laut.de-Kritik

Die drei Eluveitie-Aussteiger finden ihren eigenen Sound.

Review von

Aus der Asche einer großartigen Band entsteht manchmal eine weitere großartige Band. So auch im Falle Cellar Darlings, die entstanden sind, nachdem sich das Trio Anna Murphy/Merlin Sutter/Ivo Henzi 2016 nach einem Streit überraschend von Eluveitie trennten. Diese Entscheidung könnte kreativ gesehen die beste ihrer Karriere gewesen sein. Nicht nur hatten die Musiker ruckzuck Material für ein Album zusammen, vor allem klingt das Ergebnis im besten Sinne "befreit".

Stilistisch zieht die Band eine klare Linie zu Eluveitie. Mit Melodic Death Metal haben Celler Darling nichts mehr am Hut. Zwar langt Ivo Henzi im Riffdepartment ab und zu mal etwas härter zu, doch im Zentrum steht zu jeder Zeit der von Anna Murphys verträumtem Klargesang und ihrer Drehleier ausgehende Folk-Vibe. Genretypischer Pathos ist dabei durchaus vorhanden, bleibt jedoch angenehm unaufdringlich.

Es mag zwar zunächst etwas befremdlich wirken, wie Anna gleich zu Beginn in "Avalanche" die Worte beugt und Melodien daraus formt, doch das kindlich Verspielte daran hat durch einen progressiven Reiz. Die Harmonielinien – egal ob Gesang oder Drehleier – sind nie einfach nur da, um hängen zu bleiben. Der Vergleich zu Anneke van Giersbergen drängt sich auf. Statt geradlinigen Tonfolgen entfalten sich über mehrere Takte hinweg wogende Ranken – unvorhersehbar, unverbraucht, mal mystisch, mal energisch wachsend.

Wichtiges Element des Cellar Darlings-Sounds sind auch die Kontraste. "Six Days" pendelt zwischen zarten Klavier- und Flöteneinspielungen und einigen der massivsten Gitarrenwände des Albums. Der Song verfügt über Stilmittel des Doom, des Symphonic Metal und des Folk-Pop. "The Hermit" stellt Thrash-Anleihen und treibende Hooks ins Zentrum, bei "High Above The Crowns" dominieren Harmonien, die an den "Herr Der Ringe"-Soundtrack erinnern.

An Abwechslung mangelt es "This Is The Sound" jedenfalls nicht. Einen der überraschendsten Momente, heben sich Celler Darling bis kurz vor Schluss auf. In "Hedonia" packt Anna zu spartanischer Instrumentierung ihr Schwitzerdütsch aus und bietet verhaltene Jodeleinlagen. Bei den Zeilen "Alles verliert seine Farbe und legt sich still zur Ruh'" wähnt man sich im zeitlichen Stillstand – allerdings nur zu Beginn und am Ende des Songs, denn im Mittelteil drehen Annas Drehleier-Finger plötzlich durch: Im Uptempo gehts durchs Mondlicht.

"This Is The Sound" klingt, als wüsste die Band genau, wo sie künftig hin möchte. Und so bitter die Trennung auch gewesen sein mag: Angesichts dieses Debüts wünscht man sich Anna Murphy, Ivo Henze und Merlin Sutter an keine andere Stelle.

Trackliste

  1. 1. Avalanche
  2. 2. Black Moon
  3. 3. Challenge
  4. 4. Hullaballoo
  5. 5. Six Days
  6. 6. The Hermit
  7. 7. Water
  8. 8. Fire, Wind & Earth
  9. 9. Rebels
  10. 10. Under The Oak Tree
  11. 11. High Above The Crowns
  12. 12. Starcrusher
  13. 13. Hedonia
  14. 14. Redemption

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