrael's Wings" kommt zum ersten Mal kurz eine leider nicht näher genannte Dame zum Einsatz, die vor allem "The Garden" mit ihrer tollen Stimme veredelt. Daran anschließend ist "Corpsecycle" wieder eine erstklassige Rocknummer, die tolle Melodien verströmt und direkt in die Beine geht. Dass man sich bei Cathedral nie zu sicher fühlen sollte, zeigt das kurze, mit Streichern unterlegte Intermezzo "Fields Of Zagara", bei dem im Hintergrund ständig wirre Schlachtengeräusche zu hören sind.

"Oro The Manslayer" zieht das Tempo deutlich an und ist an sich auch 'ne richtig gute Nummer, nur konnte ich noch nie viel mit diesen Endlosjams anfangen, wie sie vielen Hippie-Bands zu eigen sind. Fans von Cathedral wissen vermutlich aber genau das zu schätzen. "Beneath The Funeral Sun" ist das sperrigste Stuck des Albums und vor allem die Breaks wirken schon beinahe willkürlich. Das Stück will seinen Rhythmus irgendwie nicht so ganz finden.

Das Problem hat das beinahe halbstündige Monumentalwerk "The Garden" weiß Gott nicht. Von bereits erwähnter Dame herrlich verträumt eingeleitet, wandelt sich das Stück schnell in eine zugig rockende Nummer, nur um zwischenzeitlich ähnlich sperrig zu werden, wie "Beneath The Funeral Sun". Doomparts, sphärische Klänge, erneut ein wenig Frauengesang, der Song packt alles unter einen Hut und lässt dabei weder Langeweile aufkommen, noch wirkt er auch nur ansatzweise zerfahren.

"Proga-Europa" ist nach einer fünfminütigen Pause zwar nur noch als äußerst sparsam zu bezeichnen, bringt das positive Allgemeinbild aber nicht mehr durcheinander.

Trackliste

  1. 1. Dearth Ad 2005
  2. 2. Tree Of Life And Death
  3. 3. North Berwick Witch Trials
  4. 4. Upon Azreal's Wings
  5. 5. Corpsecyle
  6. 6. Fields Of Zagara
  7. 7. Oro The Manslayer
  8. 8. Beneath A Funeral Sun
  9. 9. The Garden
  10. 10. Proga-Europa (Hidden Track)

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LAUT.DE-PORTRÄT Cathedral

Lee Dorian hat sich seine ersten Sporen schon in den 80ern verdient, als er die B-Seite des legendären Napalm Death-Debüts "Scum" eingeschrien hat.

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