laut.de-Kritik
Coole Verjazzung von House- und Techno-Klassikern.
Review von Janosch MüllerWie schon auf "Drumlesson Eins" verjazzt Christian Prommer Klassiker des House und Techno. Der Wiedererkennungswert ist dabei nicht so wichtig. Auch Nostalgie beschwören nur wenige Stücke wie das Remake des legendären "Jaguar".
Mindestens genau so viel liegt Prommer an einem eigenen Flair und einem eigenen Stil - und der besteht in purer Coolness. Da will man sich glatt einen Trenchcoat kaufen, einen Detektivhut aufsetzen und mit Pokerface und großen Schritten durch die Gassen nächtlicher Metropolen streifen.
"Drumlesson" heißt dieses Remakealbum, weil alle Tracks auf Percussions aufbauen. Die Rhythmen sind oft knapp und repetitiv, aber immer haarfein ausbalanciert. Zu den Percussions gesellen sich, vorsichtig dosiert, Bass, Piano, Keyboard-Orgel, Schlagzeug und Gitarre. Christian Dieners präsentes und inspiriertes Bassspiel verbindet Rhythmen und Melodien und ist oft die heimliche Seele der Stücke. Der Pianist Roberto di Gioia zeigt sein großes Können, wann immer er ein wenig Freiraum hat. Ansonsten agiert er aber, wie schon im Verbund mit Klaus Doldinger, oft ein bisschen zu brav.
Vielleicht ist es aber auch die Produktion, die ihn mitsamt Uwe Karpa an der Gitarre immer wieder zur Unauffälligkeit verdammt. Die meiste Arbeit wurde bei diesem Album eindeutig ins Abmischen und Produzieren gesteckt. Das geht zu Lasten der Lebendigkeit. Die gute Besetzung hätte sicher Funken sprühen können, wenn man nicht alle Spitzen abgeschliffen hätte.
Auch beim Songaufbau dominiert die glatte Linie. Oft werden die Instrumente langsam ein- und ausgefadet. Wahrscheinlich hat Koproduzent Peter Kruder es sich nicht nehmen lassen, die Lautstärkeregler für die einzelnen Spuren extra-lässig zu bedienen und an den saturierten Beats mitzuwerkeln. Das Ergebnis ist eine unaufgeregte und unantastbare Vorwärtsbewegung mit wenig Kontrasten: Pure Coolness eben.
Wie schon seinerzeit als Teil des Trüby Trios und deren selbstbetitelter "Elevator Music" liebäugelt Prommer dadurch mit dem Jet Set. Versteckt sich unter dem Trenchcoat womöglich eine Krawatte? Unter dem Detektivhut eine Föhnfrisur?
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